Hallo Zusammen,
nach längerer Suche habe ich einen Bluetooth-Empfänger (BT-Empfänger) gefunden, der für meine Anwendung geeignet erscheint.
Es ist wohl ein chinesisches Produkt mit der Bezeichnung SONRU, hat Bluetooth 5.0, soll Hi-Fi-fähig sein, als Akku-Laufzeit werden 15 Stunden genannt, hat durchweg gute Bewertungen und kostet bei Amazon 20 Euro.
Dieses Teil habe ich kürzlich bekommen und inzwischen eingehend untersucht.
Konnektivität
Die Verbindung mit dem MacBook Pro (2015) funktionierte auf Anhieb einwandfrei, aber diesbezüglich hätte ich auch nichts anderes erwartet.
Reichweite
Mein "Äpfelchen" hat noch Bluetooth 4.2 und dafür wird in Innenräumen allgemein eine Reichweite von >10m angegeben.
In meinem Fall funktioniert die Verbindung auch noch über 2 Etagen diagonal durch das Haus störungsfrei - das hätte ich wiederum eher nicht erwartet.
Klang
Beim direkten Vergleich zwischen einer Kabelverbindung und drahtloser Übertragung vom PC zum Verstärker konnte ich bei Lautsprecher-Wiedergabe spezieller Audio-Dateien erstmal keinen Unterschied heraushören.
Wie es mit Kopfhörer ist, weiß ich nicht, aber das ist auch nicht die vorgesehene Anwendung.
Jedenfalls hat mich dieser BT-Empfänger neugierig gemacht und dazu animiert, im Rahmen meiner häuslichen Möglichkeiten ein paar einfache Messungen durchzuführen.
Wer misst, misst manchmal zwar Mist, aber wenn man es nicht allzu verkehrt macht, dann lügen Messwerte i. A. nicht
Wer sich für den folgenden technischen Kram nicht interessiert, der kann ggfs. runter zum "Fazit" scrollen.
Frequenzgang (Übertragungsbereich)
Hierzu habe ich mit dem Programm
Tone Generator von NCH insgesamt 21 Sinusschwingungen unterschiedlicher Frequenzen generiert und mit maximaler Sample Rate (192kHz) als wav-Dateien gespeichert.
Anschließend habe ich die Amplitude dieser Signale mit dem Programm
Audacity auf -3dB unter Vollaussteuerung normalisiert (ca. 70%), um nicht evtl. in die Übersteuerung zu geraten.
Die Audio-Ausgänge von PC und BT-Empfänger wurden mit 10kOhm-Widerständen beschaltet, um den Eingangswiderstand eines angeschlossenen Verstärkers zu simulieren. Die Spannungen an diesen Widerständen wurden mit einem Oszilloskop gemessen und für jede Frequenz in ein logarithmisches Verhältnis zur Spannung bei 1kHz Bezugsfrequenz gesetzt - ein in der Audiotechnik übliches Verfahren.
Dargestellt wurde nur ein Stereo-Kanal, da der andere identisch ist.
Das obere Diagramm in folgender Abbildung zeigt den Frequenzgang der kabelgebundenen Übertragung.
Zwischen 20 Hz und 10kHz verläuft er demnach nahezu linear.
Ein nennenswerter Abfall beginnt bei etwa 10kHz und erreicht bei 16kHz (oberste Grenze für mp3-Dateien) knapp -2,6dB (ca. 74%).
Bei 20kHz beträgt die Spannung nur noch etwa die Hälfte (ca. -6 dB) des Wertes bei 1kHz.
Dieser steile Abfall lässt vermuten, dass zur Einhaltung der Funkschutzbestimmungen ein EMV-Filter höherer Ordnung im Audio-Ausgang liegt, um eine Aussendung der intern erzeugten Hochfrequenz über das angeschlossene Kabel zu vermeiden.
Die üblicherweise angegebene 3dB-Grenzfrequenz (ca. 70% Abfall) wird bei etwa 16,6kHz erreicht.
Wenn man bedenkt, dass bereits die alte Hi-Fi-Norm DIN 45500 aus den 1960er Jahren z. B. für "Kombinationen und Anlagen" einen minimalen Übertragungsbereich zwischen 40Hz und 16kHz bei einer Toleranzbreite von +/-1,5dB gefordert hat, dann ist eine (obere) Grenzfrequenz von 16,6kHz ein eher ernüchterndes Ergebnis.
Das untere Diagramm zeigt den Frequenzgang der drahtlosen Übertragung.
Bei den niedrigen Frequenzen tritt eine leichte Absenkung auf, die auf aus Platzgründen etwas zu klein geratene Koppelkondensatoren zurückzuführen sein dürfte. Dieser geringe Abfall ist aber nicht "kriegsentscheidend".
Ansonsten ist der Frequenzgang praktisch identisch zur Kabelverbindung und daraus folgt, dass er hauptsächlich vom PC vorgegeben wird. Eine Einschränkung des oberen Frequenzbereiches durch den BT-Empfänger ist nicht erkennbar.
Frequenzgang_SONRU.jpg
Linearität (Klirrfaktor)
Ein Klirrfaktor-Messgerät habe ich leider nicht und für eine halbwegs seriöse Berechnung des Klirrfaktors aus dem Frequenzspektrum fehlt mir ebenfalls das Equipment.
Da Verzerrungen (Klirrfaktor) von Nichtlinearitäten verursacht werden habe ich stattdessen versucht, die Linearität der kabelgebundenen und der drahtlosen Übertragung mit Hilfe eines dreieckförmigen Signals zu vergleichen. Das Testsignal war hierbei eine 1kHz-Dreieckfunktion, deren Amplitude ebenfalls 3dB unterhalb der Vollaussteuerung lag.
Links in der folgenden Abbildung ist die Linearität der kabelgebundenen Übertragung dargestellt.
Das Signal verläuft weitgehend linear, zeigt aber an den Spitzen eine leichte Verformung. Da die Verformung auch bei kleineren Amplituden auftritt ist anzunehmen, dass sie vom EMV-Filter verursacht wird.
Rechts ist die Linearität der drahtlosen Verbindung dargestellt.
Auch hier ist zumindest visuell kein Unterschied zur Kabelverbindung feststellbar, sodass man davon ausgehen kann, dass der BT-Empfänger auch nicht nennenswert zum Gesamt-Klirrfaktor beiträgt.
Linearitaet.jpg
Fazit
Dieser einfache Vergleich zeigt, dass die hier gemessenen Eigenschaften von kabelgebundener und drahtloser Übertragung einer Audio-Datei vom PC zum Verstärker im Rahmen der Ablesegenauigkeit praktisch identisch sind und daraus folgt, dass der BT-Empfänger allenfalls marginal zu einer Reduzierung der Audio-Qualität beiträgt.
Der "Schwachpunkt" ist - sofern man überhaupt von einem Schwachpunkt reden kann - im vorliegenden Fall eindeutig die Signalquelle in Form des PCs und mit dieser Eigenschaft wird mein "Äpfelchen" auch nicht allein sein.
Andererseits ist die Frage erlaubt, ob ein Computer unbedingt die Qualität eines High-End-Audio-Gerätes aufweisen muss?
Wie auch immer - "Hi-Fi" im Sinne der alten DIN 45500 wird immerhin fast eingehalten.
Weitere Eigenschaften (Fremdspannungsabstand, Übersprechen usw.) habe ich nicht untersucht und auch auf Messungen mit einer (niedrigen) Kopfhörer-Impedanz habe ich vorerst verzichtet. Ungeachtet dessen kann man im vorliegenden Fall getrost davon ausgehen, dass der getestete BT-Empfänger deutlich "Hi-Fi-fähiger" ist, als mein "Äpfelchen".
In einer solchen Kombination würde ich diesen SONRU-BT-Empfänger uneingeschränkt weiterempfehlen.
Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd