Was der kleine Ingenieur nicht lernt...

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vaute Germany
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Was der kleine Ingenieur nicht lernt...

#416

Beitrag von vaute »

Unter diesem Titel veröffentlichte das DEUTSCHE INGENIEUR BLATT in seiner Januar/Februar-2002-Ausgabe [schon lang ist's her] unter der Rubrik "Zu guter Letzt" einen lesenswerten Artikel von Klaus Stiglat, den ich hier ungekürzt wiedergebe:

" 'Bevor irgendeine Maschine, ein Kran, eine Brücke oder dergleichen gebaut wird, muss der Entwurf eines Ingenieurs vorliegen. Der Ingenieur denkt sich das technische Bauwerk, zuerst in großen Umrissen, aus.Er macht sich einige Skizzen davon, bis er die zweckmäßige Form gefunden zu haben glaubt. Dann wendet er sich den Einzelheiten zu...'
Dies sind keine Worte aus einer Einführungsvorlesung. So begann immer das letzte Kapitel in den Bauanleitungs-Heften der legendären STABIL Metall-Baukästen der Firma Walther & Co in Berlin-Neukölln. Die Stabil-Baukästen gehören zum Besten, was bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf dem Spielzeugmarkt zu finden war.
Mit den vielen unterschiedlich geformten, vorgelochten, galvanisch vernickelten Einzelteilen und mit Hilfe von Schraubverbindungen konnte alles, aber auch alles Technische (nach)gebaut werden.
Hatte man sich erst eingearbeitet, dann waren der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt. 'Stabil', so warb die Firma für ihr Produkt, 'weckt das Interesse eines jeden Jungen für die Technik. Er freut sich, wenn die von ihm erbaute Maschine genau die gleichen Bewegungen macht wie das große Vorbild, vor dem er bewundernd gestanden hat.'
Als Junge lernt man auf diese Weise die Tücken des Zusammenbaus kennen, wenn die Abfolge der Elemente nicht richtig vorausgeplant oder falsch gewählt war.
Die Fingerspitzen schmerzten, wenn die Schraubverbindungen in zu schmale Ecken eingebracht werden mussten, die dem kleine Schraubenschlüssel keinen Platz gaben. Unmut und Ärger über die eigenen Fehler kamen auf, wenn die Drehbewegungen der Zahnräder letztlich in die falsche Richtung gingen.
Und Langeweile und Ungeduld erfassten den kleinen Ingenieur, wenn das endlich fertige und richtig zusammengefügte Bauwerk oder die funktionierende Maschine wieder auseinandergenommen, die Elemente, Schrauben, Muttern, Achsen sortiert sein wollten, um zum Material für die nächste Erfindung zu werden.
Mit dem Bild der Gesellschaft änderten sich die Spielzeuge. Wie zum Beispiel bei jenen Marken, welche nach ihrem anfangs die Phantasie anregenden Spielsystemen nun Spielzeuge anbieten, die in Reih' und Glied und unter dem Feuer [...] von Kanonen, fallenden Regimentern alter Zeiten vieles gemein haben [nota bene, der Artikel stammt von 2002, Computerspiele-Babyzeit; Anm. vaute].
Ob im Weltraum oder auf unserer alten Erde umgelegt wird, spielt letztlich keine Rolle, es regt sicher nicht das konstruktive Denken an.
Mit den seinerzeitigen, so genannten Beschäftigungsspielen übten sich Kopf und Finger in logischen Abläufen, handwerklichen Geschicklichkeiten und ausdauernder Geduld.
Phantasie kann früh getötet werden!
Vielleicht ist das einer der Gründe für den Nachwuchsmangel der Ingenieure. Schade drum!"

Dem ist eigentlich nur hinzuzufügen, dass wir mit diesem Forum auf einer Insel der Glückseligen sind.
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märklin_fan Germany
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Re: Was der kleine Ingenieur nicht lernt...

#536

Beitrag von märklin_fan »

lieber vaute,
heute habe ich zwei Meccano-Lagerplatten von Geert erhalten und wollte damit anfangen, das unidirektionale Getriebe von @Norbert zu bauen, Als mein Enkel Nathanael, 11 Jahre das sah, hat er gleich mitgemacht, bzw. ich habe nur noch die Teile zusammengesucht und ihm angereicht.
Junger Schrauber 1.jpeg
Junger Schrauber 3.jpeg
Junger Schrauber 2.jpeg
Damit dürfte sich das Durchschnittsalter der Schrauber merklich gesenkt haben.
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Viele Grüße von
Erwin W.
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