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Bruno Görg

Verfasst: 29.06.2025 23:52
von Norbert
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Vor einigen Tagen war die Müngstene Brücke ein beiläufiges Thema: viewtopic.php?p=7585#p7585

Dabei wurde erwähnt, daß auch Bruno Görg eine solche Brücke gebaut hatte, weshalb ich diesen Bericht über ihn in der Rubrik Bauwerke aller Art einstelle.

Am 2. Februar 2017 schrieb Georg in der Metallbaukasten-Liste über einen Bericht im Solinger Tageblatt:

Hallo Schrauber,
bei mir war keine Bezahlschranke. Ich konnte den Text lesen. Ich weiß nicht, warum das so ist.
Daher hier die Kopie des Textes und im Anhang ein Bild von Bruno mit seiner Brücke.
Grüße vom Georg

Industriemuseum
Aktualisiert: 02.02.17 08:09

Bruno Görg ist ein bescheidener, sehr zurückhaltender Mann. Doch am
Mittwoch blitzte in seinen Augen immer wieder sein Stolz auf, was er
als Modellbauer geleistet hat. Passend zur Sonderausstellung mit
Metall-Baukästen, präsentiert der studierte Mathematiker seine
Müngstener Brücke im Maßstab 1 : 100. Gefertigt hat er sie innerhalb
von zwei Jahren aus 3000 Einzelteilen. Einige hundert Lochbleche und
eine Unzahl an Schrauben und Muttern sind in Merscheid zu sehen, die
das Bauwerk fast genauso majestätisch erscheinen lassen wie das
Original.

Das Industriemuseum an der Merscheider Straße bietet neben der
Ausstellung der früheren Fertigungsweise in der Gesenkschmiede
Hendrichs auch immer wieder Sonderschauen zu Themen rund um das Metall
an. Zur Zeit werden Metall-Baukästen gezeigt. Die meisten stammen aus
der Sammlung (" Kasten) der Familie Griebel aus Köln.

Metallbaukästen weckten in Bruno Görg die Modellbau-Leidenschaft

Durch Metall-Baukästen wurde auch der junge Bruno Görg für den
Modellbau infiziert. Als Achtjähriger habe er 1950 den ersten Kasten
aus dem Hause Märklin von seinen Eltern erhalten. Er und seine
Geschwister hätten mit dem Inhalt dieses und anderer Kästen der
Gattung „Lernspielzeug“ ganze Maschinenparks gebaut. Mit einer später
hinzugekommenen Dampfmaschine habe man auch viele Bauwerke zum Leben
erwecken können.

Diesen Forscherdrang und die Liebe zum Detail hat sich der 76-jährige
bis heute erhalten. Und er erzählt gerne, wie sein Modell der im
Original 107 Meter hohen Riesenbrücke entstanden ist. 1996 habe er
damit angefangen. Pläne habe er sich besorgt und in den Maßstab 1 :
100 umgerechnet. Als Basis-Material dienten ihm Modell-Lochbleche der
Blechwarenfabrik Krause & Co aus Thale im Harz.

Doch mit den Blechen stieß er schnell an Grenzen. „Der Rundbogen der
Brücke ist eine Parabel. Mit den Blechen konnte ich sie nicht
nachbauen, weil beim anzuwenden Radius die Löcher der Bleche nicht
mehr übereinanderlagen“, berichtete er im Industriemuseum. Er habe
sich aber zu helfen gewusst. In Solingen fand er eine
Handspindelpresse aus alten Zeiten. Die schaffte er nach Königswinter,
wo Görg bis heute wohnt. Die Presse habe es ihm erlaubt, die Bleche
passgenau zu kürzen. Am Wochenende habe er meist gearbeitet, erzählt
er. Als Mathematiker war er bei der Frauenhofer Gesellschaft
beschäftigt, das lies nicht mehr Zeit zu.

Im Rittersaal wurde das Brückenmodell bereits 1997 gezeigt

1997 war das Modell dann pünktlich zum hundertsten Geburtstag des
Originals fertig. Im Rittersaal von Schloss Burg konnten viele
Besucher das Werk dann zum Brückenfest erstmals bewundern. Heute steht
die Brücke als Schmuckstück normalerweise in seinem Wohnzimmer. Sie
hat sogar Schienen, aber Görg mangelt es an einem historischen Zug aus
der Zeit der Brückenerrichtung um 1897. Zugleich baut er am nächsten
Modell.

Das Schiffshebewerk Henrichenburg hat er sich vorgenommen. Es ist wie
die Gesenkschmiede Hendrichs ein Industriemuseum, betrieben vom
Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Jetzt steht aber die Brücke im
Mittelpunkt. 1,07 Meter hoch – die Maße hat Görg exakt eingehalten.

SONDERAUSSTELLUNG METALL-BAUKÄSTEN
Aus der Sammlung Griebel stellt das Industriemuseum
noch bis zum 25. Juni viele Metall-Baukästen aus. Vor allem aber, was
man damit bauen kann. Die in fünf Themenbereiche gegliederte Schau
zeigt, was das Spielzeug ermöglicht. Als die Kästen um die Wende zum
20. Jahrhundert aufkamen, dienten sie dazu, Eisenkonstruktionen wie
Brücken, Türme, Bahnhofshallen, Flugzeuge, Automobile und Kräne aus
dieser Zeit zu bauen.


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2017-02-02 Müngstener Brücke von Bruno Görg.jpg
Bruno Görg mit seinem Modell der Müngstener Brücke.
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Müngstener Brücke von Bruno Görg gebaut 1997.jpg
Bild von der Gegenseite

Weiterhin habe ich noch zwei Bilder gefunden, auf denen er zu sehen ist. Beide Aufnahmen wurden beim 1. Treffen des Feundeskreis Metallbaukasten in Klingenthal im Vogtland aufgenommen:
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kling_04_0800.jpg
Guppenbild der Teilnehmer, Bruno Görg ist der 5. von links (mit Krawatte).
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kling_19_0800.jpg
Bruno Görg interessiert sich für ein Stabil-Modell von Wolfgang Dittrich.

Am 10. Juli 2020 verstarb Bruno Görg im Alter vom 79 Jahren.

Im September 2020 schrieb sein Sohn an die Metallbaukastenliste:

Liebe Metallbaufreunde!
Mein Vater ist vor kurzem verstorben. Er war ein begeisteter Metallbaufreund. Könnte sich jemand vorstellen sein letztes Werk zu vollenden?
Liebe Grüße
Martin Görg


Dabei war ein Bild des unvollendeten Modells des Schiffshebewerks Henrichenburg:
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Schiffshebewerk Henrichenburg.jpg
Soweit ich weiß, hat sich niemand gemeldet. Ich denke, es wird nicht einfach sein, sich in ein solches Werk einzufinden, denn jeder Konstrukteur hat eigene Vorstellungen.

Im März 2021 ersteigerte ich einen Märklin Kasten #3 mit weinroter Kaschierung, aber mit dem 1929 eingeführten neuen Deckelbild mit neuem Logo.
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2021-03-07 Märklin-Metallbaukasten Nr. 3, grüne Ausführung 01.jpg
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2021-03-07 Märklin-Metallbaukasten Nr. 3, grüne Ausführung 03.jpg
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2021-03-07 Märklin-Metallbaukasten Nr. 3, grüne Ausführung 04.jpg
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Ich nahm an, der Deckel sei innen gelb, schrieb dies auch der Verkäuferin und daß ich den Kasten deswegen ersteigert hatte. Ferner erwähnte ich, daß die Firma Märklin vorhandene Kasten oder Anleitungshefte stets aufbrauchte, obwohl bereits eine neue Ausführung/Auflage eingeführt worden war.

Im Kasten fand ich dann das folgende Schreiben der Verkäuferin:
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20210308 Märklin #3 1929 Brief 01r.jpg
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20210308 Märklin #3 1929 Brief 02r.jpg
Brief von Bruno Görgs Tochter.

Eine Wette auf eine gelbe Seite des Deckels hätte ich verloren, denn sie war rot.

Auf den Brief antwortete ich ihr wie folgt:

Liebe Frau Görg,
Ihr Paket kam heute unversehrt hier an, besten Dank.
Vielen Dank auch für Ihren netten Brief, ich habe mich darin durchaus wiedererkannt.
Auch meine Frau mußte lachen, als sie Ihren Brief las, denn ehe ich mein Märklinzimmer eingerichtet hatte, stand das großes Modell eines Schaufelrad-Schleppdampfers vom Rhein mehrere Jahre auf einem Biertisch im Wohnzimmer.
Durch Sie habe ich jetzt erfahren, daß es in Koblenz ein Eisenbahnmuseum gibt. Das werde ich beim nächsten Besuch in meiner Heimat einmal aufsuchen und mir die Brücke Ihres Vaters anschauen.
Es gibt noch mehr „Verrückte”, wie mich und ihren Herrn Vater. Z.Zt. gibt es in Hildesheim eine einzigartige Ausstellung mit Metallbaukastenmodellen. Ich hoffe, daß sie bald wieder besucht werden darf, dann werde ich auch einmal hinfahren. Dort steht ein 6 m langes Modell der Rendsburger Hochbrücke, siehe Bild.
Ich wünsche Ihne eine gute Zeit und bleiben Sie gesund
Norbert Klimmek


Damit endet diese Geschichte.

Im Nachhinein bedauere ich sehr, daß sich Bruno Görgs und meine Wege nie gekreuzt haben.
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Re: Bruno Görg

Verfasst: 30.06.2025 07:31
von notna
Lieber Norbert,

vielen Dank für den Beitrag.
Ja Klingenthal, das erste Treffen war schön.
Aber ist Bruno Görg nicht der 6. von links.
Hinter dem Karl steht noch jemand (Jan?).
Aber mit der Krawatte, das ist schon eindeutig.

Re: Bruno Görg

Verfasst: 30.06.2025 09:29
von Hans-Gerd
Hallo Norbert,

vielen Dank für diese interessante Geschichte - Du scheinst ein sehr gut organisiertes Archiv zu haben.

Bruno war tatsächlich so, wie anfangs beschrieben, vor allem war er aber sehr umgänglich.
Ich konnte ihn einmal dafür gewinnen, mich unterstützend zu einer regionalen Ausstellung zu begleiten und in diesem Rahmen konnte ich auch kurz seinen Sohn Bruno (Lokalpolitiker bei uns in Bornheim) kennenlernen.
Leider weiß ich nicht mehr, wann und wo das war und Bilder gibt es davon anscheinend auch nicht.
Aber es hatte uns beiden viel Spaß gemacht und eigentlich wollten wir das wiederholen. Dazu ist es dann aber leider nie gekommen ...

Gruß
Hans-Gerd

Re: Bruno Görg

Verfasst: 30.06.2025 21:13
von Georg
Hallo Schrauber,

die Bilder von Klingenthal im Jahr 2002 sind auch in meinem Archiv. Es war nicht nur mein erstes, sondern überhaupt das erste Schraubertreffen in Deutschland.
Aber den Zeitungsartikel über Bruno habe ich vergessen. Vor allem, dass ich den verlinkt hatte. :(++

Dafür hier noch ein anderer Link zu Brunos Brücke:
https://solingenmagazin.de/die-muengste ... stab-1100/