Hallo Zusammen,
vor einiger Zeit hatte ich mich mit dem Synchronmotor beschäftigt und in einem ersten Versuch den in den Anleitungen dargestellten Motor mit signifikanten Abwandlungen nachgebaut.
U. a. hatte ich für den Rotor Metallus-Lochscheiben und -Führungbügel verwendet. Diese Teile sind massiger, als Märklin-Teile, und der Rotor bekommt dadurch schon eine ordentliche Rotationsträgheit.
Der Motor hat auf Anhieb einwandfrei funktioniert und ließ sich problemlos auf 4 Drehzahlen (1500, 750. 500 und 375 U/min) einrasten - ich hatte davon berichtet.
Spaßeshalber wollte ich diesen Motor nun einmal exakt nach Anleitung bauen und habe dabei das an anderer Stelle besagte Heft 171 mit der Kennung TNN 03 49 br erwischt, in dem das Modell auf Seite 49 recht ausführlich beschrieben ist.
Die Experten werden das wahrscheinlich wissen, aber nach dieser Anleitung wird der Motor kaum funktionieren, weil die Spule bestenfalls ca. 6,5mm zu hoch liegt.
In späteren Anleitungen hat man dem Rechnung getragen - hier werden die Lagerplatten unter Verwendung mehrerer Muttern entsprechend höher gesetzt.
Jedenfalls habe ich es so nicht ausprobiert, sondern die Spule gleich nach unten gesetzt, damit Spulenkern und waagerecht stehende Pole in einer Flucht liegen.
Der Motor funktioniert, aber deutlich unwilliger, als mein damaliger erster Prototyp, und er lässt sich auch nur auf 2 Drehzahlen (1500 und 750 U/min) einrasten.
Wulf-Dieter hatte damals sinngemäß berichtet, dass er mit einem nach Anleitung gebauten Motor auch nicht gut zurechtgekommen ist - das kann ich jetzt besser nachvollziehen.
Aber eine Frage habe ich noch:
In der Anleitung ist zu lesen, dass "die Spule 1302 gut isoliert" angebracht werden soll und hierfür "4 Unterlagscheiben aus Pappe 87" zwischen den Winkelträgern zu verwenden sind.
Abgesehen davon, dass die "Unterlagscheibe 87" lt. Teilebeschreibung aus Metall besteht, verstehe ich den Sinn dieser Forderung in keiner Weise.
Weiß jemand, ob sich dahinter tatsächlich ein physikalischer Grund verbirgt, oder ob es eine ähnlich zweifelhafte Aktion ist, wie z. B. die unsägliche Masseverbindung bei den Motoren?
Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd
Synchronmotor nach Anleitung 171 TNN 03 49 br
- Hans-Gerd
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Synchronmotor nach Anleitung 171 TNN 03 49 br
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Re: Synchronmotor nach Anleitung 171 TNN 03 49 br
.
Moin Hans-Gerd,
ich erinnere mich noch gut mich daran, daß ich als Elf- oder Zwölfjähriger diese Anweisung für ausgemachten Blödsinn hielt, denn beide Spulenanschlüsse sind auf dem hinteren Kunststoffteil des Spulenkörpers gegeneinander und gegen die rote Lagerplatte isoliert angebracht.
Aus heutiger Sicht kommt es mir so vor, als ob es der Verfasser sozusagen im Blut hatte, daß stets ein Pol von Elektromagneten bzw. Elektromotoren mit Masse verbunden ist, was nach dem Krieg ja auch bei den Motoren 1321G (1071) und 1322G (1072) weiterhin so gehandhabt wurde.
Die 'unsägliche' Masseverbindung hat mich bis heute nie gestört, die hatte auch ich immer im Hinterkopf, denn meine ersten E-Technik Gehversuche habe ich tatsächlich mit dem Märklin Metallbaukasten gemacht.
Als späterer Radiobastler bin ich diesem Phänomen ebenfalls häufig begegnet, denn das metallenen Chassis, das die Lötgemeinschaft Deutscher Wald verkabelt hatte, war bei den alten Volksempfängern (fast?) immer mit einem Pol der Netzleitung verbunden.
Aber es gab auch eine kurze Phase bei Märklin, in der beide Pole des Elektromotors No. 301M isoliert waren. Diese Motoren zeigen sozusagen die letzten Rettungsversuche für den Betrieb am Lichtnetz, siehe Bild:
. Seite 46 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1925 mit nachträglichem Stempeleindruck von wahrscheinlich Mitte 1926 - Juli 1927.
Es handelt sich dabei um diesen Motor:
. Seite 163 ders Anleitungsheftes No. 71 von Januar 1927 mit der letzten Ausführung des Elektromotors No. 301M.
Die Schaltzungen sind mit einer Blech-Abdeckung und der Betätigungshebel mit einem isolierten Griffstück gegen Berührung gesichert.
Im Herbst des Jahres 1927 wurde dann auf Druck des VDE die 20 V Technik eingeführt und der Motor auf die No. 1301M umgetauft. Ab da war auch ein Pol wieder mit dem Gehäuse verbunden.
Im August 1927 gab es dann eine neue Ausgabe No. 71, in welcher der neue Magnet No. 1300M und der neue Motor No. 1301M und deren Anschluß ans Netz über Transformator oder Einanker-Umformer dargestellt wurde:
. Seite 164 ders Anleitungsheftes No. 71 von August 1927
.
Gruß
Norbert
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Moin Hans-Gerd,
Weiß jemand, ob sich dahinter tatsächlich ein physikalischer Grund verbirgt, oder ob es eine ähnlich zweifelhafte Aktion ist, wie z. B. die unsägliche Masseverbindung bei den Motoren?
ich erinnere mich noch gut mich daran, daß ich als Elf- oder Zwölfjähriger diese Anweisung für ausgemachten Blödsinn hielt, denn beide Spulenanschlüsse sind auf dem hinteren Kunststoffteil des Spulenkörpers gegeneinander und gegen die rote Lagerplatte isoliert angebracht.
Aus heutiger Sicht kommt es mir so vor, als ob es der Verfasser sozusagen im Blut hatte, daß stets ein Pol von Elektromagneten bzw. Elektromotoren mit Masse verbunden ist, was nach dem Krieg ja auch bei den Motoren 1321G (1071) und 1322G (1072) weiterhin so gehandhabt wurde.
Die 'unsägliche' Masseverbindung hat mich bis heute nie gestört, die hatte auch ich immer im Hinterkopf, denn meine ersten E-Technik Gehversuche habe ich tatsächlich mit dem Märklin Metallbaukasten gemacht.
Als späterer Radiobastler bin ich diesem Phänomen ebenfalls häufig begegnet, denn das metallenen Chassis, das die Lötgemeinschaft Deutscher Wald verkabelt hatte, war bei den alten Volksempfängern (fast?) immer mit einem Pol der Netzleitung verbunden.
Aber es gab auch eine kurze Phase bei Märklin, in der beide Pole des Elektromotors No. 301M isoliert waren. Diese Motoren zeigen sozusagen die letzten Rettungsversuche für den Betrieb am Lichtnetz, siehe Bild:
. Seite 46 der Motoren-Anleitung No. 72 von 1925 mit nachträglichem Stempeleindruck von wahrscheinlich Mitte 1926 - Juli 1927.
Es handelt sich dabei um diesen Motor:
. Seite 163 ders Anleitungsheftes No. 71 von Januar 1927 mit der letzten Ausführung des Elektromotors No. 301M.
Die Schaltzungen sind mit einer Blech-Abdeckung und der Betätigungshebel mit einem isolierten Griffstück gegen Berührung gesichert.
Im Herbst des Jahres 1927 wurde dann auf Druck des VDE die 20 V Technik eingeführt und der Motor auf die No. 1301M umgetauft. Ab da war auch ein Pol wieder mit dem Gehäuse verbunden.
Im August 1927 gab es dann eine neue Ausgabe No. 71, in welcher der neue Magnet No. 1300M und der neue Motor No. 1301M und deren Anschluß ans Netz über Transformator oder Einanker-Umformer dargestellt wurde:
. Seite 164 ders Anleitungsheftes No. 71 von August 1927
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Gruß
Norbert
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Re: Synchronmotor nach Anleitung 171 TNN 03 49 br
Hallo Norbert,
vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Inzwischen habe ich den Motor nach einer anderen Anleitung gebaut und in dieser werden die Pappscheiben nicht mehr erwähnt.
Was die Masseverbindung bei den Motoren betrifft:
Es kann ja durchaus ein legitimes Anliegen sein, eine Leitung einsparen zu wollen - von mir aus.
Aber wenn ich ein solches Bedürfnis hätte, dann würde ich das gern selbst entscheiden - und zwar in Form einer zugänglichen Brücke, die sichtbar offen oder geschlossen ist.
Klar - ein Motor würde dadurch sicher teurer. Aber einfach eine solche Verbindung herzustellen ohne in der Bedienungsanleitung ein Wort darüber zu verlieren halte ich für ziemlich daneben.
Ein Modellbauer würde m. E. sowieso nie darauf kommen, die metallene Struktur seines Modells mit einem Pol der Versorgungsspannung zu verbinden.
Wenn es zu einem Kurzschluss kommen sollte, dann liefert ein mittelprächtiger Modellbau-Akku Ströme, die einen dünnen Leiter in kürzester Zeit verdampfen lassen.
Aber das war hier eigentlich nicht das Thema und deshalb werde ich jetzt wieder mit dem Synchronmotor herumspielen
Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd
vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Inzwischen habe ich den Motor nach einer anderen Anleitung gebaut und in dieser werden die Pappscheiben nicht mehr erwähnt.
Was die Masseverbindung bei den Motoren betrifft:
Es kann ja durchaus ein legitimes Anliegen sein, eine Leitung einsparen zu wollen - von mir aus.
Aber wenn ich ein solches Bedürfnis hätte, dann würde ich das gern selbst entscheiden - und zwar in Form einer zugänglichen Brücke, die sichtbar offen oder geschlossen ist.
Klar - ein Motor würde dadurch sicher teurer. Aber einfach eine solche Verbindung herzustellen ohne in der Bedienungsanleitung ein Wort darüber zu verlieren halte ich für ziemlich daneben.
Ein Modellbauer würde m. E. sowieso nie darauf kommen, die metallene Struktur seines Modells mit einem Pol der Versorgungsspannung zu verbinden.
Wenn es zu einem Kurzschluss kommen sollte, dann liefert ein mittelprächtiger Modellbau-Akku Ströme, die einen dünnen Leiter in kürzester Zeit verdampfen lassen.
Aber das war hier eigentlich nicht das Thema und deshalb werde ich jetzt wieder mit dem Synchronmotor herumspielen
Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd