Hallo Schrauber,
dieser Tage hat mir ein betagter Schrauberfreund das Bild eines Fahrzeuges geschickt, von dem er meinte, daß es ein interessantes Vorbild für ein MBK-Modell sei. Es handelt sich um ein Wüstenschiff, jedoch nicht um ein Kamel, das häufig mit diesem Ausduck gemeint ist, sondern um einen Ozeanriesen auf Rädern, der zur Durchquerung von Wüstengebieten vorgesehen ist:
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Das Bild stammt aus einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der sich mit Sammelalben befaßt, wie sie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts von Zigaretten-, Schokolade- oder anderen Markenartikelherstellern zu vielen Themen herausgegeben wurden.
Leider enthält der Zeitungsausschnitt keinen Hinweis auf das Erscheinungsdatum, das wohl schon einige Jahre zurückliegt, und den Titel des Sammelalbums. Meine Suche im FAZ-Archiv hatte keinen Erfolg, vielleicht hat unser Schrauberfreund P. T. bessere Möglichkeiten dort zu recherchieren.
Obwohl mir dieses Gefährt wegen seiner offenbar geringen Komplexität nicht nachbauenswert erscheint, recherchierte ich im Internet, um mehr über dieses Unikum zu erfahren.
Den ersten Hinweis fand ich in einer Kamelopedia (was es nicht alles gibt) unter: http://kamelopedia.net/wiki/W%C3%BCstenschiff
wo ich unter der Überschrift Technische Wüstenschifffahrt lesen konnte:
Das klingt ja nicht gerade nach einer Erfolgsgeschichte dieser Erfindung. Später, nachdem ich weitere Hinweise gefunden hatte, ordnete ich diese Mitteilung unter derselben Rubrik wie das Wüstenschiff selbst ein, nämlich Erfindungen.Und nicht unerwähnt bleiben sollte dabei die gute deutsche Ingenieurskunst. Wer träumt nicht von wüsten Schiffen oder von/vom Schiffen in Wüsten. Eine der großartigsten Ideen war die Realisierung des rechts abgebildeten Wüstenschiffs. Nur leider versank es noch am Tag des Stapellaufs zu Beginn der Jungfernfahrt im Treibsand. Letzteres ist auch der Grund warum man es in Realitas später nie mehr zu Gesicht bekam. Gleichzeitig bedeutete es das Ende der modernen Wüstenschifffahrt.
Als ergiebigere Quelle fand ich dann dieses Forum: https://www.wuestenschiff.de
Die folgenden Bilder und Hinweise sind dem Strang https://www.wuestenschiff.de/phpbb/unte ... 40073.html
entnommen, dessen Bilder ich nun zeige.
Eröffnet wird dieses Thema mit dem bereits bekannten Bild, was hier auf 1932 datiert ist:
. bei dem als Quelle das Deutsche Bundesarchiv angegeben ist. Der direkte Link dorthin lautet: https://www.bild.bundesarchiv.de/dba/de ... =102-13577
(Das Bild kann von dort auch in der Größe 4266x2586 Pixel bezogen werden, wie ein Klick darauf zeigt).
Den Kommentar
halte ich für gegenstandslos, denn man kann ein Gefährt im Wüstensand auch durch unterschiedliche Drehzahlen der Räder steuern.(Man beachte: Das Ding hatte offensichtlich keine Steuerung eingebaut...)
Zwei Beiträge weiter wird dieses Bild von 1927 gezeigt, welches im Gegensatz zu den bisher gezeigten Abbildungen tatsächlich eine Fotografie ist und keine künstlerische Darstellung eines projektierten Fahrzeugs darstellt:
. Auch dieses Bild entstammt dem Bundesarchiv: https://www.bild.bundesarchiv.de/dba/de ... =102-12485
Es gab tatsächlich also ein Modell des projektierten Wüstenschiffes.
Der nächste Beitrag zitiert aus der NZZ (Neue Zürcher Zeitung):
Leider funktioniert der angegebene Link nicht mehr und meine Suche im NZZ Archiv war nicht von Erfolg gekrönt. (P. T. hast Du ergiebigere Kanäle?).DIE EROBERUNG DER WÜSTEN.
Das «Wüstenschiff» zur Erschliessung der Sahara, das der Kieler Erfinder Johann Christoph Bischoff in den zwanziger Jahren im Sinn hatte, ist kein Kamel, sondern ein riesiges Auto, das mit einer gewaltigen Nutzlast und vielen Passagieren die Wüste durchqueren kann wie ein Schiff die Meere. Bei einer Länge von 60 m und einer Höhe von 18 m weist es vier Etagen auf. Es bewegt sich auf riesigen unbereiften Rädern, die einen Durchmesser von 15 m und eine Breite von 2,5 m haben und aus solidem Eisen sind. Es nimmt dreihundert Personen auf und bietet all die Bequemlichkeiten, die Passagiere von einem Ozeanluxusschiff gewohnt sind. Dank seiner eigentümlichen Konstruktion meistert das Fahrzeug die schwierigsten Bodenverhältnisse.
Dann folgt ein Beitrag, der nachweist, daß das Wüstenschiff bereits 1927 in der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens Jahrgang 1927, 7. Band, abgebildet war:
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Es scheint so, als ob dieses Start-Up, um es mit einem heutige beliebten Ausdruck zu bezeichnen, kein Erfolgsmodell geworden ist (was es mit vielen heutigen Erfindungen gemein hat).
Bemerkenswert ist jedoch, daß schon vor fast hundert Jahren krude technische Ideen in Form aufgehübschter Bilder einen Niederschlag in damaligen Veröffentlichungen gefunden haben. Auch das ist heute wohl kaum anders.
Zurück zum Thema MBK: ich habe zwar nicht vor, ein Modell dieses Wüstenschiffes zu bauen, würde aber durchaus gerne einer Vorführung eines solchen Modells in einem großen Sandkasten beiwohnen.
Gruß
Norbert
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