Märklin Elektro-Motor No. 301

Alles um die Kästen 00-6H sowie 101/1-500
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Norbert Germany
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Märklin Elektro-Motor No. 301

#3185

Beitrag von Norbert »

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Hallo Märklin Freunde,

kürzlich habe ich eine sehr gut erhaltenen Klappdeckelschachtel für den 1924 eingeführten 5 x 7 Loch großen Elektromotor No. 301 erwerben können. Außer einem Widerstand No. 368 enthielt diese Kasten keine Einzelteile, jedoch waren die Pappschachtel für Schrauben und Kleinteile, sowie die Päsentationspappe für die Zahnräder und deren Klauenkupplungen dabei.

Da ich vor einem halben Jahr zu einem passenden E-Motor gekommen war (siehe hier: viewtopic.php?p=2822#p2822), beschloß ich den Kasten zu vervollständigen.

Zum Glück hatte ich bereits einen passenden Anschluß-Stöpsel No. 385, ein zweiadriges Textilkabel von 3 m Länge aus dieser Zeit, sowie originale Stecker und Buchsen, um daraus das Anschlußkabel No. 311 herstellen zu können.

Schrauben, Kleinteile, die notwendigen Zahnräder - darunter auch das seltene 96Z Zahnrad No. 31 - waren ohnehin vorhanden. Ein besonderer Glücksfall hatte mir auf unserem Jahrestreffen 2021 das genau zu diesem Motor passende Anleitungsheft No. 72 von 1925 (No. 72. 101025) beschert, in dem einige Bauvorschläge wegen der inzwischen eingeführten doppelpoligen Isolieung des Motors als ungültig gekennzeichnet wurden (siehe 12. - 15. Bild in: viewtopic.php?f=8&t=290).

Nach der langen Vorrede nun die Bilder.
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20230429-#3816ak-.jpg
Kasten No. 301 Elektro-Motor mit den Maßen 280 mm x 180 mm x 105 mm (B x T x H).

Das Deckelbild mit dem roten/orangen Rand wurde bei den Motoren- / Zusatzkasten zum Teil noch bis 1927 verwendet. Bei den Grund- und Ergängungskasten wurden sie überwiegend bereits 1924 durch ein neues Deckelbild abgelöst.
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20230429-#3817ak-.jpg
Blick in den aufgeklappten Kasten No. 301. Bei dem geringen Inhalt sieht er naturgemäß sehr aufgeräumt / übersichtlich aus.
Kabel und sonstige Teile werden durch die Pappe mit den Zahnrädern verdeckt.
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20230429-#3818k-.jpg
1926 kostete dieser Kasten 36 RM, das sind 4 RM weniger, als für einen Grundkasten No. 4 bezahlt werden mußte.
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20230429-#3820ka-.jpg
Hier ist der gesamte Inhalt des Kastens No. 301 bis auf ein 50 cm langes einadriges Abzweigkabel No. 313 zu sehen, das noch im Zulauf ist.

Die rot gekennzeichneten Stecker / Buchsen dienen der Sicherheit. Dazu muß der rote Steckerstift in das die Netzspannung (Phase) führende Loch der Steckdose eingesteckt werden, das durch eien Polprüfung zu bestimmen ist. Wenn die zugehörige rote Buchse des Widerstands-Anschlusses auf den rot gekennzeichneten Stift des Widerstands gesteckt wird, liegt die Phase an einem Pol des Drehschalters an.

Erst beim Einschalten dieses Schalters wird die Phase mit dem Mittenanschluß der Widerstands-Lampe verbunden und über diese mit der auf den Motoranschluß gesteckten roten Buchse verbunden.

Diese Verkabelung stellt sicher, daß der Nulleiter des Netzanschlusses mit dem Gehäuse nicht doppelpolig isolierter Motoren verbunden ist und somit eine Berührung desselben oder des mit ihm verschraubten Modells keine Gefahr darstellt.
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20230429-#3821ak-.jpg
Blick auf die Seite 46 des zugehörigen Anleitungsheftes No. 72 mit der Einstempelung:
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„UNGÜLTIG“ DA MOTOR
JETZT DOPPELPOLIG ISOLIERT
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Das heißt in praxi: der jetzt isolierte Motor-Anschluß muß über ein separates Kabel mit Masse oder dem 2. Pol der Stromquelle verbunden werden.

Gruß
Norbert

P.S.: Im folgenden Beitrag werden noch einige Bilder vom Widerstand No. 368 und dem Betrieb des Motors am Stromnetz gezeigt.
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Norbert Germany
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Re: Märklin Elektro-Motor No. 301

#3186

Beitrag von Norbert »

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Hier nun der versprochene zweite Teil.
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20230421-#3762a-.jpg
Das war der mit der Schachtel übernommene Widerstand No. 368 mit ziemlich flugrostigen Stahlteilen inkl. der Bodenplatte.
Ich beschloß, den Apparat soweit zu zerlegen, daß diese Teile restauriert werden können.
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20230421-#3764ka-.jpg
Hier der zerlegte Widerstand. Es zeigte sich, daß der Schalter komplett demontiert werden mußte, da die Kontaktflächen sich nicht mehr berührten, der Schalter also defekt war.
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20230421-#3766ka-.jpg
Unteransicht des Widerstands-Brettchens. Die im vorigen Bild sichtbare Abdeckung der Unterseite wurde offensichtlich von einem Vorbesitzer hergestellt, denn sie paßte nur annähernd zu dem Brettchen. Ich habe sie ohnehin durch eine 2 mm dicke Pappe ersetzen müssen, damit der dafür vorgesehene Stecker über die Grundplatte paßt.
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20230424-#3770ka-.jpg
Das ist der fast vollständig wieder zusammengebaute Schalter, nachdem die stählernen Teile entrostet und mit einer Kaltbrünierung neu geschwärzt worden sind. Da die Sichtscheibe mit der rot-weiß Markierung fehlte habe ich sie aus einem anderen Schalter entnommen, eingescannt, das Bild auf eine Pappe aufgeklebt und dann ausgeschnitten. Das innere Vierkantloch wurde mit einem scharfen Stichel ausgestochen.
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20230424-#3775ka-.jpg
Der restaurierte Widerstand No. 368.

Nun wurde der Motor No. 301 M mit dem Widerstand No. 368 und einer für solche Zwecke hergestellten Leitung aus neuzeitlichem Textilkabel und alten Steckverbindungen ausprobiert.
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20230424-#3779ka-.jpg
Dieses Kabel hatte ich damals für meinen ersten Netzspannungs-Motor 3099/301 hergestellt (siehe: viewtopic.php?f=10&t=177):
Vom Netzstecker rechts führt ein Kabel über den in die Doppelbuchse eingesteckten Widerstand No. 368 zum Elektro-Motor. Die zweite Ader des Netzkabels geht direkt zum Motor.
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20230424-#3784ka-.jpg
Dieses Bild zeigt den damals weitverbreiteten Anschluß des Elektro-Motors über den Anschluß-Stöpsel No. 385 an eine Lampenfassung der Zimmerbeleuchtung.

In den 1920er Jahren gab es in den meisten Haushalten so gut wie keine Elektrogeräte und demzufolge auch keine Steckdosen. In den meisten Miethäusern wurde aus Kostengründen nur ein Stromzähler für das ganze Haus installiert. Der Verbrauch der Mietparteien wurde deshalb nach der Anzahl der Licht-Brennstellen in einer Wohnung abgerechnet.

Ein Anschluß-Stöpsel erlaubte bei eingeschaltetem Licht zwei zusätzliche Elektrogeräte zu betreiben. Deshalb wurde dieses praktische Gerät im Volksmund als 'Stromdieb' bezeichnet.
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20230424-#3788ka-.jpg
Hier ist der Widerstand No. 368 mit einer 60 W Kohlefadenlampe bestückt. Der Motor kommt trotz guter Schmierung der Wellenlager nur sehr zögerlich in Gang, von einer mechanischen Leistungsabgabe kann keine Rede sein. Nach dem Hochlauf messe ich an den Motorklemmen eine Spannung von 22 V.
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20230424-#3790ka-.jpg
Nach Austausch der Lampe gegen eine 115 W Kohlefadenlampe sieht es schon besser aus: der Motor läuft sofort an und erreicht eine für den Modellbetrieb durchaus brauchbare Drehzahl. Die gemessene Spannung am Motor liegt bei 45 V.
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20230424-#3791ka-.jpg
Abschließend noch ein Bild des schnell drehenden Elektro-Motors. Sein Betrieb mit diesem Arrangement hat einen Wirkungsgrad, der sich von dem einer Glühlampe nur unwesentlich unterscheiden wird. Ich schätze mal, kaum mehr als 15%. Bei einem Anker, der aus zwei einfachen Blechen geformt ist, kann man wohl kaum mehr erwarten.

Gruß
Norbert
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Re: Märklin Elektro-Motor No. 301

#3188

Beitrag von Georg »

Hallo Norbert,
ein schönes Sammlerstück. Und vor allem: vorbildlich dokumentiert!

Dazu vielleicht passend mein Motorenkasten 302.
302-01.jpg
302-02.jpg
302-03.jpg
Man sieht dabei ganz deutlich den Unterscheid von einem schönen Kasten zu einem Kasten im Zustand, wie er ins Haus kam. Ich bin aber der Meinung, dass man beinahe Hundertjährigen ihr Alter ansehen darf.
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Grüße
Georg

Ich schraube, also bin ich.
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märklin_fan Germany
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Re: Märklin Elektro-Motor No. 301

#3190

Beitrag von märklin_fan »

Georg hat geschrieben: 30.04.2023 16:10 Hallo Norbert,
ein schönes Sammlerstück. Und vor allem: vorbildlich dokumentiert!
Lieber Norbert, nicht nur vorbildlich dokumentiert, sondern auch vorbildlich restauriert.
Viele Grüße von
Erwin W.
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