Dieser Beitrag beginnt mit Bildern und Text, die bereits im Artikel zur Ausrückgabel No. 84 (viewtopic.php?f=8&t=491) zu diesem Bauteil veröffentlicht wurden.
Die Klauenkupplung Nr. 76 wurde bereits Anfang 1919 am 1" Schnurlaufrad Nr. 22 eingeführt und zuerst als
- Nr. 76 Schnurrolle mit Kupplung
. Letzte Seite der Beilage zum Anleitungsheft No.71, erste Ausgabe 1919 (Ausgabe 191).
In der 2. Ausgabe dieses Heftes No. 71 mit eingedruckten Preisen, gültig ab 1. Nov 1919, hieß dieses Teil nur noch:
- No. 76 Klauenkupplung
In dem halben Jahr von Mai bis November 1919 stiegen die Preise dieser Teile um rund 40%.
Das Schnurlaufrad mit der Kupplungsnabe erhielt den Zusatz "a" und das Kupplungsmuffe den Zusatz "b".
Bemerkenswert ist, daß die Nabe der Rolle keine Gewindebohrung hat und und auch keinen Einstich aufweist, mit dessen Hilfe das Rad auf der Welle verschoben werden kann. Vielleicht ging man zunächst davon aus, daß die Kupplung nur im Stillstand von Hand zu bedienen sei.
Diese Klauenkupplung No. 76 war laut Inhaltslisten von 1919 - 1923 in folgenden Kasten je 1x enthalten:
- Nr. 202 Uhrwerk-Motor, als Ergänzung zu Metallbaukasten Nr. 4 bis Nr. 6
- Nr. 301 Elektro-Motor Starkstrom
- Nr. 302 Elektro-Motor-Magnet-Licht Starkstrom
Die Klauenkupplung No. 76 war letztmalig in der Preisliste M129, gültig ab 5. April 1924 aufgeführt.
Die Teile-Nr. 76 wurde 1927 an das Anleitungsheft für Maschinen- und Brückenbau neu vergeben.
Die gleichbleibend Abbildung der Klauenkupplung in den Anleitungsheften No. 71 bis 1923 darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die mit den Motoren ausgelieferte Bauart nach kurzer Zeit erheblich davon abwich.
. Bauarten der mit den Motoren No. 202, 301, 302 und 402 ausgelieferten Klauenkupplungen No. 76 in eingerücktem Zustand.
. Klauenkupplungen No. 76 in ausgerücktem Zustand.
Die in den Anleitungen No. 71 abgebildete Ausführung links war anscheinend nur kurz in Gebrauch, denn schon in der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919 war sie bei den Motor Abbildungen nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte man schon früh den Nachteil eines fehlenden Angriffspunktes für einen Ausrückhebel erkannt und die bereits produzierten Exemplare dann als Spezialteil verkauft.
Die drei Klauenkupplungen rechts sind von gleicher Bauart mit nur geringen Unterschieden. Das vernickelte 16mm Ø Schnurrad mit Kupplungsnabe ist aus einem Stück Messing gefertigt und hat nun neben der aufgerauhten Schnurrille einen tiefen, etwa 1,7 mm breiten Einstich bekommen.
Die beiden mittleren Exemplare sind bis auf den Zustand der Vernickelungen gleich. Die Muffen sind 14 mm lang, haben 9,0 mm Ø und eine mir nicht bekannte Gewindebohrung (der Gewinde-Ø beträgt 2,85 mm und ist damit möglicherweise ein 1/8" Gewinde).
Die Muffe des rechten Exemplars ist eine spätere Ausführung mit 10 mm Länge und einem BSW 5/32" Standardgewinde.
Als Beispiel für die Verwendung der Klauenkupplung mag das folgende Modell eine Drehkrans dienen, das in sämtlichen Motoren-Anleitungsheften No. 72 von 1919 bis 1936 unter verschiedenen Nummern und mit Beschreibungen unterschiedlicher Länge enthalten ist:
. Seite 12 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919
. Seite 13 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919
Das Aus- und Einrücken der Kupplung wird durch ein in die 'Führungsrille' der Klauenkupplung eingreifendes Lochband besorgt. Die Mechanik wirkt sehr einfach, erfordert aber ein sorgfältiges Zurechtbiegen des Flachbands, wenn die dadurch bedingte zusätzliche Reibung in der Führungsrille gering bleiben soll. Einfacher wäre es, das Lochband in passendem Abstand zum Motor - z.B. durch Unterlegscheiben oder Muttern - zu montieren, aber damals gab es in den MBK keine Schrauben ausreichender Länge.
Nachdem diese Klauenkupplung auch in den späteren Motorenanleitungen bis 1936 zu sehen ist, scheint sie bis zuletzt noch - zumindest mit dem großen Uhrwerk-Motor No. 202 und dem großen Verwandlungsmotor No. 402 - ausgeliefert worden zu sein.
Anmerkung:
In der Rückschau fragt es sich, ob die neue Ausführung der Klauenkupplung als unmittelbar zu den Motoren gehörig betrachtet werden sollte und sie daher keine eigene Teilenummer in den Preislisten hatte, wie es z. B. beim Schaltrad zun An- und Abstellen des Uhrwerk-Motors No. 202 war (siehe Legende Punkt 5. in folgendem Bild).
. Seite 8 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919 mit dem großen Uhrwerk-Motor No. 202
Das hieße, die Einträge der Klauenkupplung No. 76 in die Inhaltslisten der Motoren-Kasten No. 202, 301 und 302 sind ein Versehen und stammen womöglich aus einer sehr frühen (Planungs-)Phase bevor die ausgelieferten Versionen endgültig feststanden.
Ähnliches ist auch bei der Abbildung des großen Dampf-Motors No. 402 festzustellen:
. Seite 26 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919 mit den Einzelheiten der Konstruktion des großen Dampf-Motors No. 402 Teil 1
. Seite 27 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1919 mit den Einzelheiten der Konstruktion des großen Dampf-Motors No. 402 Teil 2
Die abnehmbaren Lagerdeckel s) und das gegossene Maschinenbett (wozu r) gehört) hat es allenfalls in den allerfrühesten Kasten etwa Mitte 1919 gegeben. Bis heute habe ich noch keinen Hinweis darauf oder ein Foto davon gefunden, die das bestätigen. Mir sind nur Maschinen mit einem Maschinenbett aus geprägtem Blech mit eingepreßten Messinglagern bekannt.
Trotzdem sind diese beiden Seiten in allen späteren Ausgaben der Anleitung No. 72 bis 1922 unverändert enthalten, 1923 wurde lediglich der Punkt s) gestrichen, ehe es 1925 neue, wirklichkeitsgetreue Abbildungen mit neuer Legende gab.
Gruß
Norbert
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