Im wahrsten Sinne des Wortes: Büchsenlager
Verfasst: 13.02.2021 07:50
Es ist eine unter Schraubern alltägliche Situation, und wer von uns hätte sie nicht schon einmal selbst erlebt: Man möchte etwas bauen, aber die entsprechenden Teile sind - weil selten – entweder zu teuer oder sie sind nur noch antiquarisch bzw. überhaupt nicht mehr zu kaufen.
Im geschilderten Fall wollte ich den „Pontoon Crane, Nr. 28“ der Meccano Super Models nachbauen.
. [Quelle: Geoff Wright: The Meccano Super Models, No. 28]
. [Quelle: Meccano Standard Mechanismen, Seite 24]
.
Sowohl die Drehgestellversion aus je 2 x 8 Meccano Channel Segments # 119, wie in der obigen Abbildung gezeigt, als auch das Komplett-Drehgestell Meccano Great Roller Bearing # 167 stellten den Bau zunächst infrage: bei 16 Stück # 119 war’s die Abteilung „antiquarisch“/nicht mehr verfügbar“ (Anmerkung: damals wusste ich noch nichts von der Quelle Skegness). [Quelle: Meccano Standard Mechanismen, Seite 27
.
Bei dem GRB # 167 schreckte dann doch der seinerzeitige tax free price £ 166,29 für ein Replikat (!) von Geoff Wright’s MW Models vom Weitermachen ab. Alle Hoffnungen richteten sich nun auf unseren Schrauber-Kollegen Urs Flammer, der irgendwann einmal die Nachfertigung von Komplettringen (statt 8 x # 119) angeboten hatte. Aber die wohl mangelnde Nachfrage hatte das Projekt wohl zum Erliegen gebracht.
Schrauber haben ja gelernt und sind es gewohnt, wegen gegebener Module, die zu einem funktionierenden Ganzen zusammengefügt werden, „um die Ecke zu denken“. So auch hier, denn der Mangel gebar eine passable Lösung.
Neun von 31 Jahren Berufstätigkeit bei Kodak habe ich in der Sparte Kinofilm und Fernsehen gearbeitet; Rohfilm wurde in versiegelten Blechbüchsen vertrieben. Was lag also näher, als auf Filmbüchsen zurückzugreifen, die es in allen möglichen Größen gab – auch mit einem annähernd großen Bodendurchmesser wie das Drehgestell # 167 von Meccano.
. Bild 1a: Prägungen zur Stabilisierung an … Bild 1b: ... Deckel und Büchsenboden
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Es kommt einer möglichst niedrig zu haltenden Bauhöhe des Drehgestells zugute, wenn man für Ober- und Unterlager je einen Büchsendeckel verwendet, weil deren Ränder nicht so hoch sind wie jene der Büchsenböden.
Zur Herstellung des Ober- und Unterlagers braucht es zunächst die Fixierung eines Mittellochs als zentralen Drehpunkt. Auf beiden Büchsenteilen ist dieser herstellerseits aus verständlichen Gründen natürlich nicht markiert, aber eben für die Konstruktion vonnöten. Wir erinnern uns also an den Geometrieunterricht in der Schule und zirkeln diesen Punkt aus und bohren ihn dann mit 4,1 mm ab. Wenn nach dem beschriebenen Vorgehen die Mittelpunktslöcher auf beiden Lagerhälften gebohrt sind, hätte man jetzt eigentlich Drehlagerunter- und oberschale und könnte sich der Innenkonstruktion zuwenden.
Danach ist die Entscheidung zu treffen, ob man die Flächen von Ober- und Unterlager so belässt oder sie mit einer Nabe und acht zur Peripherie laufenden Flachbändern versieht: Erstens zugunsten der Stabilität, zweitens wegen der universelleren Möglichkeiten für Verschraubungen am Modelluntergrund bzw. –aufbau. Ich habe mich für die letztere Lösung entschieden.
Mittig (mit dem 10. Loch) wird daher ein 19er Flachband im gebohrten Mittelpunkt lose verschraubt und in ein sich gegenüberliegendes Sickenpaar auf der Außenbahn der Blechprägung gedrückt. Anmerkung: Die Sicken dienen eigentlich der Stabilität der mehr oder weniger großen Dosenflächen. Idealerweise – auf den Bauzweck bezogen – kann man die Sicken als Montagehilfen benutzen (an der Büchsenperipherie in der Anordnung einer dem Märklinisten bzw. Meccanoman vertrauten Achterteilung). Passgenau und dadurch mit gutem Seitenhalt lassen sich nämlich Meccano-/Märklin-Flachbänder einlegen. Die Endlöcher an beiden Flügeln des 19er Flachbandes markieren damit die Position der schaffenden Montagelöcher für die jeweils zum Mittelpunkt zeigenden, später zu montierenden acht Flachbändern (Prozess in den übrigen Sickenpaaren wiederholen).
Weil der innere Teil der Prägung (mit Viererteilung) versetzt zu jener auf der Außenbahn (Achterteilung) angeordnet ist, entfernt man mit der Blechschere diese Fläche, auch damit die acht zu montierenden Flachbänder sich nicht über die die konvexe Prägung wölben müssten.
Mit entsprechend gebohrten Montagelöchern und entfernten Innenteilen vorbereitet, können nun Unter- und Oberlager montiert und mit Naben versehen werden (siehe Bild 2).
. Bild 2: Flachbänder passen genau in die Sicken Bild 3: Rollenkäfig Bild 4: Rollenkäfig eingelegt in die Lagerhälfte
Bei der Herstellung des Rollenlagers ist zu beachten, dass die Räder mittels Federn auf ihren Achsen nach außen gegen die Innenränder von Unter-/Oberlager gedrückt werden. Dadurch zentriert sich das Rollenlager selbständig (siehe Bild 4).
Bild 5: Draufsicht auf fertiges Drehgestell, Ø 27,7 cm
Langer Schreibe kurzes Ende: das Modell Pontoon Crane habe ich gebaut, und es ist wirklich ein Super Model, weil unerwartet groß und ausladend. Das Büchsenlager hat von der Stabilität her seine Aufgabe bestens erfüllt. Irgendwie wirkte das Modell in der Abbildung kleiner. Es ist eines der wenigen, die ich sogleich wieder demontierte.
Das Büchsenlager fristet seitdem ein ungenutztes Dasein in der Abteilung „irgendwann mal zu verbauen“. Aber mit Erfolg „um die Ecke“ gedacht, also etwas gebastelt und dabei mein Portemonnaie geschont zu haben, war es mir wert.
Im geschilderten Fall wollte ich den „Pontoon Crane, Nr. 28“ der Meccano Super Models nachbauen.
. [Quelle: Geoff Wright: The Meccano Super Models, No. 28]
. [Quelle: Meccano Standard Mechanismen, Seite 24]
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Sowohl die Drehgestellversion aus je 2 x 8 Meccano Channel Segments # 119, wie in der obigen Abbildung gezeigt, als auch das Komplett-Drehgestell Meccano Great Roller Bearing # 167 stellten den Bau zunächst infrage: bei 16 Stück # 119 war’s die Abteilung „antiquarisch“/nicht mehr verfügbar“ (Anmerkung: damals wusste ich noch nichts von der Quelle Skegness). [Quelle: Meccano Standard Mechanismen, Seite 27
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Bei dem GRB # 167 schreckte dann doch der seinerzeitige tax free price £ 166,29 für ein Replikat (!) von Geoff Wright’s MW Models vom Weitermachen ab. Alle Hoffnungen richteten sich nun auf unseren Schrauber-Kollegen Urs Flammer, der irgendwann einmal die Nachfertigung von Komplettringen (statt 8 x # 119) angeboten hatte. Aber die wohl mangelnde Nachfrage hatte das Projekt wohl zum Erliegen gebracht.
Schrauber haben ja gelernt und sind es gewohnt, wegen gegebener Module, die zu einem funktionierenden Ganzen zusammengefügt werden, „um die Ecke zu denken“. So auch hier, denn der Mangel gebar eine passable Lösung.
Neun von 31 Jahren Berufstätigkeit bei Kodak habe ich in der Sparte Kinofilm und Fernsehen gearbeitet; Rohfilm wurde in versiegelten Blechbüchsen vertrieben. Was lag also näher, als auf Filmbüchsen zurückzugreifen, die es in allen möglichen Größen gab – auch mit einem annähernd großen Bodendurchmesser wie das Drehgestell # 167 von Meccano.
. Bild 1a: Prägungen zur Stabilisierung an … Bild 1b: ... Deckel und Büchsenboden
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Es kommt einer möglichst niedrig zu haltenden Bauhöhe des Drehgestells zugute, wenn man für Ober- und Unterlager je einen Büchsendeckel verwendet, weil deren Ränder nicht so hoch sind wie jene der Büchsenböden.
Zur Herstellung des Ober- und Unterlagers braucht es zunächst die Fixierung eines Mittellochs als zentralen Drehpunkt. Auf beiden Büchsenteilen ist dieser herstellerseits aus verständlichen Gründen natürlich nicht markiert, aber eben für die Konstruktion vonnöten. Wir erinnern uns also an den Geometrieunterricht in der Schule und zirkeln diesen Punkt aus und bohren ihn dann mit 4,1 mm ab. Wenn nach dem beschriebenen Vorgehen die Mittelpunktslöcher auf beiden Lagerhälften gebohrt sind, hätte man jetzt eigentlich Drehlagerunter- und oberschale und könnte sich der Innenkonstruktion zuwenden.
Danach ist die Entscheidung zu treffen, ob man die Flächen von Ober- und Unterlager so belässt oder sie mit einer Nabe und acht zur Peripherie laufenden Flachbändern versieht: Erstens zugunsten der Stabilität, zweitens wegen der universelleren Möglichkeiten für Verschraubungen am Modelluntergrund bzw. –aufbau. Ich habe mich für die letztere Lösung entschieden.
Mittig (mit dem 10. Loch) wird daher ein 19er Flachband im gebohrten Mittelpunkt lose verschraubt und in ein sich gegenüberliegendes Sickenpaar auf der Außenbahn der Blechprägung gedrückt. Anmerkung: Die Sicken dienen eigentlich der Stabilität der mehr oder weniger großen Dosenflächen. Idealerweise – auf den Bauzweck bezogen – kann man die Sicken als Montagehilfen benutzen (an der Büchsenperipherie in der Anordnung einer dem Märklinisten bzw. Meccanoman vertrauten Achterteilung). Passgenau und dadurch mit gutem Seitenhalt lassen sich nämlich Meccano-/Märklin-Flachbänder einlegen. Die Endlöcher an beiden Flügeln des 19er Flachbandes markieren damit die Position der schaffenden Montagelöcher für die jeweils zum Mittelpunkt zeigenden, später zu montierenden acht Flachbändern (Prozess in den übrigen Sickenpaaren wiederholen).
Weil der innere Teil der Prägung (mit Viererteilung) versetzt zu jener auf der Außenbahn (Achterteilung) angeordnet ist, entfernt man mit der Blechschere diese Fläche, auch damit die acht zu montierenden Flachbänder sich nicht über die die konvexe Prägung wölben müssten.
Mit entsprechend gebohrten Montagelöchern und entfernten Innenteilen vorbereitet, können nun Unter- und Oberlager montiert und mit Naben versehen werden (siehe Bild 2).
. Bild 2: Flachbänder passen genau in die Sicken Bild 3: Rollenkäfig Bild 4: Rollenkäfig eingelegt in die Lagerhälfte
Bei der Herstellung des Rollenlagers ist zu beachten, dass die Räder mittels Federn auf ihren Achsen nach außen gegen die Innenränder von Unter-/Oberlager gedrückt werden. Dadurch zentriert sich das Rollenlager selbständig (siehe Bild 4).
Bild 5: Draufsicht auf fertiges Drehgestell, Ø 27,7 cm
Langer Schreibe kurzes Ende: das Modell Pontoon Crane habe ich gebaut, und es ist wirklich ein Super Model, weil unerwartet groß und ausladend. Das Büchsenlager hat von der Stabilität her seine Aufgabe bestens erfüllt. Irgendwie wirkte das Modell in der Abbildung kleiner. Es ist eines der wenigen, die ich sogleich wieder demontierte.
Das Büchsenlager fristet seitdem ein ungenutztes Dasein in der Abteilung „irgendwann mal zu verbauen“. Aber mit Erfolg „um die Ecke“ gedacht, also etwas gebastelt und dabei mein Portemonnaie geschont zu haben, war es mir wert.