Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

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Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1423

Beitrag von Norbert »

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Kapitel V: Kettenführung und Antriebe
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HRK05-01 Kettenführung, Michenfelder, KuT-Anlagen F447.jpg
HRK05-01: Diese Prinzipskizze aus dem Krane und Transportanlagen'von C. Michenfelder, 1910, war die Initialzündung zur Realisierung des hier gezeigten Modells. Demnach gibt es nur eine einzige Rollenkette, die an einem Ende den äußeren Hilfshaken und am anderen Ende eine Vierfach-Flasche mit dem Haupthaken aufweist. Von den Haken werden beide Stränge längs des Auslegers zum Kettenantrieb auf der Plattform geführt.
Im Krankopf ist neben der Schnabelrolle an der Spitze und den beiden Kettenrädern der Oberflasche ein weiteres Kettenrad verbaut, welches in beide Stränge eingreift und so für eine Kompensation des beträchtlichen Kettengewichts auf dem Weg zum Antrieb und zurück sorgt.
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HRK05-02 #9969, Probeaufbau Kettenführung im Krankopf.jpg
HRK05-02: Dieser Probeaufbau auf einer Lochtafel mit aufgelegtem Foto des Krankopfes im Baumaßstab diente zur Bestimmung der Kettenradgrößen, -positionen und -abstände. Danach wurden an Kettenrädern die folgenden Größen ausgewählt:
• 10 Z: Antrieb
• 11 Z: kleine Räder des Flaschenzuges
• 16 Z: Verbindungs-Kettenrad
• 18 Z: große Räder des Flaschenzuges
• 22 Z: Schnabelrolle
Sämtliche Kettenradscheiben laufen auf Miniatur- Kugellagern 8 x 4 x 3 mm (Außen-Ø, Wellen-Ø, Dicke).
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HRK05-03 #9972, Krankopf, erster Versuch.jpg
HRK05-03: Zwei Versuche zum Aufbau des Krankopfes (= Kettengehäuses) mit zugeschnittenen 11 x 5 Lochplatten als Seitenteilen führten zu unbefriedigenden Ergebnissen.
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HRK05-04 #9980, der dritte Versuch ist erfolgreich.jpg
HRK05-04: Ein dritter Versuch mit 11 x 7 Lochplatten fiel endlich zufriedenstellend aus.
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HRK05-05 #9977, Randverstärkung aus schmalen Winkelträgern.jpg
HRK05-05: Zur Verstärkung des oberen Randes dienen passend gebogene schmale Winkelträger, deren einer Schenkel bis auf 1 mm abgeschnitten wurde. Der andere Schenkel wurde dagegen nur an den Biegestellen entfernt.
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HRK05-06 #9983, Kettenführung im Krankopf.jpg
HRK05-06: Hier wird mit lose eingelegter Kette deren Führung im Kettengehäuse noch einmal veranschaulicht. Die Bedeutung der an der Spitze schräg nach unten verlaufenden kurze Schiene wird später noch ersichtlich werden.
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HRK05-07 #0083f, Kettenfühung im Krankopf.jpg
HRK05-07: Die Lücke zwischen dem Verbindungs-Kettenrad, links, und der Schnabelrolle, oben, muß durch einen kurzen Kettenkanal geschlossen werden, denn das Gewicht des leeren Kranhakens genügt nicht, um die Kette straff zu halten. Die Schiene wird so an die Wandung des Kettengehäuses geschraubt, daß die Zähne der beiden Kettenräder durch die Schlitze treten und dann die Kettenglieder freigeben bzw. aufnehmen.
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HRK05-08 #0009, Einbau des Krankopfes.jpg
HRK05-08: Ein durchgeschleifter Zwirnsfaden verhindert beim Einbau des Krankopfes, daß die als Abstandhalter notwendigen Unterlagscheiben herunterfallen.
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HRK05-09 #0020, Einzelteile Kranplattform.jpg
HRK05-09: Das sind Einzelteile der Kranplattform, die nach dem Einbau des Krankopfes so angebracht wurden, daß sie eine zusätzliche Verbindung des Kopfes mit dem Krangerüst herstellen.
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HRK05-10 #2560 Fertige Kranplattform an der Spitze.jpg
HRK05-10: Die fertige Kranplattfom an der Auslegerspitze. Die Reling mit Stützen aus dem Schiffsmodellbau hat eine erste Ausführung mit M 2,5 Schrauben, wie sie in 'Schrauber & Sammler' Nr. 18 oder im AMS Bulletin 83/20 noch zu sehen ist, ersetzt.
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HRK05-11 #2547, #9995f, Kettenschacht.jpg
HRK05-11: Die beiden Kettenstränge von und zum Antrieb werden durch einen Schacht in Auslegermitte nach unten geführt. Dieser besteht aus einem Metallus U-Träger auf dessen Grund ein Flachstahl 10 x 2 mm für eine glatte, reibungsarme Fläche sorgt. An passenden Stellen in denn Flachstahl eingebohrte M3 Gewinde gestatten die Befestigung des Kettenschachts mit Hilfe von 4 mm FAC-Schellen an den Querstreben des Auslegers.
Der oben liegende Kettenstrang läuft auf einem Winkelblech 10 x 10 x 1 mm, welches neben dem Flachstahl eingeschoben und seitlich mit M3 Senkkopfschrauben am U-Träger angeschraubt ist.
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HRK05-12 #0121, Gehäuse für den Kettenantrieb.jpg
HRK05-12: Gehäuse für den selbsthemmendes Kettenantrieb mit zwei Gängen. Sämtliche Wellen laufen in Miniatur-Kugellagern. Zum Aufbau des Getriebes wird auf Bild HRK03-27 verwiesen, bei dem zwei verschieden große Zahnräder zu erkennen sind, die sich offenbar auf der gleichen Achse wie das Antriebskettenrad befinden.
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HRK05-13 #0127, Probeaufbau des Kettenantriebs.jpg
HRK05-13: Probeaufbau für den Kettenantrieb. Das Antriebs-Kettenrad ist zwischen zwei kräftigen, auf die Drehscheiben-Plattform geschraubten Lagerstützen (Metallus 4650-17) mit eingelassenen Kugellagern gelagert. Es ist das einzige Kettenrad, das eine Nabe mit Stellschraube hat, um es fest auf die Antriebswelle klemmen zu können.
Diese Welle trägt zwei Zahnrädern 95 Z und 76 Z, die wahleise mit ihren zugehörigen Ritzeln von 19 Z und 38 Z im Eingriff sind und so die beiden Übersetzungen 1:5 bzw. 1:2 ermöglichen, also einen Drehzahl-Unterschied von 1:2,5 bewirken. Da die Achsabstände 95 - 19 und 76 - 38 gleich sind, können auch die Ritzel auf einer Achse sitzen.
Das breite 19 Z Ritzel wird durch eine darunterliegende Schnecke angetrieben, die wiederum über ein 25 Z : 50 Z Vorgelege mit dem Antriebsmotor verbunden ist. Zugleich dient die Schnecke als Hemmung für eine schwere Last.
Ordnet man nun die Ritzel so auf einer verschiebbaren Welle an, daß immer nur ein Zahnradpaar im Eingriff sein kann, dann gibt es zwangsläufig eine Leerlaufstellung, bei der die Schnecke keine Hemmwirkung hat. Beim Schaltvorgang müßte also eine zusätzliche Bremse für die Kettenradwelle betätigt werden, d.h. der Schaltvorgang kann nur bei Stillstand erfolgen (was beim Vorbild sicherlich auch so war).
Da die Zahnstellungen der beiden Zahnradpaare nur in wenigen Positionen fluchten, muß eine solche durch Drehen der Schneckenwelle herbeigeführt werden. Das geht ohne großen Aufwand nur manuell, weil der Antriebsmotor beim Einrücken sofort blockiert würde.
Die gezeigte Lösung ohne Bremse erscheint dagegen praktikabler: die Ritzel sind so angeordnet, daß es keinen Leerlauf gibt, die Hemmung also nicht unterbrochen wird. Der Schaltvorgang wird bei Stillstand des Antriebs durch manuelles Verschieben der Vorgelegewelle bewirkt, wobei das 50 Z Rad manuell gedreht wird, um eine passende Schiebeposition zu finden. Da das Zahnflankenspiel relativ groß ist, wird eine solche Stellung i.d.R. bereits während einer Umdrehungen erreicht.
Mit einer gemessenen Motordrehzahl von 570 U/min ergibt sich eine Hubgeschwindigkeit des Haupthakens von 45 bzw. 113 mm/min. Das ist maßstäblich gesehen etwa 6 bzw. 7,5 mal schneller als es beim Vorbild mit Dampfantrieb war, könnte aber dem unbekannten Wert nach der Elektrifizierung des Krans in den 1920er Jahren recht nahekommen.
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HRK05-14 #0142, Grundplatte mit Setzmuttern und als Biegeschablone.jpg
HRK05-14: Da die Unterseite der Kranplattform nach dem Einbau nicht mehr zugänglich ist, wurde die vordere Grundplatte mit Einpreßmuttern versehen, um die beiden Getriebe von oben anschrauben zu können. Zuvor diente die abgerundete Platte als Biegeschablone für Fundament und Dachbalken des Maschinenhauses.
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HRK05-15 #0176, Blick von vorne auf die Getriebe.jpg
HRK05-15: Die beiden Getriebe von vorne gesehen. Um den Eindruck der massigen Zahräder des Vorbilds wiederzugeben, wurden beide 95 Z Zahnräder aus je zwei Radscheiben zusammengesetzt. Das 76 Z Rad stammt von Wilbert Swinkels, NL, und hat von Hause aus bereits eine Dicke von 3,2 mm.
Der in der Drehbühne versteckte Teil des Drehantriebs wurde bereits in Kapitel III gezeigt.
Der Antrieb des 95 Z Zahnrads, das den Triebstock für den Schienen-Zahnkranz dreht, orientiert sich ebenfalls an dem in Bild HRK03-27 andeutungsweise zu sehenden Aufbau. Die einzige Besonderheit ist die Kombination eines 19 Z Ritzels mit dem 60 Z Kegelrad: die Zähne des Ritzels mit einer 1⁄2" Flanke wurden an der Außenseite 5mm breit bis auf den Zahngrund abgedreht. Mit dem so entstandenen Stummel wurde das Ritzel nach Entfernung der Nabe in das passend aufgebohrte Loch des Kegelrads gelötet. Die Kombination ist mit einem kurzen Wellenstummel in zwei Kugellagern gelagert und ruht auf dem oberen von beiden.
Der Motor mit einer Drehgeschwindigkeit von 45 U/min führt zu einer Zeit von 2,5 min für eine 360° Drehung. Das ist etwa 6 mal schneller, als es das Original mit Dampfmaschinenantrieb vermochte.
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HRK05-16 #0180, Blick von hinten, oben auf die Getriebe.jpg
HRK05-16: Ansicht der Getriebe von hinten, oben. Die Schalter haben drei Stellungen links - neutral - rechts bzw. ein1 - aus - ein2. Der vorderere ist für der rechten Dreh-Motor, der hintere für den linken Hub-Motor. Der mittlere Schalter ist für die Beleuchtung des Maschinenhauses und den Arbeitsscheinwerfer.
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HRK05-17 #1233, Einzelteile Magnetkupplung.jpg
HRK05-17: Nachdem der Kran fertiggestellt war, wurde noch eine Magnetkupplung als Überlastsicherung für den Hubantrieb eingebaut. Die Kupplung besteht aus zwei Stahlscheiben, eine mit Nabe, Stellschraube und Zentrierring, die andere mit 6-kt-Nabe mit M4 Gewindebohrung. Ein 50 Z Zahnradscheibe (ohne Nabe) erhält in den aufgeweiteten Bohrungen 5 mm Neodym Magnete und wird auf den Zentrierring gesteckt.
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HRK05-18 #1241, Magnetkupplung für den Hubantrieb.jpg
HRK05-18: Die zusammengebaute Antriebsachse mit der Magnetkupplung. Durch Verringern des Abstands der rechten Stahlscheibe zu den Magneten der Zahnscheibe kann die Kupplungswirkung bis zu einem Maximalwert bei direkter Berührung erhöht werden.
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HRK05-19 #1247, Hubantrieb mit Magnetkupplung.jpg
HRK05-19: Blick auf das Hubgetriebe mit Magnetkupplung.
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HRK05-20 #2519, Maschinenhaus mit Hub- und drehantrieb..jpg
HRK05-20: Nach Errichtung des Maschinenhauses auf der Kranplattform können die drei Bedienschalter mit Hilfe durchlaufender Wellen von beiden Seiten des Krans aus betätigt werden.
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Zuletzt geändert von Norbert am 31.03.2022 21:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1424

Beitrag von Norbert »

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Kapitel V: Kettenführung und Antriebe (Fortsetzung)
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HRK05-21 #0001, Unterflasche des 4-fach Hubs mit Lastbügel.jpg
HRK05-21: Unterflasche des 4-fach Hubs mit dreh- und schwenkbarem Lastbügel. Auch hier laufen die beiden Kettenzahnräder auf Miniatur-Kugellagern.
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HRK05-22 #9998, Lastbügel aus Ösenschraubendreher.jpg
HRK05-22: Herstellung des ersten Lastbügels aus einem Märklin Ösen-Schraubendreher #36.
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HRK05-23 #1406, Biegeschablone für den Lastbügel 1.jpg
HRK05-23: Weil der erste Lastbügel zu groß erschien, wurden zwei weitere Bügel aus einem 4,3 mm Drahtstift geformt. Dazu wurde eine Rechteckplatte #53 mit untergeschraubter 5 x 5 loch Platte und aufgeschraubten Messinghülsen benutzt, um die der mit einer Lötlampe erhitzte Draht gebogen wurde.
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HRK05-24 #1408, Biegeschablone für den Lastbügel 2.jpg
HRK05-24: Als Biegehilfe wurde eine Reißnadel benutzt, die dafür sorgte, daß der Bügel die gewünschte Krümmung erhielt.
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HRK05-25 #1411, fertig gebogener Lastbügel.jpg
HRK05-25: Der fertig gebogene Lastbügel muß nun noch abgelängt, an den Enden flacher gefeilt und mit einer 3 mm Bohrung zur Befestigung versehen werden. Danach wird er brüniert und kann dann an die Unterflasche geschraubt werden.
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HRK05-26 #2551-54, Bildung der ersten Kettenschlaufe.jpg
HRK05-26: Wenn der Haupthaken gehoben wird, senkt sich der Hilfshaken um die vierfache Hubhöhe, d.h. die frei werdende Kettenlänge hängt zusätzlich an der Schnabelrolle. Damit der Hilfshaken nicht auf der Pier zu liegen kommt, wird er in die Schlaufe einer an ihren Enden am Krankopf befestigten Ösenkette eingehängt. Die frei werdende Rollenkette bildet dann eine längenveränderliche Schlaufe, die als Kettenspeicher dient.
Lange war es nicht ersichtlich, wie der Haken in die Aufhängeschlaufe eingehängt wird. Erst mit dem funktionsfähigen Modell konnte das durch einen einfachen Versuch nachvollzogen werden: der Haupthaken wird (über Wasser) so weit abgesenkt, bis der Nebenhaken unmittelbar unter der Schnabelrolle steht. Ein auf der dortigen Arbeitsplattform stehender Arbeiter hängt nun die Kette der Aufhängeschlaufe in den Haken.
Mehr ist nicht zu tun, denn beim Absenken des Nebenhakens dreht sich dieser selbsttätig um 180° und bleibt so in der Schlaufe hängen.
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HRK05-27 #2556ff, Bildung der zweiten Kettenschlaufe.jpg
HRK05-27: Eine zweite Speicher-Schlaufe entsteht ebenfalls selbsttätig durch folgende Einrichtung: unterhalb der Schnabelrolle bilden zwei seitlich angebrachte Schienen (siehe Bild HRK05-06) einen schrägen Durchlaß, der so breit ist, daß die Rollenkette gerade noch hindurchpaßt (A).
An geeigneter Stelle ist die Kette geteilt und durch ein Kettenschloß wieder verbunden. Sobald das Schloß, welches breiter als die Kette ist, den Durchlaß erreicht, bleibt es hängen, gleitet nach vorne (B) und gibt den nachfolgenden Kettengliedern (C) den Spalt nach unten frei, wodurch sich dort eine zweite Schlaufe (D) bildet.
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Damit ist die Beschreibung des Krans abgeschlossen, jedoch werden später ggf. noch weitere Bilder gezeigt werden.

Das folgende, letzte Kapitel VI befaßt sich mit Recherchen, die während der Bauzeit des Krans durchgeführt wurden.
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1426

Beitrag von haraldkeib »

Hallo Norbert,

zuerst: das ist Modellbau vom Feinsten unter Zuhilfenahme von Metallbaukastenteilen. Konstruktion, Ausführung und die sehr interessante Dokumentation weisen Dich als einen Könner aus. Faszinierend und im Ergebnis top! Aber es ist Modellbau!
Das geht aber nach meiner Auffassung zu weit vom Metallbaukasten weg. Mir tränen die Augen bei der Materialzerstörung. Die technischen Lösungen, die mit einem Metallbaukasten erreicht werden können, sind oft nicht optimal. Das Maßspiel der Löcher und die daraus resultierende Lose der Achsen, die zu feinen Module der Märklinzahnräder, durchrutschende Zahnkränze, die große Steigung der Zollschrauben, die sich ständig lösen und schwammige Drehkranzlager stören bestimmt den einen oder anderen Schrauber. Wenn man dann Buchsen nimmt, um eine Lenkung zu stabilisieren, finde ich das in Ordnung, oder mit Schleifpapier die Zahnkränze zu stabilisieren.
Wenn das Sägen und Bohren überhand nimmt, versucht man erst gar nicht, eine Lösung mit vorhandenen Teilen zu generieren.

Bitte sei mir nicht böse, es gibt bestimmt viele unterschiedliche Sichtweisen dazu. Ich habe großen Respekt vor Deinen technischen und handwerklichen Fähigkeiten und geniesse auch die Berichte zum Kran.
Beste Grüße
Harald
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Norbert Germany
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1429

Beitrag von Norbert »

Hallo Harald,

warum sollte ich dir böse sein? Du bist nicht der Einzige, dem die Augen tränen.

Aber ich habe viele Jahre in der Jugend so geschraubt, daß allenfalls mal eine Verkleidungsplatte gebogen wurde. Lochbänder biegen oder gar knicken ging gar nicht.

Heute, wo die Enkel die Spielsachen ihrer Großväter zu Geld machen, ist Material im Überfluß vorhanden. Deshalb reut es mich nicht, die Teile so abzuändern, wie es meinen Vorstellungen entspricht oder gar vollkommen neue Teile anzufertigen.
Das ist übrigens nichts anderes, als es Märklin mit seinen Schaufenstermodellen praktiziert hat. Und warum sollte ich nicht dürfen, was Märklin durfte?

Eines ist richtig: der Sinn des Metallbaukastens, gebaute Erzeugnisse zu zerlegen, um dann andere Modelle daraus zu konstruieren ist bei mir nicht mehr gegeben. Aber auch das ist nur eine Frage des verfügbaren Materials, des vorhandenen Platzes und der Geduld der SWMBO.

Trotzdem gibt es aber auch bei mir Grenzen, die ich vermutlich nie überschreiten werde:
So habe ich nicht vor, jemals ein computergesteuertes Modell zu bauen. Ich habe in meinem Leben genug programmiert, das brauche ich nicht mehr.
Eine andere Grenze gibt es bei der Verwendung von Plastikteilen - außer zu Isolierzwecken - beim MBK. Die Meccano Teileliste unterscheidet sich bzgl. der Vielfalt inzwischen ja nur noch marginal von der bei Lego oder Playmobil. Wohin das führt, sehe ich beim erschreckenden Blick in die Spielzeugkisten meiner Enkel.

Aber schön, daß wir uns trotz verschiedener Glaubensrichtungen respektieren und gewähren lassen können. Dabei denke ich an den alten Spruch:
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Wat dem eenen sin Uhl, is den annern sin Nachtigall
Gruß
Norbert
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1430

Beitrag von haraldkeib »

Hallo Norbert,
vielen Dank für Deine Antwort.
Deine Gründe kann ich absolut nachvollziehen. Auch die Begründungen sind valide, sehe ich genauso. Ich bin vielleicht ein bißchen zu altmodisch. Als ich vor über 20 Jahren einen mehrfach zerbrochenen Märklin Nr.6 mit einer Kiste Bauteileschrott gekauft habe, mußte ich mühselig Fehlteile ergänzen und den vorhandenen Bestand aufwändig restaurieren. Es hat Freude gemacht und ich habe eine Menge gelernt. Als dann der Kasten fertig war und wie aus dem Ei gepellt vor mir lag, war ich stolz wie Oskar. Die schwarzen Geländerbänder für den Turmkran zu biegen, kostete mich echt Überwindung. Zum Glück konnte man die Dinger zurückbiegen 😀.
Nochmals, Dein „Krahn“ ist ein Spitzenmodell und die heute oft gehörte Frage „Wo kann man den kaufen?“ kannst Du als Einziger beantworten.
Hut ab!
Beste Grüße
Harald
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1433

Beitrag von märklin_fan »

lieber Norbert,
ich bin auch einer von denen, denen die Augen tränen, aber vor Ehrfurcht. Alle Achtung, was du da zustande bringst bzw. sägst und schraubst. .I .I .I
Viele Grüße von
Erwin W.
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1445

Beitrag von wdh »

Hallo Norbert,
da hast du wirklich ein unglaubliches Modell konstruiert und umgesetzt! Vielen Dank für die tolle Darstellung der Details 8-) .
Auch mich kostet es stets Überwindung, gute Serienteile zu beschneiden oder zu biegen, da ich noch den ewigen Teilemangel von früher (1960er) zu gut in Erinnerung habe :(
Dank Ebay ist das inzwischen kein wirkliches Problem mehr, sobald man mal erstmal den einen oder anderen Kasten schön und vollständig restauriert hat. Gerade kürzlich konnte ich noch ein unglaublich reichhaltiges Konvolut mit Stellringen ersteigern, an dem offensichtlich andere wenig Interesse hatten (Foto). 2020 war das noch leichter (Foto schwarze Teile)!
So kann man dann auch leichten Herzens mal Teile für einen zweckmäßigen Umbau "opfern" :-) Oder aber eigene Konstruktionsteile zur Verbesserung einbringen (Foto Portalachse)

Immer schön weiter schrauben, solange es (in unserem Alter :roll: noch Freude macht! Und jeder nach seiner Facon - ohne Limits.
Beste Grüße von wdh
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1447

Beitrag von usknw »

Hallo
mein Glück wären aber die Abschlußlaschen und Winkelstücke. Stellringe und Rollen könnte ich bei Bedarf selbst machen, die anderen Teile nicht.
Ansonsten frage ich mich bei Norbert manchmal ob das Modell oder die Dokumentation dazu (besonders mit den umfangreichen Recherchen) das faszinierendere ist...
Gruß

Uwe aus 67433 NW
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1449

Beitrag von wdh »

Hallo Uwe,
die Knotenbleche und einige Spezialteile waren zum Glück ebenfalls dabei!
Und solche Mengen von Drehteilen möchte ich sicher nicht herstellen wollen. Ich jedenfalls war von dem günstigen Konvolut begeistert :D
Gruß wdh
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1451

Beitrag von Norbert »

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Hallo Wulf-Dieter,

danke für Deine Anerkennung.

Deine Portalachse und das Differential darin gefallen mir. Mit Autos habe ich weder im realen Leben noch beim Schrauben viel am Hut, obwohl ich auch schon mal vor Urzeiten ein Getriebe (Renault R4) und ein Hinterachsdifferential (Opel Caravan) repariert habe.
Hier meine Variante eines platzsparenden Differentials bei einem Traktormodell:
http://metallbaukasten-nkl.magix.net/al ... -67290466/

Dein 1013er Kasten sieht wirklich schön aus. Das Leidige daran ist das Kastenunterteil aus Kunststoff, das sich auch ohne Benutzung mit den Jahren von selbst zerlegt. Das paßt irgenwie schlecht zu den quasi unkaputtbaren Metallteilen. So gesehen trägt Deine Aufnahme mehr zur Alterung des Kastens bei, als eine monatelange Lagerung im Dunklen.

@ Uwe:
Ansonsten frage ich mich bei Norbert manchmal ob das Modell oder die Dokumentation dazu (besonders mit den umfangreichen Recherchen) das faszinierendere ist...
Das frage ich mich auch manchmal.

Gruß
Norbert
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Re: Hamburger Riesenkrahn: V Kettenführung und Antriebe

#1453

Beitrag von wdh »

Hallo Norbert,
deine Konstruktion des Traktor-Differentials ist tatsächlich extrem kompakt, sehr gut! Aber auch die Lenkung mit Vorspur gefällt mir ebenfalls gut.
Ich arbeite noch an einem Achsantrieb für das an sich gute Raupenfahrgestell des Märklin - Menk - Baggers mit beidseitigen Bremsen und Kupplungen im Fahrwerk. Denn der korrekte Antrieb müsste über Kegelräder und durch den Drehkranz vom Oberwagen aus erfolgen.
Auf jeden Fall schön, immer wieder ideenreiche Lösungen :idea: im Forum zu sehen, insbesondere, wenn diese so vorbildlich dokumentiert und archiviert werden :-) Ich sehe das als allgemein zugängliche Sammlung für unser Hobby an. Anstelle von einem Haufen Skizzen in Schubladen und Schränken, die in Gefahr sind, am Ende nur im Container zu landen.
Ich habe früher fast nur an VW-Käfern geschraubt, aber auch fast alles. Getriebe und Mechanik haben mich stets fasziniert, obwohl ich eigentlich in der Elektronik zuhause bin.
Ja, die optisch schönen Kästen der blauen Serie sind leider vergänglich. Insbesondere ein gut erhaltener 1034 hat es mir angetan. Aber leider selten und sehr teuer!
Beste Grüße von Wulf-Dieter
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