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Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 01:25
von Norbert
Der hier vorgestellte MÄRKLIN Starkstrom–Elektromotor ist baugleich mit dem Motor No. 301 für den Metallbaukasten.
Er wurde in der Rubrik Elektromotoren als einer von mehreren Modellen für den allgemeinen Gebrauch angeboten.
2018 erwarb ich ihn in funktionstüchtigem, aber ziemlich verschmutzten Zustand.
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Abb 1 MEM 1921 #301 Ebay.jpg
Der Motor ist mit Hilfe von vier abgewinkelten und vernickelten Flacheisen auf einem Holzsbrettchen montiert, welches seinerseits vier Bohrungen zur Befestigung in der Arbeitsumgebung aufweist.
Auf der Unterseite des Brettchens steht No 1261, ein rot gestempeltes MÄRKLIN-Wappen zwischen dem Text Made in und Germany, sowie ein Vermerk des Besitzers, den ich als Nempp/TB lese.
Die angegebene Nummer kann ich mit keinem MÄRKLIN-Produkt in Verbindung bringen.
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Abb 2 MEM 1921 #301 MHK D1-25 #3299-301.jpg
Dieser Motor erscheint erstmals im Kundenkatalog D1 von 1921 auf Seite 25 unter der Nummer 3299/301. Es ist nicht zu übersehen, daß es derselbe Motor ist, der seit 1919 für das Metallbaukasten-Programm unter der Nummer 301 angeboten wird. Wie dieser wird er mit dem notwendigen Zubehör, aber ohne Kohlenfadenlampe geliefert, die nach den örtlichen Gegebenheiten vom Kunden zu beschaffen war.
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Abb 3 MEM 1921 #301 zerlegt #5540.jpg
Zur Reinigung habe ich den Motor zunächst vom Grundbrett abgeschraubt und dann komplett zerlegt. Ähnlich wie bei den Uhrwerkmotoren sind Motor und Getriebe zwischen zwei Rechteckplatten mit Randlochung angeordnet. Mit 9 x 7 Loch ist er genau so groß, wie der kleine Uhrwerkmotor No. 201.
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Abb 4 MEM 1921 #301 Sockel #5545.jpg
Hier das Grundbrett mit dem gewinkelten und teilweise gekröpften Befestigungsbändern.
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Abb 5 MEM 1921 #301 Vorderseite a-i #5554&55kr.jpg
Das ist die Vorderseite des Motors mit den zwei Bedienungshebeln für Stromzufuhr und Triebwellen. Links die Außen-, rechts die Innenseite.
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Abb 6 MEM 1921 #301 Feldwicklung #5562&64kr.jpg
Der Aufbau des Motors ist ein Beispiel für praktische Einfachheit: eine einzige stoffumwickelte Spule wird durch Verdrehen mittig gekreuzt und mit den beiden entstehenden Ösen über vier paarweise angeordnete Feldbleche der beiden Seiten eingehängt.
Eine Frage an die TinPlate-Sammler: mich interessiert, ob die Motoren der MÄRKLIN Eisenbahn-Lokomotiven dieser Zeit ebenso aufgebaut waren, oder ob dort bereits Blechpakete verwendet worden sind, um die leistungszehrenden Wirbelströme zu vermindern.
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Abb 7 MEM 1921 #301 Anker #5569&72&83k.jpg
Der gleich einfache Aufbau ist beim Anker zu beobachten, der ebenfalls aus nur zwei geformten Blechteilen besteht.
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Abb 9 MEM 1921 #301 Holzplatte #5578.jpg
Die gereinigte und mit einem Holzöl behandelte Gundplatte. Zur besseen Lesbarkeit sind die beiden Messingplaketten vergrößert dargestellt.
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Abb 9 MEM 1921 #301 Restauriert #5591&5600r.jpg
Der restaurierte Motor erscheint nun in neuem Glanz.
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Abb 10 MEM 1921 #301 In Betrieb #5907.jpg
Der Motor in Betrieb. Dazu ist ein Lampenwiderstand mit Schalter notwendig, der die Netzspannung je nach Belastung auf 40 – 60 V reduziert.
Aus Sicherheitsgründen wurden keine alten, sondern textilummantelte neuzeitliche Kabel zusammen mit den alten MÄRKLIN-Steckern verwendet.
Bei einem Betrieb ohne Trenntransformator ist ist höchste Vorsicht geboten! Bei derzeit vorschriftsmäßigen Haus-Installationen sorgt zwar ein Fehlerstromschalter für die notwendige Sicherheit, jedoch ist das noch nicht überall der Fall.
Deshalb muß unbedingt darauf geachtet werden, daß der mit dem Motorgehäuse verbunden Pol mit dem geerdeten Nulleiter der Steckdose verbunden ist.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 07:06
von Jost
Hallo Norbert,

ein toller Motor, der mit der Technik des Vorwiderstandes zeigt, wie man es früher mit der Stromversorgung gelöst hat. Aber wie Du schon geschrieben hast, verdammt (lebens-)gefährlich mit den spannungsführenden Teilen >42 V. Eigentlich kann man ihn nur als spannungsfreies Ausstellungstück verwenden.

Wie ist er leistungsmäßig aufgestellt? Kann (konnte) man damit auch größere Modelle antreiben? Die Vorwiderstände dürfte es heute auch nicht mehr neu geben. Du schreibst, die Spannung wird von 110 - 250 V auf 40 - 60 V am Motor reduziert. Das müßte dann ja bedeuten, daß man den Motor mit 40 V - 60 V Gleichspannung ohne den Vorwiderstand betreiben könnte? Dann liegt man unterhalb der Grenze von 60 V für Kleinspannung und kommt in den ungefährlichen Bereich.

Viele Grüße
Jost

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 09:18
von märklin_fan
Eine saubere Restaurierung Norbert 👍👍
Diese Allstromschaltungen mit Lampen als Vorwiderstand waren damals ja auch für Spielzeugeisenbahnen gebräuchlich. Da ist es sicher auch zu Stromunfällen gekommen.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 12:38
von Ypsilon
Danke für den schönen Bericht. Ich finde den Motor auch sehr interessant. Du bist mir aber voraus, da du die zugehörige Schalteinheit besitzt. Danach suche ich schon länger.
Die in der Eisenbahn verwendeten Motoren waren in der Zeit genau so aufgebaut. Es dürften zur Spur 1 identische Teile verwendet worden sein.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 14:06
von Norbert
Vielen Dank für die positiven Kommentare.

@Jost
Wie ist er leistungsmäßig aufgestellt?
Ich habe den Motor mangels geeignetem Antriebsmodell nur im Leerlauf betreiben können, denke aber, daß man ihm nicht besonders viel abfordern kann, da der Wirkungsgrad aufgrund der Bauweise gering sein wird.

Wichtig ist die Verwendung einer Kohlefadenlampe als Vorwiderstand, weil deren Widerstand mit der Belastung sinkt und damit dem Leistungsbedarf des Motors entgegen kommt.

Beim Betrieb an einem passenden Netzteil entfällt dieses Problem natürlich.

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Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 14:14
von usknw
Hallo
auf der DVD vom Hofheimer Treffen sollte ein Video vom Motor im Betrieb zu finden sein.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 27.02.2021 20:08
von Norbert
Du hast recht, Uwe,

hier ein Standbild daraus:
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2015 Jahrestreffen Hofheim Märklin Motor #301.jpg


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Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 09:19
von usknw
Hallo
zum Betrieb des Motors in Hofheim noch einige Details:
Der Motor wurde auf der 2mm Aluminiumgrundplatte (Sonderteil, das Georg mal herstellen ließ) mit Gummischwingelementen und Märklin Fiberbändern isoliert montiert. Die Bediengriffe wurden ebenfalls mit Fiberbändern isoliert verlängert. Der Regulierwiderstand ist mit 2 modernen 230!V 90W Kohlefadenbirnen bestückt. Er war mit Winkeln fest an der Grundplatte befestigt. Durch Vibrationen kam es IN einer Birne durch den sich bewegenden Kohlefaden zu einem kurzen Lichtblitz; das war ein glücklicherweise folgenlos gebliebener "Windungsschluß" in der Birne. Daraufhin wurde der Regulierwiderstand durch unterlegen eines Anleitungsbuch besser mechanisch entkoppelt. Bei der Nachahmung also auch darauf achten. Die beiden Schaltbretter zeigen die unterschiedliche Schalterbauart: Schauzeichen, Griff und Material sind verschieden. Zur Bedienung des Wiederstandands trug ich Gummihandschuhe und alles lief über einer 400VA Trenntrafo. Ob die Saalsteckdosen mit FI Schaltern abgesichert waren, war dann nebensächlich. Die Stromzuführung erfolgte (hier nicht sichtbar) stilecht über Porzellanfassung mit Stöpsel für Birne und 2 Steckdosen. Die Kabel sind moderne Gewebe überzogene Kabel, aber mit alten Steckern. Die Originalkabel sind brüchig und deshalb nicht mehr bewegbar, ohne sie zu zerstören. Außerdem war bei Betrieb alles unter einer Plastikhaube gegen Zugriffe geschützt; zum Filmen wurde sie natürlich zum Vermeiden von Reflexen entfernt. Den Motor gibt es mit roter und schwarzer Isolierplatte am Schalter.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 14:41
von Georg
Von Uwes Auftritt in Hofheim gibt es auch noch Standbilder:
http://www.nzmeccano.com/image-94890
und die nächsten zwei Bilder auch noch.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 15:19
von Georg
Weil es so schön passt, eine Geschichte mit Bildern von mir.
Im Jahre 2016 wurde mir ein Märklin 6 in einer Holzkiste angeboten. In der Beschreibung am Telefon hieß es dann "... und da ist noch ein anderer Karton mit Schrott und Kabelkruscht dabei. Es scheint zu Märklin zu gehören. Wollen Sie das auch?"
Ich fuhr zu dem Verkäufer hin. Für einen Märklin 6er lohnen knapp zwei Stunden Autofahrt.
Der andere Karton stellte sich als ziemlich vollständiger Märklin 302 raus, das heißt der große Elektromotor mit allerhand Armaturen und beispielsweise dem Hebemagnet.
Die beiden Kasten (6 und 302) gehörten mal dem Sohn des Besitzers einer nahegelegenen Maschinenfabrik, der sie dann an den Sohn eines Angestellten weitergab und der wiederum der Großvater der Verkäufer war. Ich bezahlte mehr als die Verkäufer für das "alte Glump" erwarteten, und hinterließ damit nicht nur bei mir, sondern auch bei den Verkäufern ein freudiges und zufriedenes Lächeln.

In Bebra 2019 zeigte ich den Kasten 302, so wie er zu mir kam, d.h. unrestauriert und gefüllt mit dem was drin war.

Ich restauriere meine alten Sachen nicht. Zum einen habe ich nicht die Möglichkeiten dazu und zum anderen, kann es durch unvorsichtiges Restaurieren oder gar Überrestaurieren zu Schäden kommen, die dann auch nahe an Betrug oder Geschichtsklitterung kommen können. Aus drei alten einen restaurierten Kasten zu machen, ist ok. Aber aus einem Kasten zwei "restaurierte" Kasten zu machen, in dem ich im Bastelkeller neue Kästen aufbaue und ein paar alte Teile anbringe ("die anderen Teile waren so kaputt, die musste ich ersetzen"), ist nicht in Ordnung und der "findige Bastler" betrügt denjenigen, dem er seine Bastelei andient.

Also hier ein paar Bilder meines Märklin 302 Motorenbaukastens

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302-01.jpg
Kasten von außen

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302-02.jpg
Deckel geöffnet

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302-03.jpg
Deckel geöffnet

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302-04.jpg
Einzelteil: Motor, Schaltbrett und Lampenhalter

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302-05.jpg
Einzelteil: Motor, Schaltbrett und Lampenhalter

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302-06.jpg
Motor

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302-07.jpg
Fassung für kleine Glühbirne

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302-08.jpg
Hebemagnet

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302-09.jpg
Lampenhalter mit Regler

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302-10.jpg
Lampenhalter mit Regler

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Fortsetzung folgt


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Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 15:27
von Georg
Fortsetzung der Bilderreihe meines Märklin 302.
302-11.jpg
Schaltbrett

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302-12.jpg
Schaltbrett, andere Schalterstellung. rot-weiß beachten

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302-14.jpg
Motor, Ansicht von vorne, Schalter in Mittelstellung

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302-15.jpg
Motor, Ansicht von vorne, Schalter in Vorwärts(?)

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302-17.jpg
Anleitung, Umschlag

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302-18.jpg
Anleitung, Druckzeichen

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302-19.jpg
Anleitung, Hinweise zum elektrischen Aufbau. Auf dem Bild sind andere Lampen und Schalter gezeigt als im Kasten drin waren.

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302-20.jpg
Modellbeispiel für die Anwendung des Elektromotors.


Viel Spaß beim Gucken.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 16:17
von Norbert
Hallo Georg,

ein schöner Kasten, danke für die Bilder.

Aber einer der Vorbesitzer hat daran herumgebastelt, denn es fehlt der zweifach-gewinkelte Getriebe-Umschalthebel, der um die Drehachse des Rotors geschwenkt wird. Zum seinem Ausbau muß der Motor zerlegt worden sein. Hast Du nichts dergleichen in dem 6er Kasten gefunden?

Offenbar fehlen auch die beiden Anschlußstecker, die auf einem Isolierstück befestigt sind, was zwischen die beiden Platten geschraubt ist.
Da der eine Pol am Gehäuse liegt, reicht aber der unmittelbar an die Spule angeschraubte Stecker zum Betrieb des Motors, wenn das zweite Kabel am Gehäuse angeschlossen wird.

Hast Du ihn schon einmal in Betrieb genommen? Mit zwei richtig hintereinandergeschalteten Märklin-Eisenbahntrafos sollte er spätestens dann laufen,wenn man bei beiden die Überspannungsfunktion einschaltet.

Noch ein Tip: den Motor würde ich andersherum, also mit dem Hebel nach innen, lagern. Du wirst zwar vorsichtig mit dem Kasten umgehen, aber man kann ja mal damit stolpern oder anstoßen. Wenn es dumm zugeht, kann der massige Motor den Hebel durch die Schachtel stoßen.

Ich weiß, wovon ich rede: vor einiger Zeit erwarb ich einen schönen Uhrwerkmotor in einer sehr gut erhaltenen Schachtel. Der Verkäufer verpackte die Schachtel sehr sorgfältig, leider vergaß er aber, den Motor in der Schachtel durch Füllmaterial zu sichern. Die Folge waren acht Schlitze in der Schachtel, die beim Transport durch die scharfkantigen Motorecken verursacht worden waren.

Gruß
Norbert

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 28.02.2021 16:58
von Georg
Hallo Norbert,
der Umschalthebel ist verschwunden. Wenn Du auf meinem vierten Bild genau schaust, siehst Du auch, dass die entsprechenden Zahnräder fehlen. Kann passieren innerhalb von beinahe hundert Jahren. Das ist nicht schön, aber wir reden hier von Spielzeug, mit dem gespielt wurde. Da gibt es eben etwas Schwund. Grrrr

Zum anderen Thema von im Karton umherwandernden Eisenteilen habe ich auch schon negative, aber auch positive Erfahrungen gemacht. Es gibt Leute, die wissen was und wie sie packen müssen, und andere.

Grüße

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 18.12.2022 18:22
von SET800
Hallo,
es wurde ja mit Bildern gezeigt wie einfach der Motor aufgebaut ist.

Als Anregung, eine neue für 24 V berechnete Feldwicklung anfertigen und dann den Motor als fremderregte Maschine an einem 24V Regelnetzteil betreiben. Fremderregte ergibt das gleiche Verhalten unter Last wie mit Permanentmagneten für das Feld.

Grüsse


Diese Motore waren ja schon sehr teuer damals und Strom im Haushalt hatten vor 1925 sowieso nur sehr reiche Familien.
Gilbert-Erector in den USA hielt sich von 110V völlig fern und hatte Motore für 5 bis 6V Batteriebetrieb. Das könnten sich die Haushalte mit Strom auch leisten.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 19.12.2022 00:50
von Norbert
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Hallo E44 039 (SET 800),

vielen Dank für Deinen Hinweis auf eine Betriebsmöglichkeit dieses Motors mit Kleinspannungen, was diesen Motor jedoch zu einem Gleichstrommotor werden ließe. Das muß aber bei unseren Anwendungen kein Nachteil sein, eher ist das Gegenteil der Fall.

Abgesehen davon, daß die Berechnung einer neuen Feldwicklung bei dieser Geometrie eine sportliche Aufgabe darstellt, halte ich sie auch nicht für notwendig. Die Betriebsspannung des Motors liegt bei 40 – 60 V, so daß eine Feldspannung von 24 VDC durchaus reichlich erscheint, denn es fehlen die Ummagnetierungsverluste, die bei AC-Betrieb durch die einfache Ausführung der Polschuhe beträchtliche Werte erreichen dürften.

Der DC-Widerstand der Feldwicklung ist zwar kein geeignetes Maß zur ihrer Charakterisierung als elektrische Spule, jedoch zeigen unterschiedliche Werte von 36 bzw. 52 Ohm bei zwei Exemplaren des Elektromotors No. 301 aus den frühen 1920er Jahren, daß bei MÄRKLIN das Prinzip Probieren geht über Studieren nicht unbekannt war.

Den ersten Wert habe ich bei dem oben vorgestellten Motor No. 3299/01 gemessen, den zweiten bei dem nachstehend gezeigten Exemplar, das von einem Vorbesitzer erheblich modifiziert worden ist:
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2019-01-14 Märklin Metall Elektromotor 03.jpg
MÄRKLIN Elektromotor No. 301, Rückseite, den ich nur wegen der beiden halbmondförmigen Ausschnitte erworben habe.
Vermutlich dienen diese zu einer besseren Belüftung (= Kühlung) der Anker- und Feldwicklungen.
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2019-01-14 Märklin Metall Elektromotor 02.jpg
Vorderseite des Motors. Getriebeteile und die beweglichen Umschaltzungen wurden entfernt und dafür drei Kabelklemmen auf dem Isolierstück befestigt. Die drei Klemmen haben weder untereinander, noch gegen das Gehäuse oder die Kollektorbürsten eine Verbindung. Näher habe ich diesen Motor bisher noch nicht untersucht.
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2019-01-14 Märklin Metall Elektromotor 04.jpg
Die beiden Anschlußstecker sind mit der Feldwicklung verbunden. Es scheint so, als ob ein Vorbesitzer den Motor Deinem Vorschlag gemäß oder zum Nebenschlußmotor hat ändern wollen. Zu gegebener Zeit werde ich ihn vielleicht zerlegen und darüber berichten, wie ich ihn gebrauchsfähig gemacht habe. Vielleicht lasse ich ihn aber auch so wie er ist. Schau'n wir mal.

Gruß
Norbert
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Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 19.12.2022 18:49
von wdh
Hallo zusammen,
bei mir als Elektroingenieur wecken diese Projekte natürlich Interesse :-)
Im Prinzip eine unglaublich primitive Motorkonstruktion mit sicherlich schlechtem Wirkungsgrad - eben Spielzeug. Vermutlich aber wohl doch der damaligen Zeit folgend doch für DC-Betrieb gedacht, oder? Die primitiven Polschuhe mit dem Eisen-Rückschluss durch die Gehäuse-Seitenwände lässt wirklich keine hohe Abgabeleistung erwarten.
Zur Feldwicklung: bei einem angenommenem Strom von 1 A (36 Ohm / 40 V) wäre ein Lackdraht-Durchmesser von 0,4 mm ausreichend.
Falls an eine Neuwicklung gedacht wird, könnte man zwei passende Spulen wickeln mit soviel Windungen, wie unterzubringen sind. Mit nur geschätzten Maßen wären das je Spule etwa mindestens 300 Windungen mit einer Gesamtlänge von etwa 35 m. Der Warmwiderstand je Spule betrüge allerdings nur 5 Ohm. Diese Wicklung wäre für eine Schaltung als Reihenschluss-Motor geeignet. Das Magnetfeld wird selbst mit 600 AW (AmpereWindungen) mit dem gegebenen Magnetkreis recht schwächlich bleiben :( . Dies spräche dann ebenfalls für eine Schaltung als Reihenschluss-Motor, bei dem ja der erhöhte Ankerstrom unter last auch das Stator-Magnetfeld verstärkt.
Jede andere Wicklung kann aus diesen Angaben abgeleitet werden, sobald der (innere) Gesamt-Wicklungsquerschnitt und die mittlere Windungslänge ungefähr bestimmt werden.
Der Schalter zur Umkehrung der Drehrichtung ist wohl ein Polwender, der die Stromrichtung in der Feldspule umkehren kann - ohne die später üblich Mittelanzapfung.
Anhand eines Versuchs mit dem Motor aus einem ELEX-Kasten zeigt sich schnell, dass eine Reihenschaltung von Anker und Feldwicklung wegen der starken Ankerrückwirkung unbedingt vorzuziehen ist :idea:
Selbstverständlich ist auch ein Betrieb mit Gleichstrom zu empfehlen!
P.S. Die vom direkten Netzbetrieb ausgehende Gefahr wurde bei Märklin offensichtlich nie als besonders kritisch angesehen. Bis zur Einführung der digitalen Steuerung bei elektrischen Modellbahnen konnte man mit 2 (zufällig) parallel am selben Stromkreis betriebenen Trafos - auch unfreiwillig - sehr einfache "Elektrisierversuche" durchführen: Es brauchten nur beide Trafos aufgedreht zu werden, um hohe Spannung an einem Netzstecker zu haben, sobald man diesen zog :shock: ! Jeder Gleichrichter hätte eine solche Rückspeisung bereits in den 1960ern leicht und ohne Nachteile verhindern können ... Meine Warnung gilt auch heute noch für diese alte Technik.

Beste Schraubergrüße von
Wulf-Dieter

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 20.12.2022 01:55
von Norbert
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Hallo Wulf-Dieter,

besten Dank für Deine Erläuterungen, hier noch einige Anmerkungen zu Deinen Fragen und Vermutungen:
Vermutlich aber wohl doch der damaligen Zeit folgend doch für DC-Betrieb gedacht, oder?
Der Motor 301 wie auch die Motoren der Lokomotiven sind Reihenschluß- oder Universalmotoren und damit für beide Spannungsarten geeignet.
Das war bei den damaligen Netzverhältnissen auch notwendig, denn es gab viele Insel-Netze, die häufig aus Industriebetrieben erwuchsen und deshalb die dort verwendete Spannungsart hatten. Deshalb bot Märklin - nach Umstellung auf den 20 V Betrieb - noch bis 1939 Einanker-Umformer für den Betrieb an Gleichstromnetzen an.
Der Schalter zur Umkehrung der Drehrichtung ist wohl ein Polwender, der die Stromrichtung in der Feldspule umkehren kann ...
Beim Motor 301 wird der Anker umgepolt; die Bürstenhalter sind gleichzeitig Drehachsen der Schaltzungen. Die beiden äußeren Kontakte sind mit Masse und der mittlere mit der Feldwicklung verbunden.

Zum Thema Netzbetrieb mit Trafos: in der Tat wies Märklin m. W. nicht auf die Gefahren bei der Verwendung von zwei Trafos am selben Stromkreis hin, weil dieser Anwendungsfall grundsätzlich nicht vorgesehen war, denn auch bei nicht gezogenem Netzstecker gibt es Ärger, nämlich einen Kurzschluß, wenn der Phasenunterschied der beiden parallel geschalteten Trafos 180° beträgt.

Als Beispiel für die Verwendung mehrerer Trafos bei einer Anlage mag der folgende Hinweis aus der Gebrauchsanweisung für den neuen, verstärkten Transformator „MÄRKLIN SUPER“ Nr. 280A von 1949 dienen:
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MMB_1949-05_#280A_Transformator_Märklin-Super-02a.jpg
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Gruß
Norbert
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Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 20.12.2022 20:16
von wdh
Hallo Norbert,
gern, ist ja doch ein interessantes Restaurationsvorhaben!
Den Märklin-Schaltungsvorschlag kannte ich natürlich, u,a. auch aus dem Signalbuch. Spätestens beim Überfahren eines Trenn-Abschnittes oder auch bei unbeabsichtigten (oder gewollter!) Aufschaltung zweier Trafos auf denselben Gleisstromkreis bestand sofort die genannte Gefahr. Eigentlich hätte Märklin spätestens mit Einführung des VDE - Regelwerks das alte System nicht mehr anbieten dürfen :evil: , da es ohne technische Notwendigkeit :!: keinen vollständig sicheren Berührungsschutz bot. FI - Schalter wurden m.w. erst in den 1970er Jahren üblich. Nur mal so ...
Die meisten Anhänger des klassischen, nostalgischen Märklin-Wechselstrom-Systems haben immer das Mittelleitergleis und den Betrieb mit Wechselstrom als eine Einheit missverstanden. Dabei haben viele Modellbahner sofort nach Verfügbarkeit geeigneter Gleichrichter in den 1960eern (z.B. Dioden 1N 400x) ihre Loks auf DC-Betrieb umgestellt. So konnte das Umschaltrelais der früheren Walzen-Relais mit seinen lächerlichen "Bocksprüngen" entfallen und die Fahrtrichtung ließ sich zuverlässig mittels Polwender wählen. Selbst heute noch werden - inzwischen elektronische - Umschaltrelais eingesetzt, gelebte Nostalgie :roll:
Selbstverständlich handelte es sich bei allen alten Märklin- um Allstrom-Reihenschluss-Motoren, die mit Gleichstrom sogar etwas besser laufen.
Inzwischen gibt es ja SE - Magnete.

Ich habe das immer gern verglichen mit dem luftgekühlten Käfer und dessen Heckantrieb. Beides hatte gar nichts miteinander zu tun (siehe Citroen 2 CV) wurde aber von den Verfechtern stets als gegeben verkauft. Der Un-Heiligenschein verschwand erst, als das Märchen vom "ständigen Überkochen" der wassergekühlten Motoren in der Praxis widerlegt wurde. Wer damals bis Mitte der 1960er erlebte, dass es auch PKWs mit richtiger Heizung (nicht nur im Sommer!) :-) gab, wandte sich sehr rasch von der archaischen Technik ab.

Noch ein Hinweis zum Betrieb der Motoren mit nur dreiteiligem Kollektor: Die größte Spannung zwischen zwei Lamellen sollte wegen der Funkenbildung möglichst 20 bis höchstens 30 V nicht überschreiten. Nur zum Schnuppern des alten "Märklin-Geruchs" (u.a. durch Bildung von Ozon) ist z.B. der graue Motor 1072 unschlagbar!
Nun werde ich aber den Mund halten ;)

Beste Schraubergrüße
Wulf-dieter

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 21.12.2022 13:47
von SET800
Hallo,
Ich denke die Gefahr wird übertrieben.
Eine Lok muss gerade über den Trennabschnitt fahren! Und gleichzeitig müßte ein Person den Netzsanschlussstecker, dessen Steckstifte, des zweiten Trafos mit Fingern von zwei Händen gezielt anfassen, gleichzeitig. Und der zweite Trafo muss in Fahrstellung sich befinden.

Da waren zwei 4mm-Wellen des Metallbaukasten, Nägel, Schrauben oder Büroklammern usw. eine Wandsteckdose gefummelt wesentlich gefährlicher.

Grüsse

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 21.12.2022 14:36
von Dilettant
Hallo Wulf-Dieter,

Nur zum Schnuppern des alten "Märklin-Geruchs" (u.a. durch Bildung von Ozon) ist z.B. der graue Motor 1072 unschlagbar!

Ich oute mich hier auch als "Märklin Schnüffler". Sowohl der Geruch der alten Baukästen nach Gummi, Farbe und Metall hat mich schon als Kind geprägt, auch den typischen Geruch beim Betrieb der Märklin Lok(ich hatte eine 3003), als auch der meines Märklin Motors 1071 habe ich geliebt und liebe ihn immer noch.

Viele Grüße

Friedemann

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 21.12.2022 15:24
von märklin_fan
Lieber Friedemann,
dem schließe ich mich an. Den Geruch der Metallbaukästen von Märklin habe ich seit meiner Kindheit verinnerlicht.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 21.12.2022 16:02
von Georg
Der Geruch alter Kästen und funkenschlagender Motoren weckt tatsächlich schöne Erinnerungen an die Kindheit.
Aber ob's gut riecht, ist dann doch sehr eine Geschmacksfrage.

Re: Starkstrom Elektromotor 3299/301

Verfasst: 21.12.2022 16:06
von märklin_fan
Von „gut“ riechen habe ich nichts gesagt