Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

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Norbert Germany
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Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#898

Beitrag von Norbert »

In den 1950er Jahren ließ MÄRKLIN seine Werbemethode aus den 1930ern für kurze Zeit wieder aufleben und bot den Händlern Metallbaukasten-Modelle als Blickfang für ihre Schaufenster an.
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Bild 01 1953 Verkaufsmodell BK5.jpg
1953/54 wurde unter anderem das hier gezeigte Modell BK 5, Kleine Uhr, zum Preis von DM 350.- angeboten.
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Bild 02 1954 WMin Erhard bei Märklin auf der Nürnberger Messe.jpg
Wirtschaftsminister Ludwig Erhard besucht den Märklin Stand auf der Nürnberger Spielwaren-Messe 1954.
Links hinter dem Minister Fritz Märklin, rechts neben ihm (mit Brille) Max Scheerer, Geschäftsführer bei Märklin und Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Messe. Im Hintergrund ist die Kleine Uhr zu sehen.

Diese Uhr war vor Jahren einmal Gegenstand einer Diskussion in der Metallbaukasten Mailing List, wobei sich niemand meldete, der diese Uhr schon einmal gesehen hatte.

Dank der Großzügigkeit von Norwin Rietsch, der die folgenden Fotos zur Verfügung stellt, bin ich nun in der Lage, mehr über diese Uhr berichten zu können.
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Bild 03 Messe ZH Dez07 015b.jpg
In diesem Zustand wurde die Uhr im Dezember 2007 auf einer Antiquitäten-Messe in Zürich erworben.
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Bild 04 Messe ZH Dez07 017b.jpg
Der Aufsatz mit Großem Rad und 16 Lämpchen – abwechselnd zwei rote und zwei grüne – ist von einer dicken Staubschicht bedeckt.

Weil sämtlich Lagerstellen durch verharztes Öl blockiert waren, entschloss sich der Käufer, die Uhr zu zerlegen, um sie reinigen und anschließend wieder in Gang setzen zu können. Die folgenden Bilder wurden bei der Demontage aufgenommen, um die Anordnung der Antriebselemente zu dokumentieren.
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Bild 05 Vorderseite mit abgenomenem Märklin Schriftzug (016).jpg
Vorderseite der Uhr mit abgenommenem MÄRKLIN Schriftzug auf Opalglas, der von hinten mit acht Lämpchen beleuchtet wird.
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Bild 06 Rückwand entfernt (10a).jpg
Nach Entfernung der Rückwand bot sich dieser Blick auf die Rückseite der Uhr. Oben die Welle des Minutenzeigers, unten der elektrische Antrieb der Uhr, ein 50 Hz Synchronmotor. Das runde Gehäuse enthält ein Planetengetriebe zur Reduktion der Motordrehzahl auf eine Umdrehung pro Minute. Allerdings ist der Motor um 180° verdreht eingebaut, denn der Wellenstummel muß ins Innere der Uhr zeigen. Das ist auch an den beiden Befestigungslöchern neben den 4-Loch Winkelträgern zu sehen, wo der Lack durch die Befestigungsmuttern gelitten hat.

Nun wenden wir uns zunächst dem Antriebsmotor zu.
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Bild 07 Kaskadierte Synchronmotoren (SchBB 001b).jpg
Hier der für Uhren konzipierte elektrische Antrieb, der aus zwei Synchronmotoren besteht, die auf eine gemeinsame Welle arbeiten. Diese Kaskadierung bewirkt eine Verdopplung des Drehmomentes, was bei den nachfolgenden Metallbaukasten-Übersetzungen sinnvoll ist, da diese nicht mit Uhrmacher-Präzision herstellbar sind.
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Bild 08 Feldwicklung Motor 1 (SchBB 005b).jpg
Das ist die Feldwicklung auf dem Joch der Statorbleche des Synchronmotors, der dem Getriebe benachbart ist. Es ist ein zweipoliger Motor, das heißt, bei pro Wechselstrom-Periode dreht sich der Anker genau einmal um 360°. Bei 50 Hz Netzfrequenz sind das also 50 Umdrehungen per Sekunde oder 3.000 Umdrehungen in der Minute, weshalb die Wicklung mit „30” beschriftet ist. Ferner ist sie für einen Nennspannung von 20 Volt Wechselstrom ausgelegt, wie die Aufschrift angibt.

Die beiden durch Luftspalt getrennten Pole sind aus Blechpaketen geformt, die nur 2 x 90° abdecken. Die andern 2 x 90° werden von separaten Blechpaketen gebildet, die unter Zwischenlage von eisernen Distanzstücken an dem umfassenden Statorpaket befestigt sind. Dadurch ergibt sich für diesen Arm ein höherer magnetischer Widerstand der dafür sorgt, daß der Rotor immer in derselben Drehrichtung anläuft, was bei gleich aufgebauten Armen nicht der Fall wäre.
Grüne Farbspuren auf den Stator zeigen, daß die 4-Loch Winkelträger, so wie gezeigt, falsch angeschraubt sind.
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Bild 09 Felwicklung Motor 2 (SchBB 006b).jpg
Das ist die Feldwicklung des zweiten Motors, der vollkommen gleich mit dem ersten Motor ist. In der Mitte der Aluminium-Traverse ist das äußere Lager der Ankerwelle eingelassen.
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Bild 10 Ankerwelle mit gekapseltem Getriebe (SchBB 004b).jpg
Das andere Ende der Ankerwelle endet in dem gekapselten Gehäuse des Vorgeleges. Dieses Getriebe setzt die Drehgeschwindigkeit der Motoren von 3000 U/min auf 1 U/min herab.

Damals konnte die Netzfrequenz so stabil gehalten werden, daß die maximal auftretenden Abweichungen weniger als 1/10 Sekunde betrugen. Das ist heute wegen der vielen volatilen Quellen nicht mehr möglich, wodurch sich Abweichungen bis zu ±20 Sekunden aufsummieren können. Größere Abweichungen werden durch Änderung der Sollfrequenz um 1/10 Hz allmählich wieder abgebaut, so daß die Netzfrequenz 50 Hz nur noch im Langzeitmittel konstant ist.
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Bild 11 Anschluß des Synchonmotors (3).jpg
Hier ist der Anschluß des doppelten Synchronmotors zu sehen. Die beiden Feldspulen werden so parallel geschaltet, daß sich die Drehkräfte addieren. Das Bild zeigt das Modell nach der Überarbeitung durch den Besitzer. Die beiden 4-Loch Winkelträger sind nun an der richtigen Seite des Motors befestigt.

Wir betrachten nun die Getriebe für das Uhrwerk in etwas anderer Reihenfolge, als sie beim Zerlegen fotografiert worden sind.
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Bild 12 Minutenwelle mit Gelenk zum Anschluß des Motors (025).jpg
Die querlaufende Welle – fortan als S(ekunden)-Welle bezeichnet – ist die Antriebswelle für das Uhrwerk und die Lampensteuerung. Mit der rechts sichtbaren Meccano Universal Coupling #140 wird sie an den Wellenstummel des Synchronmotor-Getriebes angeschlossen.

Warum Märklin diese Verbindung und nicht das eigene,wesentlich robustere Kugelgelenk #210 benutzt hat, ist nicht direkt ersichtlich. Wahrscheinlich ist es wegen der größeren Länge – 40 mm bei #140 und 28 mm bei #210 – benutzt worden, um eine nicht standardmäßige S-Wellenlänge zu vermeiden.

Hier sieht man deutlich den Fehler, der selbst von Märklins Konstrukteuren immer wieder gemacht wurde: Wellen werden mit zwei gegenüberliegenden Stellschrauben in den Naben oder Kupplungen befestigt.

Der vermeintliche Gewinn an Festigkeit ist nur scheinbar, denn die beiden Stellschrauben bilden eine Achse, um die sich die Welle im Rahmen der Bohrungstoleranz drehen kann, wodurch sich die Schrauben mit der Zeit lockern können. Technisch besser ist die Verwendung nur einer Stellschraube, weil sie die Welle an die gegenüberliegende Wand der Bohrung preßt und damit keine Bewegung in der Bohrung zulässt.

Das große 95Z Zahnrad #31/95 ist das Antriebsrad für die Lampensteuerung, die später eingehend betrachtet werden wird.
Die daneben befestigte Schnecke #32 treibt ein 30Z Ritzel #25/30, dessen Achse schräg nach oben zur M(inuten)-Welle der Uhr führt.
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Bild 13 Sekundenzeiger auf der S-Welle (018).jpg
Die S-Welle ragt unten aus dem Ziffernblatt heraus und trägt einen aufgesteckten Sekundenzeiger, der sich über einem kleinen, in weißer Farbe aufgemalten Ring mit 5-Sekunden Einteilungen dreht.
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Bild 14 Antrieb der M-Welle (027).jpg
Die nach oben führende Antriebswelle treibt die M-Welle über ein 25Z Ritzel #25/25, das mit den 50Z Kronrad #28/50 kämmt. Diese 1:2 Übersetzung ergibt zusammen mit der Schnecke #32 und dem 30Z Ritzel #25/30 eine 1:60 Übersetzung, das heißt nach 60 Umdrehungen der S-Welle hat sich die M-Welle genau einmal gedreht.
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Bild 15 die M-Welle und ihr Antrieb (028).jpg
Hier der Antrieb der M-Welle aus einer etwas höheren Warte betrachtet. Auch der Antrieb der Lampensteuerung ist links unten gut zu sehen.
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Bild 16 Blick bon vorne oben auf die M-Welle (020).jpg
Das die M-Welle treibende Kronrad #28/50 ist nicht direkt, sondern über eine Rutschkupplung mit dieser Welle verbunden. So kann man durch Drehen am Minutenzeiger die Uhrzeit einstellen. Das kleine Kronrad #28/25 und der kleine Autoreifen #209/22 auf dem Schnurlaufrad #22 klemmen das große Kronrad über acht lange Schrauben #37 ein.

Im Vordergrund ist das Getriebe für den Stundenzeiger zu sehen, der auf einer Hohlwelle befestigt wird. Die dazu verwendeten Zahnräder sind altbekannte Teile aus dem Uhrenkasten #102 der 1920er und 1930er Jahre, nämlich
– No. 223 Wechselrad mit 7 Lochband
– No. 224 Wechselrad mit Zeigerrohr und Kurbelarmen
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Bild 17 Zwei klassische Uhren-Bauteile (023).jpg
„Das Zeigerrohr”, im Bild groß zu sehen, sind zwei übereinander geschobene Hohlrohre von 5,0 mm bzw. 6,4 mm Außendurchmesser. Das innere Rohr trägt am Ende ein 12Z Ritzel, das mit dem 36Z Zahnrad des Wechselrads kämmt. Es wird am anderen Ende mit der Stellschraube des Minutenzeiger auf das Ende der M-Welle geklemmt.

Das äußere Rohr hat am Ende ein 40Z Zahnrad, welches in das 10Z Ritzel des Wechselrads eingreift. Auf diesem Rohr wird vorne der Stundenzeiger befestigt.

Die Übersetzung von innerer zu äußerer Hohlwelle ist demnach 12Z / 36Z • 10Z / 40Z = ⅓ • ¼ = 1 / 12, wie es sein muß.
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Bild 18 Befestigung der Zeiger (017).jpg
Die speziell angefertigten Zeiger haben Stellringe unterschiedlichen Innendurchmessers. Der äußere ist der Minutenzeiger, der innere der Stundenzeiger.

Nun wenden wir uns dem Antrieb zur Schaltung der Lämpchen im sternförmigen Uhraufsatz zu.
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Bild 19 Antrieb des Schalters für den Leuchtenstern (021).jpg
Die Schaltwelle wird über ein dreistufiges Getriebe von der S-Welle angetrieben. Die Übersetzung ist wie folgt:
1. 95Z Zahnrad #31/95 treibt ein 19Z Ritzel 25/19
2. 57Z Zahnrad #27/57 treibt ein 19Z Ritzel 25/19
3. 50Z Zahnrad #27/50 treibt ein 25Z Ritzel 25/25
Damit ist die Übersetzung 95Z / 19Z • 57Z / 19Z • 50Z / 25Z = 5 • 3 • 2 = 30. Die Schaltwelle dreht sich also 30 mal schneller als die S-Welle, das ist ein Mal in zwei Sekunden.
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Bild 20 rotierender Schalter mit acht Kontakten (026a).jpg
Der Lampenschalter ist nach dem Prinzip des bald darauf eingeführten Kollektors mit Bürstenbrücke, #1312/1G, aufgebaut. Ein rotierender, federbelasteter Kontaktstift berührt reihum jedes der acht voneinander isolierten Felder des Kollektors und verbindet es für die Dauer des Kontakts mit der Gerätemasse. Acht grüne Kabel führen zu den acht roten und acht grünen Lämpchen des Aufsatzes. Bei richtiger Verkabelung leuchten reihum zwei Lämpchen auf und scheinen rot-grün wechselnd umzulaufen.

Die Funktion des Lochscheibenrads mit dem in einem Loch befestigten Stellring ist nicht ganz klar. Vielleicht hat es eine Mitnehmer-Funktion für den Fall, daß sich die Bürstenbrücke auf der Welle löst, denn deren Stellschraube ist für einen Schraubendreher fast unerreichbar.

Abschließend noch zwei Bilder der gereinigten und wieder gangbar gemachten Uhr, die wie vorgesehen mit dem 16 V≈ Lichtanschluß des Eisenbahn-Transformators #280A betrieben werden kann.
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Bild 21 Rückseite der restaurierten Uhr im Jahr 2008 (2).jpg
Die Rückseite der im Jahr 2008 restaurierten Uhr.
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Bild 22 Die wiederhergestellte Kleine Uhr BK 5 im Jahr 2008 (1).jpg
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Der Nachbau anhand der hier gezeigten Bilder dürfte für einen versierten Schrauber kein großes Problem darstellen.

Es würde mich freuen, wenn wir an dieser Stelle demnächst ein Replikat dieser Uhr zu sehen bekämen.

Gruß
Norbert
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Zuletzt geändert von Norbert am 05.06.2021 22:08, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#899

Beitrag von vaute »

Danke zunächst für diesen Fund und die eingehende Erklärung. Worauf wartest Du Norbert, wenn Du den "versierten Schrauber" ansprichst? Red vorher aber mal mit Gerhard Schmidberger: Er hat den Nachkriegs-Uhrenkasten mit genau den Zeigern, wie sie im diesem Modell zu sehen sind. Vielleicht enthält dieser Kasten auch noch andere Teile zu der Uhr?
Gruß vaute
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Georg Germany
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#900

Beitrag von Georg »

Hallo Norbert,
vielen Dank für die umfangreiche Fotodokumentation.
Es ist ein schönes zeitgenössisches Modell.
Ein Nachbau wird aber trotzem ein Nachbau bleiben, da gewisse Teile nicht mehr verfügbar sind und selbst hergestellt werden müssten oder auf ähnlichen Ersatz (die Motoren z.B.) zurückgegriffen werden müsste. Dann verschwimmt die Originalität etwas im Ungenauen.
Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#902

Beitrag von usknw »

Hallo
vaute hat geschrieben: 05.06.2021 19:58 Red vorher aber mal mit Gerhard Schmidberger: Er hat den Nachkriegs-Uhrenkasten mit genau den Zeigern, wie sie im diesem Modell zu sehen sind.
Der hier erwähnte Uhrenkasten ist mir völlig unbekannt und ich kann mich nicht erinnern jemals in Nachkriegsunterlagen davon gelesen zu haben.
An Bildern und der Kastennummer wäre bestimmt nicht nur ich interessiert.
Gruß

Uwe aus 67433 NW
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#903

Beitrag von Ton »

Hallo Georg,
Danke für die schöne Bilder. Ich habe jedoch eine Frage.
Auf das Bild der Bundeskansler, sah ich auch ein bewegbare Brückeb gemacht für format H0. Ich kenne keine Brücke. Hat jemand das später gemacht?
Grüß, Ton
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Norbert Germany
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#905

Beitrag von Norbert »

Hallo Ton,

der Mann in Bildmitte, Ludwig Erhard, hat ausnahmsweise mal keine Zigarre in der Hand. Er war damals (1954) Wirschaftsminister und wurde erst 1963 Bundeskanzler.

Die Eisenbahnbrücke ist Teil eines Werbemodells für Händler, das sie ins Schaufenster stellen konnten, damit die Passanten stehen bleiben.
Für die Spielwarenmesse in Nürnberg hat Märklin eine große H0-Eisenbahnanlage mit mehreren solcher Baukasten-Händlermodelle aufgebaut. Die Bogenbrücke im Hintergrund und der Turm mit der senkrechten Beschriftung gehören wahrscheinlich auch dazu.

1954 war der Metallbaukasten noch ein begehrtes Spielzeug und wurde dementsprechend auf der Messe präsentiert. Schon wenige Jahre später sah das ganz andes aus und der Baukasten verlor mehr und mehr an die aufkommende Klick-und-Rast Plastik-Konkurrenz. Damit verschwanden auch die Baukasten-Modelle aus den Schaufenstern der Spielwarenhändler.

Anbei die Seite 6 des Werbemittel-Katalogs von 1953 mit der zweigleisigen Eisenbahnbrücke und einem Auto-Modell. Der Katalog enthält weitere sieben Schaufenstermodelle und einige andere Werbemitteln, wie z.B. Dias für die Kino-Werbung *).
*) Ja, das hat es auch einmal gegeben. Vor oder nach der Wochenschau haben die örtlichen Händler auf sich aufmerksam gemacht. Zunächst mit Dias bei gedämpfter Hintergrundmusik, später dann mit kurzen, vertonten Filmclips. Bis der Hauptfilm begann, konnte schon mal eine halbe Stunde vergehen. Erfahrene Kinobesucher rauchten in der Lobby erst einmal eine oder zwei Zigaretten, bevor sie den Kinosaal betraten. Untrügliches Zeichen für den Beginn des Hauptfilms war und ist die vorangehende totale Verdunkelung und die dadurch eintretende Stille.
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MMP_1953-07_PH-06.jpg
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Diese Schaufenster-Modelle sind gesuchte Raritäten, denn die meisten Händler hatten sie nur von Märklin geliehen und nach der Weihnachtssaison wieder zurückgegeben. Das kostete den halben angegebenen Preis. In den 1930er Jahren hat Märklin solche Modelle nach einigen Jahren sehr billig an Händler verkauft. Wie es in den 1950ern war, weiß ich nicht.

Händler, die das Modell gekauft hatten, benutzten es später oft als Materialspender, das heißt, sie haben es zerlegt und die Einzelteile verkauft.

Gruß
Norbert
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#906

Beitrag von vaute »

usknw hat geschrieben: 06.06.2021 20:13 Hallo
vaute hat geschrieben: 05.06.2021 19:58 Red vorher aber mal mit Gerhard Schmidberger: Er hat den Nachkriegs-Uhrenkasten mit genau den Zeigern, wie sie im diesem Modell zu sehen sind.
Der hier erwähnte Uhrenkasten ist mir völlig unbekannt und ich kann mich nicht erinnern jemals in Nachkriegsunterlagen davon gelesen zu haben.
An Bildern und der Kastennummer wäre bestimmt nicht nur ich interessiert.
G. Schmidberger ist doch genannt. Ihn zu fragen, wäre der einfachste Weg.
Gruß vaute
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usknw Germany
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#907

Beitrag von usknw »

Hallo Wilfried
es ist doch seltsam daß ein Kasten existiert, der in keiner Liste aufgeführt ist. Welche Nummer hat er, sind Titelbilder von Kasten und Anleitung bekannt? Welche Farbe haben die Teile; das Flachband mit Wechselrad offensichtlich ein nachkriegslindgrün soweit am Bildschirm erkennbar. Es ist eigenartig, daß der Kasten wohl nicht nur mir verborgen blieb. War das ein Muster, das nie in den Handel kam und den verschlungen Weg aus dem Werk zu einem Sammler fand? Gabs die anderen Spezialkästen auch in Nachkriegeausführung? Auch im Wiki ist über die zahlreichen möglichen Uhrenkastenvarianten nichts erwähnt oder hab ich alle Hinweise übersehen?
Da müßten doch auch andere Forums- oder Listenmitglieder etwas zu beitragen können.
Gruß

Uwe aus 67433 NW
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#908

Beitrag von Georg »

Wie in der Überschrift steht, geht es um ein Werbemodell, nicht um einen Baukasten, den der normale Kunde kaufen konnte.
Diese Schaufenstermodelle kamen später durchaus in Kundenhände, aber das war dann eine Sache, bei der Händler "altes Zeug" an interessierte Kunden loswurde.
Ich hatte auch Mal eine Windmühle (die mit den blinkenden Flügeln) aus den Restbeständen eines Händlers übernommen und an einen Sammler mit Platz weitergegeben.

Werbemodelle hatten keinen schicken Karton, sondern maximal eine sichere Transportkiste aus Holz.
Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#910

Beitrag von usknw »

Hallo Georg
mir ging es um vaute's Aussage des Nachkriegsuhrenkastens, dessen Teile möglicherweise in diesem Werbemodell verbaut sind. Das grün des Flachbandes mit Wechselrad ist ja nachkriegsgrün, sofern der Bildschirn nicht allzusehr verfärbt.
Ein Nachbau mit Synchronmotor scheitert möglicherweise schon bei der Beschaffung, aber ein entsprechend gesteuerter Schrittmotor wäre wohl eine praktischere Lösung.
Gruß

Uwe aus 67433 NW
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Re: Kleine Uhr: MÄRKLIN Werbemodell BK 5

#911

Beitrag von vaute »

usknw hat geschrieben: 08.06.2021 10:39 Hallo Georg
mir ging es um vaute's Aussage des Nachkriegsuhrenkastens, .....
Nochmals zur Klarstellung: von einem "Nachkriegsuhrenkasten" als im Handel erhältlich war nie die Rede! Gerhard Schmidberger - man könnte ihn über die Chatliste des Freundeskreises Metallbaukasten ja mal dazu per Mail befragen - hat einen Kasten mit jenen - zumindest sehr ähnlichen - Zeigerteilen, und ich meine auch dem transparenten Zifferblatt. Was noch darin war, erinnere ich nicht mehr. Der Kasten muss wohl im Prototypen-Stadium stecken geblieben sein, hatte auch nicht die typische damalige Verpackung, sondern war ein flacher Karton mit Deckel.
Gruß vaute
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