Dekodierung der Märklin Drucksachen

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Dekodierung der Märklin Drucksachen

#1751

Beitrag von Dilettant »

Liebe Schrauber,

vielleicht für den Einen oder Anderen interessant, der sich Gedanken macht über die Auflagenhöhe oder Herkunft/Druckerei der Anleitungsbücher:

https://tischbahn.de/drucksachen-katalo ... packungen/

Ich hoffe, ich verstoße nicht gegen Urheberrechte, wenn ich diesen Link publiziere, ansonsten bitte diesen Beitrag löschen.

VG

Friedemann
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Norbert Germany
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#1754

Beitrag von Norbert »

.
Hallo Friedemann,

die von Frank Ronneburg auf den Tischbahnseiten erläuterten Druckvermerke beziehen sich auf Märklin Drucksachen der Nachkriegszeit.

Begonnen hatte die Kennzeichnung von Drucksachen jedoch schon 1919 mit der Einführung des Märklin Metallbaukastens.
Die Anleitungshefte erhielten einen Druckvermerk der Form:

JJA mit
  • JJ Jahr der Herausgabe
  • A Nummer der Ausgabe

Beispiel: in der 1. Ausgabe des Anleitungsheftes No. 71 von 1919 steht Ausgabe 191

Fremdsprachige Ausgaben wurden mitgezählt, wie das Beispiel des schwedischen Anleitungsheftes No. 71 schw. für den Märklin-Rex Baukasten zeigt: Upplaga 228.

Zitat aus meiner Abhandlung vom letzten Jahr (http://www.nzmeccano.com/image-162268):

1922 änderte Märklin den Druckvermerk seiner Drucksachen. Die zweistelligen Jahreszahl mit Exponent, der die Nummer der Auflage angab, wurde durch eine mehrstellige Ziffernfolge der Form AAMMJJ abgelöst:
  • AA Höhe der Auflage in 1.000; kann auch einstellig A oder dreistellig AAA vorkommen
  • MM Monat der Herausgabe; anfangs wurden auch einstellige M verwendet
  • JJ Jahr der Herausgabe

Aufgrund möglicher Mehrdeutigkeiten wurde der Monat später immer zweistellig angegeben; Beispiele:
  • 5322 in Anl. No 74: eindeutig: 5.000, März 1922
  • 9322 in Anl. No 72: eindeutig: 9.000, März 1922
  • 50623 in Anl. No 75: Auflage von 50.000 unrealistisch, daher: 5.000, Juni 1923
  • 20724 in Anl. No 71: 2.000 oder 20.000? wahrscheinlich 2.000, weil kurz nach der Inflationszeit und vier Monate später eine hohe Auflage folgte: 501124: 50.000, November 1924

Das blieb so - anfangs ohne Lücken (z.B. 401122), später mit Lücken zwischen den Gruppen (z.B. 75 01 27) - bis ab 1931 ein Buchstabe folgte, der die Druckerei bezeichnete.

Diese Druckvermerke wurden ab 1924 auch bei Prospekten, Preislisten, Bedienungsanleitungen usw.verwendet, wobei erstere zusätzlich noch eine fortlaufende M-Nummer erhielten.

Ab 1933 erhielt auch der Gesamtkatalog D10 und alle folgenden einen Druckvermerk nach diesem Schema (ohne M-Nummer).

Ab 1936 wurde die Höhe der Auflage nicht mehr durch Ziffern, die einen Rückschluß auf die Anzahl der verkauften Einheiten zuließen, sondern durch einen Buchstabecode gemäß der Gleichung

TOYMARKLIN = 1234567890 d.h T=1, O=2, ... , N=0 angegeben.

Dieses Schema wurde auch nach 1947 verwendet, und zwar für den Metallbaukasten bis zu seiner Einstellung 1999.
Wie es diesbezüglich bei den anderen Märklin Produkten aussieht ist mir nicht bekannt.

Tip: Bei Kasten aus farbig beducktem und gefalteten Karton ab ca. 1961 befindet sich der Druckvermerk an einer Stelle, die nach Entfalten des Kartons sichtbar wird. Damit ist eine relativ genaue Feststellung des Alters dieses Kastens möglich.

Es folgen bei Märklin verwendete Druckereikennzeichen und die mir bekannten zugehörigen Druckereien.
Für ergänzende Angaben bin ich dankbar.

Gruß
Norbert
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MÄRKLIN Druckereikennzeichen.jpg
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#1755

Beitrag von Dilettant »

Hallo Norbert,

herzlichen Dank für Deine fachkundige Ergänzung.

Ich finde es bemerkenswert, dass hier im Forum solches Fachwissen quasi eingefroren wird, um uns zu überdauern.

VG

Friedemann
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#2980

Beitrag von holzpuppe »

Norbert hat geschrieben: 22.07.2022 00:01 ...
MÄRKLIN Druckereikennzeichen.jpg
.
...
Wow. Klasse Recherche.
Bei den Kürzeln, wie auch immer man den Namen herausfinden möchte, sollte man auch auf entfernte Städte schauen. Vor dem WKII, war Leipzig die Druckereistadt schlechthin. Eventuell lassen sich da einige Druckereien auch noch finden. ;)
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#2986

Beitrag von Norbert »

.
Hallo holzpuppe,

vielen Dank für Deine Anerkennung. Jedoch …
… sollte man auch auf entfernte Städte schauen
Die Frage ist nur: wer ist 'man' ?

Bis heute, genau acht Monate nach Veröffentlichung meines Beitrags zu diesem Thema, habe ich keine ergänzenden Angaben dazu gefunden oder erhalten.

Es gibt leider nur sehr wenige Schrauber, die sich mit der Historie des Märklin MBK befassen.

Falls Du Dich dafür interessierst, dann lade meine Abhandlung von dem oben zitierten Link herunter und lies mehr darüber.

Nicht alles darin ist korrekt, denn inzwischen weiß ich wieder mehr. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine überarbeitete Version.

Gruß
Norbert
.
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#2991

Beitrag von Georg »

holzpuppe hat geschrieben: 22.03.2023 23:43
Norbert hat geschrieben: 22.07.2022 00:01 ...
MÄRKLIN Druckereikennzeichen.jpg
.
...
Wow. Klasse Recherche.
Bei den Kürzeln, wie auch immer man den Namen herausfinden möchte, sollte man auch auf entfernte Städte schauen. Vor dem WKII, war Leipzig die Druckereistadt schlechthin. Eventuell lassen sich da einige Druckereien auch noch finden. ;)
Unabhängig davon, dass ich persönlich die Recherche nach Druckereien von Märklin-Drucksachen für ein eher randständiges Thema halte, glaube ich nicht, dass Märklin als schwäbisches Unternehmen wirklich deutschlandweit nach Druckereien gesucht hatte. Wenn ich die Orte der bekannten Druckereien (Göppingen, Ostfildern, Göppingen, Salach, Stuttgart, Sindelfingen, Fellbach, Korb) anschaue, lag der Schwerpunkt doch eindeutig "im Umkreis weniger als einer Autostunde von Göppingen" entfernt. Wenn mehrere tausend Anleitungen oder Kataloge versandt wurden, ging das nicht mit der Post, sondern per Bahnfracht oder Spedition. Und da zählten die km und eine schwäbische Firma kann bei Gelddingen besonders gut rechnen.
Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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holzpuppe Germany
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Re: Dekodierung der Märklin Drucksachen

#2994

Beitrag von holzpuppe »

Norbert hat geschrieben: 23.03.2023 00:12 .
Hallo holzpuppe,

vielen Dank für Deine Anerkennung. Jedoch …
… sollte man auch auf entfernte Städte schauen
Die Frage ist nur: wer ist 'man' ?
Ähm ... . :-)
Norbert hat geschrieben: 23.03.2023 00:12 Bis heute, genau acht Monate nach Veröffentlichung meines Beitrags zu diesem Thema, habe ich keine ergänzenden Angaben dazu gefunden oder erhalten.

Es gibt leider nur sehr wenige Schrauber, die sich mit der Historie des Märklin MBK befassen.

Falls Du Dich dafür interessierst, dann lade meine Abhandlung von dem oben zitierten Link herunter und lies mehr darüber.

Nicht alles darin ist korrekt, denn inzwischen weiß ich wieder mehr. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine überarbeitete Version.

Gruß
Norbert
.
Ich habe mich darin etwas eingelesen, aber noch nicht alles. Wenn ich es aber richtig verstanden habe, ist Märklin eigentlich eher durch Zufall der Umstände zum Metallbaukasten gekommen. Dass die Zusammenarbeit mit Meccano so fruchtbar und fortführend war, zeigt aber vielleicht auch den Willen und Erfindergeist seitens Märklin (Wenn womöglich auch nur durch die Pariser Außenstelle.)
WKI hat dann Märklin mehr oder weniger gezwungen, da ein Markt und eine Nachfrage nun mal vorhanden war, dies fortzuführen und auszubauen. Aber das ist eine reine Mutmaßung meinerseits.

Bei den Drucksachen bin ich noch zu keinem Ergebnis gekommen. In alten Jahresberichtender Handelskammer(?)/Zoll werden zwar am Rande Buchdruckereien erwähnt, aber keine explizite Firma. Lediglich Wolldruckereien. Und davon viele. Mir scheint Württemberg war voll von Garn. ;)
Georg hat geschrieben: 24.03.2023 14:41 ...

Unabhängig davon, dass ich persönlich die Recherche nach Druckereien von Märklin-Drucksachen für ein eher randständiges Thema halte, glaube ich nicht, dass Märklin als schwäbisches Unternehmen wirklich deutschlandweit nach Druckereien gesucht hatte. Wenn ich die Orte der bekannten Druckereien (Göppingen, Ostfildern, Göppingen, Salach, Stuttgart, Sindelfingen, Fellbach, Korb) anschaue, lag der Schwerpunkt doch eindeutig "im Umkreis weniger als einer Autostunde von Göppingen" entfernt. Wenn mehrere tausend Anleitungen oder Kataloge versandt wurden, ging das nicht mit der Post, sondern per Bahnfracht oder Spedition. Und da zählten die km und eine schwäbische Firma kann bei Gelddingen besonders gut rechnen.
Du hast Recht. Andere Zeiten andere Sitten. Heutzutage wäre es eher egal wo was gedruckt wird. Hauptsache günstig. Ok, wir (die Firma wo ich arbeite), drucken nur regional. Uns ist die Nähe wichtig.
Andererseits:
Ist es nicht so, dass der Schwabe recht gut auf seine Ausgaben achtet und insofern es auswärts günstiger ist auch dort ausgibt? ;)
Soll heißen: Leipzig war bis wenigstens 1989 und definitiv bis 1945 die wichtigste Messestadt des Deutschen Reiches. (Jaja, Frankfurt gab es auch noch. Leipzig - Frankfurt sind seit, ok jetzt müsst ich lügen, 16xx bis heute Messekonkurrenten? ) Und Leipzig ist zusätzlich eine Druckereimetropole. Sehr viele, wichtige, Verlage haben hier ihren Ursprung. Wenn ich mich recht entsinne, waren etwa vier bis sechs Messen pro Jahr.
Märklin war definitiv zu Ausstellungen in Leipzig. Und da kann man bestimmt auch die ein oder andere Drucksache in Auftrag geben, oder mitnehmen.
Ich möchte aber noch betonen: Das sind Mutmaßungen von mir. Weder habe ich Beweise noch kann ich Quellen dazu benennen.
Anekdote:
Ich weiß von einem Hersteller einer gewissen Spirituose, für die Leipzig dann seit 1920 sehr bekannt wurde, nein ich mache jetzt keine Werbung dafür, der viermal im Jahr nach Leipzig kam. Und das aus Lettland (Rund 100km von Riga entfernt), höchstwahrscheinlich mit Pferdekarren. (Der Hersteller kam ab den 1920ern nicht mehr.)

Wenn man müde ist, sollte man keine Beiträge schreiben. In der Früh ist mir eingefallen, dass es ja schon eine Weile Zug und wenigstens ab Ende des 19. Jahrhunderts auch LKWs gab. Dass die Waren von Riga bis Leipzig ausschließlich zu Pferd befördert wurden, ist eher sinnfrei.
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