Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

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Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2835

Beitrag von holzpuppe »

Hallo,
da ich erst seit ein paar Wochen mich (wieder) mit dem Thema Metallbaukasten beschäftige, geschuldet durch fast 25 Jahre Nichtnutzung und „aus dem Auge aus dem Sinn“ und dem Umstand, dass ich die komplette Sammlung meines Vaters erhalte, ist mir die Erhaltung, Reinigung und eventuellen Restauration in den Fokus gerückt.
Es gibt ja schon ein paar Vorschläge wie:
Einfach mal sauber machen (Messingteile)
viewtopic.php?f=28&t=369
Messingreinigung mit einem Tumbler:
viewtopic.php?f=10&t=404
viewtopic.php?f=48&t=573
Karton reparieren:
viewtopic.php?f=10&t=378
Selbst Kaltbrünieren:
viewtopic.php?f=48&t=552
Farbanregung für die farbigen Teile:
viewtopic.php?f=43&t=285

Jetzt mal ein paar generelle Frage:
Wenn man keinen Tumbler hat, womit putzt ihr Messingteile?
Womit entfernt ihr Rost?
Mit welchem Öl behandelt ihr a Mechanische Teile wie Uhrwerkmotoren und Elektromotoren?
Wie erhaltet ihr die farbigen Bauelemente?

Meine Erfahrungen, und ihr dürft mich gerne berichtigen:
Pflege: Ballistol Uni-Öl ist ok bei Wellen. Sehr schlecht bei Farbteilen.
Jenolite Rustremover (grün) funktioniert nicht. (Wellen - Blankelemente)
Jenolite Metal Polish funktioniert mit Messingteilen sehr gut, Wellen mittelmäßig bis gut. (Es ist flüssiger als die Pasten, die man sonst so bekommt.)
Hat Putzteilchen, die aber nachhinein nerven, wenn man den Tisch danach sauber machen muss.
Zitronensäure: Der Test läuft noch mit Wellen.
Phosphorsäure ist mir zu aufwändig und ich habe nicht die geeigneten Umgebungsbedingungen.
Das alles stinkt furchtbar.
Chemie mag ich eigentlich nicht. Aber ist bei mir immer die erste Idee, leider.
Habt ihr angenehmere und bessere Tipps?
:((

Änderungen am Beitrag:
-Kleinen, aber wichtigen Schreibfehler korrigiert.
-Link hinzugefügt.
-Änderung an der Änderung ;)
- noch n Link eingefügt
-und noch einen weiteren Link eingefügt
Zuletzt geändert von holzpuppe am 13.04.2023 22:52, insgesamt 5-mal geändert.
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Georg Germany
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2842

Beitrag von Georg »

Hallo holzpuppe,
Womit entfernt ihr Rost?
Ich hatte mal einen größeren Schwung Blechteile zu entlacken und entrosten. Ein Bekannter hat sie zusammen mit 2 Schippen trockenem Sand in seinen Betonmischer und nach über einer Stunde waren die Teile blank. Danach habe ich nochmals mit Abflussreiniger gründlich die letzten Reste Farbe entfernt und anschließend grundiert und lackiert. Das Ganze war eine Aufgabe für mehrere Tage, die ich seitdem nicht mehr gemacht habe.
Wenn man keinen Tumbler hat, womit putzt ihr Messingteile?
Eine billiger Tumbler ist ein Glas (Gurkenglas z.B.), das auf einem stilvoll aus Metallbaukasten gebauten Gestell rotiert wird. Die Messingteile in einem Nussschalengranulat. Urs Flammer hat sowas mal vorgeführt, aber leider habe ich kein Bild des selbstgebauten Tumblers in meinem Archiv gefunden. Aber wenn Du die Aufgabe kennst, ist es einfach ein Gestell zu bauen mit zwei durch eine E-Motor angetriebenen Räderpaaren, auf denen oben drauf das Glas seitwärts liegend lamgsam gerollt wird.
Länger dauert es, wenn Du das Glas mit Messingteilen und Balistol einige Wochen im Kofferraum Deines Autos spazieren fährst. "Volle Kanne" Feldwege und Bordsteine beschleunigen den Prozess und Deine Autowerkstatt hat danach auch zu tun. :)))
Wie erhaltet ihr die farbigen Bauelemente?
In der Sonne bleichen sie aus. Diese Erfahrung habe ich mit Modellen gemacht, die längere Zeit am Fenster standen. Das war für mich aber verschmerzbar, da die Farbe, der Farbton und ihr Zustand meistens nicht oben auf meiner Prioritätenliste stehen.

Wellen habe ich mal in der Handbohrmaschine mit feinen Schleifpapier entrostet. Stilechter ist es, die Wellen über eine Kupplung 11718 / 63 mit einem Motor (z.B. 1072) zu verbinden und dann mit dem Schleifpapier (Nachtrag: die harte Seite eines Topfreinigers tut's meistens auch) drangehen. Das ist bei mir schneller, wenn's nur um eine oder zwei Wellen geht, da der 1072 bei den Märklinsachen ist, die Bohrmaschine jedoch nicht.
Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2845

Beitrag von Hans-Gerd »

Hallo Holzpuppe,

dann möchte ich auch noch kurz auf das von mir verwendete Öl eingehen.

Wahrscheinlich gibt es dazu so viele Meinungen wie Foren-Mitglieder, aber ich verwende für meine Fahrzeuge ein Haftöl mit Graphit-Zusatz.
Es haftet dadurch recht gut und fliegt bei hohen Drehzahlen nicht so schnell weg, wie das übliche transparente Fahrrad-Öl.

haftoel.jpg

Im Laufe der Zeit wird ein Modell dennoch ziemlich "versaut". Kürzlich habe ich deshalb - nach einem Test an der Lackierung - eines meiner Fahrgestelle komplett mit Bremsenreiniger gereinigt und neu geschmiert. Sieht aus und funktioniert wie neu.

Ich vermute, dass Du mit der Bezeichnung "Baristol" eigentlich "Ballistol" meinst? Das verwende ich allenfalls für die Stangen unseres Kickers, aber nie im Zusammenhang mit Metallbaukasten.

Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd

PS:
Einen Nachtrag zu den "Putzteilchen" habe ich noch: Ich lege in solchen Fällen immer eine ordentliche Pappe unter, die danach entsorgt wird.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2846

Beitrag von holzpuppe »

Georg hat geschrieben: 05.03.2023 17:40 Hallo holzpuppe,

...
Wenn man keinen Tumbler hat, womit putzt ihr Messingteile?
Eine billiger Tumbler ist ein Glas (Gurkenglas z.B.), das auf einem stilvoll aus Metallbaukasten gebauten Gestell rotiert wird. Die Messingteile in einem Nussschalengranulat. Urs Flammer hat sowas mal vorgeführt, aber leider habe ich kein Bild des selbstgebauten Tumblers in meinem Archiv gefunden. Aber wenn Du die Aufgabe kennst, ist es einfach ein Gestell zu bauen mit zwei durch eine E-Motor angetriebenen Räderpaaren, auf denen oben drauf das Glas seitwärts liegend lamgsam gerollt wird.
Länger dauert es, wenn Du das Glas mit Messingteilen und Balistol einige Wochen im Kofferraum Deines Autos spazieren fährst. "Volle Kanne" Feldwege und Bordsteine beschleunigen den Prozess und Deine Autowerkstatt hat danach auch zu tun. :)))
Daran hatte ich nicht gedacht. Mein erster Gedanke war eine Rüttelmaschine, aber aus Märklin müsste man alle paar Stunden die Schrauben nachziehen und am Ende hat man Metallschrott. Auf einfache Rotation war ich nicht gekommen. zu blöd. Gut, dass ich noch große Gurkengläser habe. Eigentlich wollte ich selbst Gurken einlegen, aber die Saison verpasst und meine Frau guggt die Gläser auch schon schief an. xD
Das mit dem Auto wäre nicht schlecht. Aber hier in der Stadt, haben wir nicht mehr viel Kopfsteinpflaster. Zumindest da wo wir wohnen.
Georg hat geschrieben: 05.03.2023 17:40
Wie erhaltet ihr die farbigen Bauelemente?
In der Sonne bleichen sie aus. Diese Erfahrung habe ich mit Modellen gemacht, die längere Zeit am Fenster standen. Das war für mich aber verschmerzbar, da die Farbe, der Farbton und ihr Zustand meistens nicht oben auf meiner Prioritätenliste stehen.
Danke für den Hinweis. Ich wollte für unseren Laden ein Modell bauen und ins Schaufenster stellen. Da muss ich wohl warten, bis ich schwarze Teile habe. Die sollten nicht so einfach ausbleichen. Vielleicht etwas grau werden.
Georg hat geschrieben: 05.03.2023 17:40 Wellen habe ich mal in der Handbohrmaschine mit feinen Schleifpapier entrostet. Stilechter ist es, die Wellen über eine Kupplung 11718 / 63 mit einem Motor (z.B. 1072) zu verbinden und dann mit dem Schleifpapier (Nachtrag: die harte Seite eines Topfreinigers tut's meistens auch) drangehen. Das ist bei mir schneller, wenn's nur um eine oder zwei Wellen geht, da der 1072 bei den Märklinsachen ist, die Bohrmaschine jedoch nicht.
Oha, also eine abgeänderte Drehbank.
Manchmal braucht man wohl jemanden der einem das offensichtliche nochmal unter die Nase hält. xD
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2847

Beitrag von holzpuppe »

Hans-Gerd hat geschrieben: 05.03.2023 22:16 ...

Ich vermute, dass Du mit der Bezeichnung "Baristol" eigentlich "Ballistol" meinst? Das verwende ich allenfalls für die Stangen unseres Kickers, aber nie im Zusammenhang mit Metallbaukasten.

...
Ups, ja klar. Ballistol....da habe ich wohl mehr an Kaffee als an Öl gedacht. xD (Wird geändert.)
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2851

Beitrag von Georg »

holzpuppe hat geschrieben: 05.03.2023 23:06

In der Sonne bleichen sie aus. Diese Erfahrung habe ich mit Modellen gemacht, die längere Zeit am Fenster standen. Das war für mich aber verschmerzbar, da die Farbe, der Farbton und ihr Zustand meistens nicht oben auf meiner Prioritätenliste stehen.


Danke für den Hinweis. Ich wollte für unseren Laden ein Modell bauen und ins Schaufenster stellen. Da muss ich wohl warten, bis ich schwarze Teile habe. Die sollten nicht so einfach ausbleichen. Vielleicht etwas grau werden.

.
Hallo holzpuppe,

für sichtbares Ausbleichen, so dass es stört, dauert es länger als ein paar Monate.
Ich habe manche Sachen schon jahrelang im Fenster stehen, damit die Kinder von der Straße aus was zum gucken haben, und es sieht nicht schlimm aus. Aber man sieht es eben ein bisschen. Wenn man alte Modelle oder gar Schaufenstermodelle bekommt, fällt es auch manchmal auf.

Ein Laden dekoriert doch mindestens zweimal im Jahr um - da gibt es kein Problem mit dem Ausbleichen.
Die Kunden freut es und es hat den angenehmen Nebeneffekt, dass Du dann "so altes Zeug vom Opa, das wir gefunden haben" auch mal angeboten bekommst.
Hier beim ehemaligen Stuttgarter Schrauberstammtisch war mal ein Schrauber, der eine Wäscherei hatte und mit Modellen im Schaufenster Unmengen an Baukästen und loses Material für kleines Geld anhäufen konnte. Einfach weil die Kunden oder Passanten die Modelle sahen und einen Abnehmer für "das alte Glump" fanden.
Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2852

Beitrag von Dilettant »

Noch ein Tipp von mir als Sammler: Alle Bauteile möglichst in den Originalverpackungen belassen und nicht benutzen.
Da bleiben sie am Längsten schön. :)))

Im Ernst: Meinen "Einstieg" ins Schrauberdasein habe ich mit den geschwärzten MBK-Teilen vollzogen.
Da gibt es keine abgeplatzte Farbe.

Leider sind die schwarzen Teile oft auch durch den Zahn der Zeit mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen.
Anders als bei den Farbigen ist hier eine "Neubeschichtung" in Eigenregie nicht durchführbar.
Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Eine professionelle Neubrünierung ist vermutlich auch nur dann sinnvoll, wenn die Teile nicht zu stark vergammelt sind.
Rostnarben wird eine Brünierung wohl nicht überdecken, noch weniger als bei neuem Farbauftrag.

Viele Grüße

Friedemann
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2853

Beitrag von Hans-Gerd »

Zur Erhaltung unlackierter Metallteile fällt mir noch "Owatrol Öl" ein, welches ich gelegentlich an den Roststellen unserer Fahrzeuge verwende.

Auszug aus der Produktbeschreibung:

---
Owatrol Öl ist vom Grundprinzip her ein lufttrocknendes Naturöl mit hohem Festkörperanteil.
Mit dem Öl erzielt man eine sehr starke Kriechwirkung und ein gutes Eindringen in Rost.
Luft und Feuchtigkeit werden aus dem Rost verdrängt und dieser in seiner Ausbreitung gestoppt.
Im Gegensatz zu anderen Ölen ist Owatrol Öl nach rund 24 Stunden getrocknet und verhält sich dann in etwa wie eine klare Kunstharzfarbe (Alkydharzfarbe).
Owatrol Öl kann mit den meisten Einkomponenten Lacken überlackiert werden.
---

Wenn man sich mit altem Eisen - insbesondere an Oldtimern - beschäftigt, dann kommt man um Owatrol Öl eigentlich kaum herum.

Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2912

Beitrag von holzpuppe »

@Hans-Gerd
Vielen Dank für deine Öl-Anregungen.
Wenn ich dazu aber etwas Kritik geben darf:
Das Öl mit Graphitzusatz kenne ich eigentlich nur im Einsatz für Türschlösser. Und wie auf der Flasche abgebildet für Ketten.
Für eine Feinmechanik wie Uhrwerk und E-Motor würde ich persönlich das nicht anwenden wollen. Wie du auch schreibst, saut es nach einer gewissen Zeit ganz schön ein. An sich ist Messing selbstschmierend, aber etwas Öl ist nach 90 Jahren bestimmt auch nicht ganz verkehrt.
Explizit dachte ich an ein Öl, welches für den Elektromotor von Märklin geeignet ist (somit auch für den Uhrwerkmotor).
Für Wellen, die in Kontakt mit farbigen Märklinteilen in Kontakt kommen, schwebt mir eher Kugellagerfett vor. Aber korrigiert mich bitte, wenn das Mist ist.
Owatrol kenn ich nicht. Aber gerade im Netz geschaut. Das glänzt ja wie „Hule“. xD Und scheint, je nach Belastung länger oder kürzer auf der Oberfläche zu halten. Ich frage mich aber auch, wie sieht diese „Lackschicht“ nach 5 Jahren unbenutzt in der Märklinkiste aus? Oder: Wie ist der Abrieb?

Apropos:
Haben eigentlich die schwarzen Märklinteile je geglänzt? Einige Kleinteile scheinen einen seidenmatten bis glänzenden Eindruck zu machen, während die Großelemente durchgehend eher matt, rau und anthrazitfarben erscheinen.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2913

Beitrag von holzpuppe »

Dilettant hat geschrieben: 06.03.2023 11:26 Noch ein Tipp von mir als Sammler: Alle Bauteile möglichst in den Originalverpackungen belassen und nicht benutzen.
Da bleiben sie am Längsten schön. :)))

Im Ernst: Meinen "Einstieg" ins Schrauberdasein habe ich mit den geschwärzten MBK-Teilen vollzogen.
Da gibt es keine abgeplatzte Farbe.

Leider sind die schwarzen Teile oft auch durch den Zahn der Zeit mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen.
Anders als bei den Farbigen ist hier eine "Neubeschichtung" in Eigenregie nicht durchführbar.
Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Eine professionelle Neubrünierung ist vermutlich auch nur dann sinnvoll, wenn die Teile nicht zu stark vergammelt sind.
Rostnarben wird eine Brünierung wohl nicht überdecken, noch weniger als bei neuem Farbauftrag.

Viele Grüße

Friedemann
Ich bin gerade dabei eine Freundin zu fragen, ob ihre Firma auch brüniert bzw. bleut. Mal schauen. Ich gebe auf jeden Fall Bescheid. Die Firma macht eigentlich alles, was Oberflächenbeschichtung betrifft. Teflon, Pulver, Farbe, alles. Da kann man auch seine Pfannen hinschicken und die machen es wieder schick. xD
Ich denke gerade über eine teflonbeschichtete Märklinauflage nach... . (Schwarz, hitzebeständig, relativ abriebfest.) *hehehe*
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2914

Beitrag von holzpuppe »

Mein Zitronensäuretest (Heitmann mit 500ml):
Wellen erhalten nach knapp 24 Stunden einen einheitlichen grauen Schimmer.
Einfacher Flugrost ist weg.
Nachbehandlung: Ballistol.
Weitere Nachbehandlung: Stahlwolle (000 und 0000).
Grauschimmer ist geringer und die Wellen sind seidenmatt.
Im Vergleich zu nicht angerosteten originalen Wellen ist gut. (Meiner Meinung nach.)
Natürlich nicht mit aktuellen Stahlwellen zuvergleichen, aber wer will das schon.

Hier stelle ich morgen Fotos rein. Jetzt ist es einfach zu dunkel.
20230314_093232-2.jpg
20230315_171404.jpg
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Zuletzt geändert von holzpuppe am 15.03.2023 23:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Norbert Germany
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2919

Beitrag von Norbert »

.
Hallo Schrauber,

zu Beginn meiner zweiten Schrauber-Karriere 2004 habe ich mehrheitlich mit farbige Teilen geschraubt und zu dieser Zeit gelegentlich sogar farbige Teile neu lackiert und den Lack dann im Backofen aushärten lassen.

Dabei hat mich an pulverbeschichteten Bauteilen immer die erhebliche Dicke der Lackschicht gestört.

Aber nicht nur deshalb, sondern hauptsächlich weil schwarze Modelle nicht so spielzeughaft aussehen, schraube ich seit 2009 bis auf wenige Ausnahmen nur noch mit schwarzen Teilen.

Seitdem sammle ich farbige Teile, die nicht zu einem bestimmten, erhaltenswerten Baukasten gehören und entlacke sie, wenn ein größerer Posten zusammengekommen ist, um sie anschließend brünieren zu lassen.

Nach einigen Versuchen mit Lösungsmitteln, Natronlauge und mechanischer Lackentfernung (Betonmischer, s.o.) bin ich auf den Entlacker der Firma Faba-Chemie gestoßen, der sogar Pulverbeschichtungen entfernt: https://shop.faba-chemie.de/1040.html
(Ganz schön teuer geworden, 2017 habe ich noch für zwei 10l Kanister 7€/Liter bezahlt).

Man legt die Teile so in eine Wanne, daß sie sich nicht großflächig berühren und gießt den Entlacker darüber. Nach 1 - 2 Stunden hat sich der Lack vom Metall gelöst und die Teile können unter fließendem Wasser abgespült werden (Schutzbrille und Handschuhe nicht vergessen!). Damit sich kein Flugrost bilder, die Teile nach der Spülung sofort abtrocknen. Den Entlacker durch einen Trichter mit Sieb in den Kanister zurückschütten, er kann trotz Verfärbung bis zur endgültigen Erschöpfung weiterverwendet werden.

2020 wurde in der Mailing-List folgende Frage gestellt:
Ich habe einige schwarze Teile mit leichtem Rost. Was ist der beste Weg, um sie wieder sauber zu machen und danach wieder schwarz?
Schleifen finde ich zu streng. Vielleicht WD40? Und danach Ofenpolitur?
Mit dem nachstehenden Text habe ich darauf geantwortet:

wenn es nur wenig Flugrost ist, reicht es, die Teile mit Ballistol-getränkten Lappen abzureiben. So habe ich es letztes Jahr bei den Teilen meines Kastens 6H gemacht:

Vorher:
2019-03-24 Märklin #6 in Holzkasten 04.jpg
Einsatz
.
2019-03-24 Märklin #6 in Holzkasten 08.jpg
Unterteil

Nachher:
20190617-141344-D5#9209k.jpg
Einsatz (die Messingteile wurden in einem Tumbler mit Walnußschalengranulat 0,8 - 1,3 mm und etwas Bimsmehl behandelt)
.
20190617-141419-D5#9210k.jpg
Unterteil

Du kannst die Teile aber auch in einen professionellen Brünierbetrieb bringen. Dann werden sie vor dem Brünieren entfettet und gebeizt, d.h. in Salzsäure getaucht, wobei Flugrost und bestehende Schwärzungen (= Oxidschichten) entfernt werden und die Teile blank herauskommen (gilt nicht für dicken Rost, der bereits abblättert).

Danach wird das Material nach spezieller Vorbereitung in einem heißen Brünierbad geschwärzt und nach Abspülen der Chemie mit Wasser in ein Entwässerungsbad gebracht, wo das Wasser aus den Poren entfernt wird. Der Brünierprozess ist hoch giftig und darf deshalb nur von zertifizierten Betrieben, die hohen Umweltanforderungen genügen müssen, durchgeführt werden.

Es gibt aber auch ein ungiftiges Kaltbrünierverfahren, z.B. https://shop.schlitt-werkzeuge.de/infos ... verfahren/

Leider ist die flüssige Chemie inzwischen nur noch für gewerblich Abnehmer erhältlich. Für Privatleute gibt es nur noch die Brünierpaste Nu-Blak. Ich verwende sie, um Schnittkanten oder Fehlstellen zu schwärzen. Die Schwärzung ist nicht so intensiv wie bei einem Heißbrünierverfahren, aber nach Einreiben des Werkstücks mit Ballistol durchaus akzeptabel.

Zu WD40: ich verwende dieses Öl nicht, vor allem nicht zum Schmieren, denn es wird mit der Zeit harzig. Zur Oberflächenbehandlung mag es vielleicht geeignet sein, aber ich nehme lieber Ballistol.

Ofenpolitur habe ich noch nicht benutzt. Ich kann mir aber vorstellen, daß man die Teile erhitzen muß, damit die Politur fest haftet.

Das Bild ist von 2018 und zeigt etwa 100 kg Teile nach Brünierung in einem dafür spezialisierten Betrieb:
.
20180517-130210-D5#5675ka.jpg
Die Teile sind tiefschwarz, der Glanz kommt von der Ölschicht darauf. Das ganze hat mich ca. 400 € gekostet, also ≈ 4 €/kg. Das ist fast so viel wie der Materialwert.

Zitat Ende.

Derzeit habe ich etwa 20 kg Material gesammelt, was ich noch entlacken und brünieren lassen will. Da der alte Meister des Brünierbetriebs inzwischen in Rente ist, bin ich gespannt, ob dort dieser Auftrag noch einmal angenommen wird.

Gruß
Norbert
.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2923

Beitrag von holzpuppe »

Hallo Norbert,
vielen Dank für diese wertvolle Information.
Hast du die NU-BLAK-Paste schon probiert?
Da ich erst angefangen habe, die Metallteile zu reinigen, hatte ich mir zuerst das Waffenreinigungsset von Ballistol geholt, da ist eine Kaltbrünierflasche dabei. Die ist, denke ich ok, aber nicht der „Brüller“.
Das Problem mit dem Kaltbrünieren ist, dass die Schicht sehr sehr dünn ist und je nach Hersteller blau oder grün schimmert.
Da ist das Heißverfahren, wie du ja schreibst, besser und entspricht dem Original. Aber halt mit hohem Aufwand verbunden.
Ich muss auch zugeben, dass deine schwarzen Modelle mich nun auch eher in diese Richtung leiten. Komisch, mich hat früher das grün/rot nicht gestört, obwohl ich ja eher der „schwarze Typ“, seit ich 16 bin, bin. :)))
Wenn ich das richtig verstehe, ist das Bleuen, bzw. bläuen, wie man früher geschrieben hat, für Märklinteile nicht richtig?
Zumindest konnte ich bei den schwarzen Teilen eben nicht den typischen blau- oder rotschwarzen Schimmer sehen.
Norbert hat geschrieben: 14.03.2023 15:56 ...
wenn es nur wenig Flugrost ist, reicht es, die Teile mit Ballistol-getränkten Lappen abzureiben. So habe ich es letztes Jahr bei den Teilen meines Kastens 6H gemacht:
...
Dann habe ich ja bei den schwarzen Teilen intuitiv alles richtig gemacht.
Ich finde auch, dass sich das Ergebnis gut sehen lässt.
20230314_092515.jpg
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2925

Beitrag von Norbert »

.
Hallo holzpuppe,

die Märklinteile sind nicht brüniert, sondern ölgeschwärzt. Dazu wird das Material auf dunkle Rotglut erwärmt und dann in einem Ölbad abgeschreckt.

Dieses Verfahren ist deutlich kostengünstiger, benötigt aber ebenfalls viel Erfahrung, wie man an Märklinteilen von 1917/18 sehen kann, die von bläulich bis bräunlich alle Farbschattierungen aufweisen.

Auch Metallus konnte das bis zuletzt nicht mit gleichbleibender Qualität. Ein von mir dort bestelltes großes Los an unlackierten, dafür aber brünierten Teilen hatte diese Farbvariationen. Einige verbaute Teile mußte ich nach zwei Jahren durch professionell brüniertes Material austauschen, weil sie auch im Wohnzimmer zu rosten anfingen. Daraufhin habe ich das gesamte Metallus Material brünieren lassen und gut war.
Hast du die NU-BLAK-Paste schon probiert?
Ja, ist empfehlenswert. Einfach das Teil anfeuchten, mit der Paste von Hand einreiben, dann abspülen, trocknen und mit Ballistol einreiben.
Bei Schnittkanten nehme ich oft auch einfach einen schwarzen Permanentmarker, weil's schneller geht.

Brünieren färbt (oxidiert) immer nur die oberste Schicht des Materials und beeinflußt daher nicht seine Abmessungen.

Bläuen ist ein anderes Verfahren und wird z.B. von Uhrmachern und Feinmechanikern verwendet.

Bei 'bleuen' denke ich an die 'frühneuhochdeutsche' Bedeutung: den Hintern versohlen (der wird dann auch blau).

Gruß
Norbert
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2926

Beitrag von holzpuppe »

Nochmals Hallo Norbert,
Danke für die Erhellung. Dann geht es also um das „Anlassen“. Welche Farbnuancen die ersten Märklinteile hatten, weiß ich persönlich nicht, aber da verlasse ich mich auf deine Erfahrungen und Expertise. Bei den späteren schwarzen Märklinteilen sieht man aber keinen roten oder blauen Schimmer. Wenn das weiterhin ein Ölbad war, müsste man das doch sehen, oder? Zugegeben, wenn es braun ist, bin ich ratlos, keine Ahnung bei welcher Temperatur braun erscheint.
.
.
.
Ok, Google hilft.
Braun bei etwa 240-250°C.
Grau was ich (denke) beobachtet zu haben: 340-360°C.
Das ist aber wohl kaum die Regel. Das ist ja fast schon am „verglühen“ insofern es nicht ganz sauberer Stahl war. Und so denke ich.

Infozu den Anlassfarben bei Stahl.
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2927

Beitrag von Norbert »

.
Hallo holzpuppe,

die Anlauffarben ergeben sich bei Abkühlung des Stahls in Luft.

Bei Abschreckung in einem Öl beinflußt dieses die Färbung, da sich seine Verbrennungsrückstände (Ruß) in den Poren des Stahls dauerhaft festsetzen.

Man nennt diesen Vorgang Ölschwärzen oder Schwarzbrennen, oft auch umgangssprachlich als Brünieren bezeichnet.

Beim richtigen Brünieren erzeugen dagegen chemische Reaktionen eine schwarze Oxydschicht.

Hier ein Video zum Ölschwärzen in Rapsöl:



Gruß
Norbert
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Re: Generelle Frage zur Reinigung und Erhaltung von Märklinbauteilen

#2959

Beitrag von Hans-Gerd »

Hallo Holzpuppe,

erst jetzt sehe ich, dass Du zu diesem Thema nochmal geantwortet hattest. Sorry, aber ich hatte ziemlich viel mit der Vorbereitung für Ede zu tun (das ewige "Spiel" mit den Akkus...)

Das Öl mit Graphit-Zusatz nehme ich auch nur an den Stellen, wo anderes Öl noch schneller wegfliegt - also an schnell drehenden Wellen.
Für ein Uhrwerk würde ich auch etwas anderes verwenden, an einem Motor ist es mir egal.

Da fällt mir noch etwas anderes ein:
Bei der Überarbeitung meiner Revox-Bandmaschine bin ich auf ein spezielles Sinterlager-Öl gestoßen, was speziell für die Schmierung des Capstan-Motors geeignet sein soll (Isoflex PDP 65). Davon hatte ich mir dann auch ein paar Kubikzentimeter beschafft, ist aber sehr teuer. Ob der Preis wirklich gerechtfertig ist, weiß ich nicht, aber man soll es halt verwenden.

Verharzung kann nach längerer Zeit ja auch ein Thema sein und in diesem Zusammenhang folgende Frage:
Gibt es überhaupt ein Schmiermittel, welches sich halbwegs ohne Rückstände verflüchtigt?

Gruß
Hans-Gerd
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