Ein interessanter Märklin Baukasten No. 2 von 1919
Verfasst: 25.02.2021 03:01
Im April letzten Jahres erwarb ich diesen Märklin Metallbaukasten No. 2:
. Zugegebenermaßen sahen Kasten und Deckelbild sehr mitgenommen und nicht gerade attraktiv aus.
. Der Blick ins Innere zeigte einen gut gefüllten Kasten mit nicht durchweg stimmigen Inhalt.
So gehören die schwarze Platte No. 52 mit Langlöchern und die rote Platte No. 53 mit Sicherheit nicht da hinein.
Was mich einerseits zum Kauf animierte, war die grüne Kaschierung des Kasteninneren, wie sie bei Meccano üblich war und von Märklin nach der Übernahme 1917 fortgeführt wurde. Viel bedeutsamer ist jedoch, daß sich dieser Kasten erheblich von seine Vorgängern unterscheidet.
.
1919 brachte Märklin diese neuen Teile heraus, die erstmals selbst geschaffen und nicht wie bis dato von Meccano übernommen worden waren.
Die beiden runden Platten No. 66 und No. 67 waren in der Preisliste, gültig ab 1. Mai 1919, erstmals gelistet, die anderen Teile in der drei Monate später folgenden Liste.
Diese neuen Teile erweiterten unverzüglich die Bestückung der Baukasten, die deshalb anders gestaltete Fach-Einteilungen benötigten und damit auch größer wurden.
Im Kasten No. 2 mußte ab jetzt ein Platz für vier runde Platten No. 67 geschaffen werden, möglichst so, daß diese attraktiven Räder sofort ins Auge fallen.
. Da das vohandene Deckelbild arg ramponiert war, beschloß ich, es durch ein besser erhaltenes zu ersetzen. Dabei stellte ich fest, daß sich unter der Kaschierung des Klappdeckels ein weiteres Deckelbild befand.
- Nach Ablösung des oberen Deckelbildes und der darunter befindlichen Kaschierung kam dieses Etikett zutage. Ich kannte es bis dato nur als Bild, welches Meccano auf der Innenseite von Kastendeckeln verwendet hat. Im Unterschied dazu wurden hier die Jugendstil-Ornamente links und rechts unter den Texten durch das Märklin-Wappen ersetzt.
. Die Kaschierungen unter den Deckelbilder waren leider in einem sehr schlechten Zustand und hatten vor der Ablöung schon viele Fehlstellen. Dazu kam, daß ein Vorbesitzer beide Papiere stellenweise mit einem nicht wasserlöslichen Kleber„repariert” hatte (siehe Pfeile). Die zweite Kaschierung war übrigens erforderlich, weil das Meccano-Bild breiter als das Märklin-Bild ist.
. Daher beschloß ich, den Deckel des Kastens neu zu beziehen und das Meccano Deckelbild dort aufzukleben.
Da die Seitenränder des Klappdeckels bis auf wenige verblieben Reste fehlten, entfernte ich diese ganz und habe nun eine flachen Deckel.
Das Aufkleben des Bildes war nicht einfach, denn das Papier ist extrem dünn und empfindlich. Bereits während des Beleimens riß es und ich mußte zusehen, es möglichst rasch auf den Deckel zu bringen. So ist es links leicht faltig und als Ganzes leicht schief geworden.
. Damit man die spätere Ausführung des Kastens nachvollziehen kann, habe ich einen Deckel mit einer Kopie des Märklin Deckelbilds angefertigt, der über den Klappdeckelkasten gestülpt wird. Das ist zwar nicht originalgetreu, aber, wie ich finde, eine adäquate Methode, die Historie dieses Kastens darzustellen.
Bleibt jetzt noch die Frage, warum der Kasten ein neues Deckelbild erhielt: Am 28. Juni 1919 unterzeichnete die deutsche Regierungs-Delegation in Versailles unter Protest den von den Alliierten diktierten Friedensvertrag.
Damit traten auch die Artikel 274 und 275 des Vertrages in Kraft, die deutschen Produkten verboten, fremde Herkunftsbezeichnungen zu tragen. Diese Verordnungen betrafen nicht nur prominente Produkte, wie Champagner und Cognac deutscher Herstellung, weshalb die Auflagen auch als Champagnerparagraphen bezeichnet wurden, sondern auch die Produktbezeichnung Meccano.
Man kann also davon ausgehen, daß dieser Kasten im 1. Halbjahr 1919 bestückt und erst nach Juli/August 1919 verkauft worden ist.
Ferner ist anzunehmen, daß im Juli 1919 nicht nur neue Deckelbilder eingeführt worden sind, sondern auch die weinrote Innenbekleidung der Kasten. Trotzdem wird es grün kaschierte Baukasten noch eine ganze Weile gegeben haben, denn damals wurden nicht wie heute, Tonnen von Papier weggeworfen, weil sich das Firmenlogo geändert hat, sondern es wurden alle Vorräte aufgebraucht, ehe neue Zeiten anbrachen.
. Das Innere des Kastens habe ich nicht erneuert, sondern nur gereinigt und ausgebessert. Der Kasten war nach Entnahme der nicht zugehörige Teile (darunter auch einige Zahnräder) bis auf einige Kleinteile (Schrauben, Klemmuffen, Klammern) und Schnüre komplett. Die fehlenden Teile habe ich fast vollständig aus Vorräten derselben Zeit ersetzt. Als Transmissionsschnur habe ich naturfarbene dünne Kordel genommen, wie ich sie gelegentlich in Kasten dieser Zeit gefunden habe.
. Hier noch ein Blick in die Pappschachtel mit den Kleinteilen und auf die Räder. Noch immer ist Messing Mangelware oder es sind noch viele aus Stahl gefertigte Räder auf Lager.
Was man aber auch feststellen kann: Rationalisierung war auch damals schon ein Thema. Bisher wurden die Spurkranzräder No. 20 an allen vier Löchern miteinander vernietet. Dieser fertigungstechnisch aufwendige Vorgang ist hier schon Vergangenheit. Jetzt muß die Nabe die beiden Bleche alleine zusammenhalten. Als Verdrehschutz dienen hier lediglich vier eingeprägte Noppen, die bis zur Ablösung des Rads durch die Kunststoff-Ausführung beibehalten werden.
. Zugegebenermaßen sahen Kasten und Deckelbild sehr mitgenommen und nicht gerade attraktiv aus.
. Der Blick ins Innere zeigte einen gut gefüllten Kasten mit nicht durchweg stimmigen Inhalt.
So gehören die schwarze Platte No. 52 mit Langlöchern und die rote Platte No. 53 mit Sicherheit nicht da hinein.
Was mich einerseits zum Kauf animierte, war die grüne Kaschierung des Kasteninneren, wie sie bei Meccano üblich war und von Märklin nach der Übernahme 1917 fortgeführt wurde. Viel bedeutsamer ist jedoch, daß sich dieser Kasten erheblich von seine Vorgängern unterscheidet.
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1919 brachte Märklin diese neuen Teile heraus, die erstmals selbst geschaffen und nicht wie bis dato von Meccano übernommen worden waren.
Die beiden runden Platten No. 66 und No. 67 waren in der Preisliste, gültig ab 1. Mai 1919, erstmals gelistet, die anderen Teile in der drei Monate später folgenden Liste.
Diese neuen Teile erweiterten unverzüglich die Bestückung der Baukasten, die deshalb anders gestaltete Fach-Einteilungen benötigten und damit auch größer wurden.
Im Kasten No. 2 mußte ab jetzt ein Platz für vier runde Platten No. 67 geschaffen werden, möglichst so, daß diese attraktiven Räder sofort ins Auge fallen.
. Da das vohandene Deckelbild arg ramponiert war, beschloß ich, es durch ein besser erhaltenes zu ersetzen. Dabei stellte ich fest, daß sich unter der Kaschierung des Klappdeckels ein weiteres Deckelbild befand.
- Nach Ablösung des oberen Deckelbildes und der darunter befindlichen Kaschierung kam dieses Etikett zutage. Ich kannte es bis dato nur als Bild, welches Meccano auf der Innenseite von Kastendeckeln verwendet hat. Im Unterschied dazu wurden hier die Jugendstil-Ornamente links und rechts unter den Texten durch das Märklin-Wappen ersetzt.
. Die Kaschierungen unter den Deckelbilder waren leider in einem sehr schlechten Zustand und hatten vor der Ablöung schon viele Fehlstellen. Dazu kam, daß ein Vorbesitzer beide Papiere stellenweise mit einem nicht wasserlöslichen Kleber„repariert” hatte (siehe Pfeile). Die zweite Kaschierung war übrigens erforderlich, weil das Meccano-Bild breiter als das Märklin-Bild ist.
. Daher beschloß ich, den Deckel des Kastens neu zu beziehen und das Meccano Deckelbild dort aufzukleben.
Da die Seitenränder des Klappdeckels bis auf wenige verblieben Reste fehlten, entfernte ich diese ganz und habe nun eine flachen Deckel.
Das Aufkleben des Bildes war nicht einfach, denn das Papier ist extrem dünn und empfindlich. Bereits während des Beleimens riß es und ich mußte zusehen, es möglichst rasch auf den Deckel zu bringen. So ist es links leicht faltig und als Ganzes leicht schief geworden.
. Damit man die spätere Ausführung des Kastens nachvollziehen kann, habe ich einen Deckel mit einer Kopie des Märklin Deckelbilds angefertigt, der über den Klappdeckelkasten gestülpt wird. Das ist zwar nicht originalgetreu, aber, wie ich finde, eine adäquate Methode, die Historie dieses Kastens darzustellen.
Bleibt jetzt noch die Frage, warum der Kasten ein neues Deckelbild erhielt: Am 28. Juni 1919 unterzeichnete die deutsche Regierungs-Delegation in Versailles unter Protest den von den Alliierten diktierten Friedensvertrag.
Damit traten auch die Artikel 274 und 275 des Vertrages in Kraft, die deutschen Produkten verboten, fremde Herkunftsbezeichnungen zu tragen. Diese Verordnungen betrafen nicht nur prominente Produkte, wie Champagner und Cognac deutscher Herstellung, weshalb die Auflagen auch als Champagnerparagraphen bezeichnet wurden, sondern auch die Produktbezeichnung Meccano.
Man kann also davon ausgehen, daß dieser Kasten im 1. Halbjahr 1919 bestückt und erst nach Juli/August 1919 verkauft worden ist.
Ferner ist anzunehmen, daß im Juli 1919 nicht nur neue Deckelbilder eingeführt worden sind, sondern auch die weinrote Innenbekleidung der Kasten. Trotzdem wird es grün kaschierte Baukasten noch eine ganze Weile gegeben haben, denn damals wurden nicht wie heute, Tonnen von Papier weggeworfen, weil sich das Firmenlogo geändert hat, sondern es wurden alle Vorräte aufgebraucht, ehe neue Zeiten anbrachen.
. Das Innere des Kastens habe ich nicht erneuert, sondern nur gereinigt und ausgebessert. Der Kasten war nach Entnahme der nicht zugehörige Teile (darunter auch einige Zahnräder) bis auf einige Kleinteile (Schrauben, Klemmuffen, Klammern) und Schnüre komplett. Die fehlenden Teile habe ich fast vollständig aus Vorräten derselben Zeit ersetzt. Als Transmissionsschnur habe ich naturfarbene dünne Kordel genommen, wie ich sie gelegentlich in Kasten dieser Zeit gefunden habe.
. Hier noch ein Blick in die Pappschachtel mit den Kleinteilen und auf die Räder. Noch immer ist Messing Mangelware oder es sind noch viele aus Stahl gefertigte Räder auf Lager.
Was man aber auch feststellen kann: Rationalisierung war auch damals schon ein Thema. Bisher wurden die Spurkranzräder No. 20 an allen vier Löchern miteinander vernietet. Dieser fertigungstechnisch aufwendige Vorgang ist hier schon Vergangenheit. Jetzt muß die Nabe die beiden Bleche alleine zusammenhalten. Als Verdrehschutz dienen hier lediglich vier eingeprägte Noppen, die bis zur Ablösung des Rads durch die Kunststoff-Ausführung beibehalten werden.