51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

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Dilettant Germany
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51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

#3537

Beitrag von Dilettant »

Heute soll es um eines der unauffälligsten Märklin Baukastenteile gehen: Die Schieberöse.
Vom Anfang der Märklin Metallbaukastenzeit 1917 bis zum Ende 1999 angeboten.
Die überwiegende Zeit aus Schwarzblech hergestellt, kurze Zeit, von 1923 bis 1926 auch aus Messing.

Über die Verwendung bin ich mir im Unklaren, höchst selten taucht sie in einem Modellbeispiel auf.
Und da auch nicht näher spezifiziert für welche Funktion.
Vielleicht kann einer der Schrauber hier Licht in meine Dunkelheit bringen.
K1024_20230829_095154.JPG
K1024_20230829_101306.JPG
Von der Geometrie her passt keine Mutter in die Schieberöse, ein Schraubenkopf passt.
K1024_20230829_100939.JPG
K1024_20230829_101004.JPG
Die Bestimmung ist wohl, über ein Flachband geschoben zu werden, eine leichte Klemmung ist vorhanden.
K1024_20230829_101127.JPG
Anders als bei Teil 56 - 11704 Schieberöse mit Büchse und Band als Kurberlarm, später als Kurbelarm mit Band bezeichnet.
Dort kann die Öse über ein Flachband geführt werden und hat Spiel zur Bewegung.

Zu Vorkriegszeiten ab Kastengröße 4A (1 Stück) bis Kastengröße 6 (2 Stück)
In der Nachkriegszeit ab Kastengröße 104A/1034 (2 Stück) bis Kastengröße 105/1015

Nachfolgend 2 exemplarische Modellbeispiele (2 Stück), wo jeweils 1 Stück Schieberöse verwendet wurde.
Man kann erkennen, wie das Vorkriegsbeispiel im Informationsgehalt deutlich unter der Nachkriegsanleitung liegt, d.h. sehr viel schwieriger nachzubauen war.
K1024_20230829_095241.JPG
Viele Grüße

Friedemann
K1024_20230829_100519.JPG
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Georg Germany
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Re: 51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

#3538

Beitrag von Georg »

Dilettant hat geschrieben: 29.08.2023 15:05
Die Bestimmung ist wohl, über ein Flachband geschoben zu werden, eine leichte Klemmung ist vorhanden.

Hallo Friedemann,

danke für den Bericht.
Zu dem oben genannten Satz von Dir: da habe ich eine andere Meinung.

Für mich galt schon immer, das Ding heißt Schieberöse, also muss ich es (ver-)schieben können. Das heißt, ich habe die Öse, sofern sie klemmte, etwas aufgebogen, damit sie sich leicht auf einem Lochband verschieben lässt.
Du hast zurecht auf die Schieberöse mit Buchse verwiesen, die es übrigens auch bei Meccano so gab. Die hat die selbe Aufgabe, jedoch mit einer Buchse, um eine Welle zu befestigen. Und die Schieberöse (ohne Buchse) ist für eine Schraube gedacht.
Es ist in der Tat so gedacht, dass die Schraube von "innen" rausgesteckt werden soll. Für eine Mutter ist kein Platz oder das Ding bräuchte eine ziemlich andere und damit teurere Geometrie. (Eine Vierkant-Meccano-Mutter hat Platz.) Wenn eine Mutter in der Schieberöse Platz hätte, bestünde immer die Gefahr, dass das möglicherweise überstehende Gewindestück der Schraube sich im Lochband verhakt. Daher ist "Schraube nach außen" die bessere Lösung. Wenn man die Schieberöse mit einem anderem Bauteil verbindet und die Mutter fest zieht, weitet sich die Öse ein klein wenig auf und ein leichter Lauf auf dem Lochband ist gegeben. Wenn die Schieberöse auf dem Lochband ist, ist ein nachträgliches Festziehen nicht mehr so einfach. Eine Montage einer oder mehrerer Schieberösen für leichtgängiges Verschieben von einem Bauteil oder einer Baugruppe entlang eines Lochbandes erfordert da ein sorgfältiges und iteratives Ausrichten der Teile gegeneinander.

Auf die Schnelle fallen mir zwei Modelle ein, bei denen ich Schieberösen verwendete.
Einmal bei meinem Bagger, wo ich zwei Schieberösen verwendete, um eine Klauenkupplung bzw. den Schalthebel dazu parallel zu führen und einen Meccano-Bowdenzug als Betätigungsmittel daran schraubte.
Schieberöse bei Bagger.jpg

Die Schieberösen sind mit jeweils einem blauen Pfeil markiert. Die Klauenkupplung ist eine Etage tiefer auf dem Bild oberhalb der Schnecke zu sehen. Die Schieberösen sind durch ein 4er Lochband verbunden, das über Umwege mit der Ausrückgabel verbunden ist. Umwege deshalb, weil ich um das Lochband herum und eine Etage tiefer musste.


Die andere Anwendung ist bei meinem U-Boot, das im Meer auf- und abtaucht. Das Auf- und Abtauchen erreichte ich durch Überlagern eine sin(x) mit einer sin(3x)-Kurve (ganz grob und vereinfacht). Siehe dazu das Bild
Schieberöse bei U-Boot.jpg
Die sin(x)-bewegung wird links am großen Kettenrad erzeugt. Die sin(3x) wird recht am kleinen Kettenrad erzeugt, das sich dreimal so schnell dreht. Dort ist das goldene Meccano-Lochband in einer Schieberöse gelagert (blauer Kringel), weil ansonsten der Gelenktrieb klemmen würde. Die Summe der Bewegung wird in der Mitte des goldenen Lochbands abgenommen. Dort sind zwei Scheiberösen mit einem 5er Lochband verbunden und können auf dem goldenen Lochband gleiten. Das 5er Lochband ist mittig mit einem Stellring an der langen Welle befestigt, über die die Summenbewegung auf den gelben U-Boot-Turm übertragen wird. Um ein Klemmen der Schieberösen zu vermeiden, da sich das goldene Lochband nicht nur hin- und herbewegt, sondern auch noch die Richtung relativ zur Achse ändert, brauchte es den großen Stützabstand des 5er Lochbandes.

Berichte zu beiden Modellen findet man bei Schrauber & Sammler:
den Bagger in Ausgabe 18, das U-Boot in Ausgabe 6. Zu finden unter: www.meccanoindex.co.uk/SundS/index.php


Und auch bei youtube sieht man was dazu:

Den Bagger bei:



Das U-Boot bei:


Wie man sieht, sind die Schieberösen nützliche Bauteile, die für gewisse Spezialanwendungen äußerst brauchbar sind.
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Grüße
Georg

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Re: 51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

#3541

Beitrag von Georg »

Hallo an alle Märklinisten,

ich habe eine Frage zu dem von Friedemann erwähnten "Hochleistungs-Sägegatter". Wo wird die Schieberöse in dem Modell verwendet?
Ich habe mir die Zeichnung in hoher Qualität angeschaut, konnte aber die Schieberöse 51 nicht entdecken. Da sie laut Stückliste nur einmal verwendet wird, vermute ich sie irgendwo im Bereich des Wagenvorschubs, auf halber Höhe links in der Zeichnung. Aber wo?

Beim Frachtschiff ist die Schieberöse in der Lenkung der hinteren Räder mit Schiebefunktion eingesetzt.
Grüße
Georg

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Norbert Germany
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Re: 51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

#3548

Beitrag von Norbert »

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Hallo Georg,

Deine Frage habe ich mir auch gestellt und mir die Zeichnung genau angesehen.

Ich habe nur folgende, durch Pfeil gekennzeichnete Stelle gefunden, die eine Schieberöse darstellen könnte:
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Modell #617 Hochleistungs-Sägegatter+.jpg
Beim besten Willen aber, kann ich die Funktion dieses Bauteils an dieser Stelle nicht erkennen.

2007 habe ich eine an diesen Bauvorschlag angelehnte Gattersäge realisiert, die normale Ritzel und Zahnräder, sowie die kleine Sperrklinke (ohne Verwendung der Schiebeöse) als Vorschub-Elemente verwendet:
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VG Vorschub 02.jpg
Leider ist diese Klinke, die in das in der Mitte angeordnete Ritzel eingreift, auf diesem Bild nur zu erahnen.

Zur Verwendung der Schieberöse fällt mir im Moment nur mein Dreschmaschinenmodell aus demselben Jahr ein:
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Linke Seite ka.jpg
Hier dient die Schieberöse lediglich als Aufnahme für ein Stück Gummi für die Feststellbremse der Dreschmaschine:
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Bremsbacke kr.jpg
Der Bremshebel wird durch die rechts sichtbare Schnur betätigt.

Gruß
Norbert
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Norbert Germany
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Re: 51 - 51 - 11712 - 117120 Schieberöse

#3553

Beitrag von Norbert »

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Nachforschungen über dieses Bauteil haben die folgende Historie ergeben:
  • 1911 wurde das Teil No. 51 als Eye Piece erstmals im MECCANO Manual of Instructions aufgeführt, aber noch nicht abgebildet.
  • In der in England gedruckten deutschen Ausgabe dieses Manuals (Erklärendes Handbuch) wurde dieses Bauteil als Augenstück bezeichnet.
Der Grund für die Einführung dieses Teils, das ab Kasten No. 4 zweifach und im Kasten No. 6 vierfach enthalten war, scheint das folgende Modell gewesen zu sein:
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MCA_1911_#(56-DE)-023k.jpg
Dieser Bauvorschlag ist der einzige des gesamten Heftes, der das Teil No. 51 Augenstück benötigt und zwar zweimal.
Der Abbildung kann man nur mit Mühe entnehmen, wo und wie diese eingesetzt werden.

Das hat man bei MECCANO wohl ebenfalls bemerkt und in der nächsten, von 48 auf 80 Seiten erweiterten Ausgabe von 1912 wie folgt geändert:
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MCA_1912_#56-DE-032r.jpg
In der Stückliste wird das Bauteil No. 51 nun als Oese bezeichnet.

Aus der vergrößerten Detail-Abbildung rechts wird ersichtlich, daß zwei Schiebeösen ein Flachband mit mittig angeschraubtem Lagerbügel führen, der einen Transmissionsriemen zwischen fester und loser Rolle verschieben kann.

Außerdem enthält das 1912er Anleitungsheft zwei weitere Modellvorschläge, welche dieses Bauteil benötigen:
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MCA_1912_#56-DE-048r.jpg
Auch auf dieser Abbildung ist kaum zu erkennen, wo und wie die Schiebeöse einzusetzten ist.
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MCA_1912_#56-DE-050r.jpg
Hier zeigt Fig. 78D den Einsatz eines Oesenstücks als Halterung für den Bedienhebel (28). Die vorgesehene Verwendung des Zahnrads (27) als Feststeller für das Ritzel (25) funktioniert aber nur, wenn die Welle (18) genügend Spiel im Loch der Kleinen Platte No. 53 hat.

Bemerkung: Zu dieser Zeit haben Zahnräder und Ritzel noch keinen Naben, sondern werden durch Klemmuffen mit Zunge auf der Welle befestigt.
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MCA_1912_#56-DE-073r.jpg
Dies ist das dritte Modell des Heftes, bei dem Bauteil No. 51 verwendet wird. Auch hierzu gibt es eine Detailzeichnung:
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MCA_1912_#56-DE-074r.jpg
Fig 90B zeigt auch hier ein geführtes Flachband mit angeschraubter Lagergabel, diesmal zum Ein- oder Ausrücken eines Ritzels (12).
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MCA_1912_#56-DE-077r.jpg
Diese Abbildung ausgewählter Teile zeigt jetzt auch das im Vorjahr eingeführte Bauteil No. 51.

In dem folgenden, nun 100-seitigen Anleitungsheft von 1913 tritt das Modell No. 63 mit abgewandelter Ausführung des Schnurtriebs, ohne Verwendung von Schiebeösen auf.

Zusätzlich zu den Modellen werden nun aber drei Seiten mit Normalkonstruktionen gezeigt, bei den es auch zwei Beispiele (G.) und (K.) mit Oesen gibt:
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MCA_1913_#56-DE-094r.jpg
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MCA_1913_#56-DE-095r.jpg
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Der Inhalt dieser MECCANO Anleitung No. 56 von 1913 ist größtenteils auch noch in der ersten MECCANO-Märklin Anleitung von 1917 enthalten. Es fehlen darin allerdings die Normalkonstruktionen, die erst wieder in der MECCANO-Märklin Anleitung No. 71 von 1918 als Grundformen wieder auftauchen.

Im diesem Anleitungsheft von 1918 wird das Bauteil No. 51 erstmals als Schieberöse bezeichnet:
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MMA_1918-10_#71-109_A22_T25r.jpg
Diese Bezeichnung von 1918 - nicht aber die Teilenummer - wird das Eye Piece bis zur Einstellung der Märklin Metallbaukasten-Produktion im Jahr 1999 beibehalten.
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